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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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ein wenig überheblich zu werden.
    „Fragten sie dich …?“
    „Nach der Bewegung? Sie haben monatelang versucht, es aus mir rauszuprügeln. Aber ich habe ihnen nichts gesagt.“
    Er wirkt so erleichtert, als stünden die Nazis in diesem Moment vor der Tür und könnten ihm noch immer etwas antun. „Und jetzt? Du willst doch sicher nicht nach Polen zurück, nach allem, was passiert ist.“
    „Nein, ich lebe jetzt in London.“
    „In England? Wie hast du das angestellt? Und wieso bist du hier?“
    „Das ist eine lange Geschichte.“ Ich halte kurz inne und sehe mich nach Renata um, kann sie aber nirgends entdecken. Ist ihr etwas zugestoßen? „Dafür fehlt mir jetzt die Zeit.“
    Er legt die Stirn in Falten. „Ich verstehe nicht.“
    „Marek, ich …“ Ich muss tief durchatmen. „Ich wurde hergeschickt, um mich mit dir zu treffen.“
    „Von wem wurdest du geschickt?“ Beunruhigt reißt er die Augen auf.
    „Von der britischen Regierung.“ Er scheint seinen Ohren nicht zu trauen. „Ich arbeite für das Außenministerium. Ich wurde hergeschickt, weil ich dich kenne. Du musst für mich den Kontakt zu jemandem aus dem Untergrund herstellen.“
    „Was redest du da?“, raunt er. „Ich arbeite im Staatsdienst. Mit solchen Leuten gebe ich mich nicht ab.“
    „Marek, ich habe keine Zeit für irgendwelche Spielchen“, gebe ich mit gesenkter Stimme zurück. „Wir wissen, dass du eng mit der antikommunistischen Bewegung zusammenarbeitest, und wir müssen dringend mit diesem Mann sprechen. Er heißt Jan Marcel …“
    „Schhht!“, zischt er mir zu. „Sprich den Namen nicht aus. Nicht hier.“ Dabei sieht er zur Tür, als rechne er damit, dass jeden Moment das Lokal gestürmt wird.
    „Wir müssen ihn aufspüren, weil er einen Dechiffrierer besitzt, mit dem wir herausfinden können, welche unserer Agenten in Wahrheit für die Sowjets arbeiten. Im Gegenzug bieten wir …“
    „Hör auf“, fällt er mir abermals ins Wort. „Du hättest nicht herkommen sollen, Marta. Ich kann dir nicht helfen. Es ist zu gefährlich, vor allem jetzt.“ Er steht auf und trinkt sein Bier aus. „Tut mir leid.“
    „Marek, bitte. Du verstehst das nicht. Wir wollen euch im Gegenzug helfen! Ich kann euch wichtige Informationen geben. Und Geld! Ich muss nur mit diesem Mann reden …“
    „Der Westen will uns helfen?“ Sein Gesicht läuft rot an. „So wie damals, 1939?“
    Ich zögere, und vor meinem geistigen Auge sehe ich mich, wie ich hilflos vom Ghetto aus in den Himmel schaue. Wo waren denn die Flugzeuge der Briten und der Amerikaner? Erst nachdem ich tief durchgeatmet habe, kann ich weiterreden. „Ich weiß. Die Alliierten hätten eher einschreiten müssen, und als sie es endlich taten, war es für viele bereits zu spät. Aber diesmal ist es anders. Deshalb bin ich hier, Marek. Deshalb habe ich meine Familie in England zurückgelassen und setze mein Leben aufs Spiel. Du kennst mich und du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Diesmal gibt es Hilfe.“ Meine Worte überschlagen sich fast, so eindringlich sind sie. „Ich habe dafür gesorgt.“ Als ich in sein Gesicht sehe, erkenne ich, wie unglaubwürdig ich klinge. Wer bin ich schon, dass ich solche Behauptungen aufstellen kann?
    „Wer ist diese Frau, die mich angerempelt hat?“, fragt er argwöhnisch. „Die mir den Zettel gegeben hat?“
    „Sie ist von der Botschaft. Sie ist vertrauenswürdig.“
    Marek studiert seine Fingernägel. „Es tut mir leid, Marta. Ich kann dir nicht helfen. Ich wünschte, ich könnte es. Ich weiß, dass du die Hölle erlebt hast, und ich bin froh, dass du es überlebt hast. Aber ich kann kein Risiko eingehen.“
    Ich lege meine Hand auf seinen Unterarm. „Marek, bitte.“
    Er weicht vor mir zurück. „Geh nach Hause, Marta. Das hier ist nicht mehr dein Kampf.“ Er wirft ein paar Münzen auf die Theke.
    „Wenn du es dir anders überlegst“, sage ich tonlos, „findest du mich im Hotel Excelsior.“
    Er reagiert nicht darauf, sondern dreht sich weg und geht.
    Ich sitze reglos da und sehe ihm nach. Marek will nicht mit mir reden. Ich stehe auf. Vielleicht sollte ich es noch einmal versuchen, womöglich kann ich ihn ja doch noch umstimmen. Aber er hat sich wieder an den Tisch gesetzt und redet mit den anderen Gästen. Wenn ich ihn dort anspreche, lenke ich viel zu viel Aufmerksamkeit auf uns.
    Ich verlasse die Bar und steige die Treppe hinauf. Auf der Straße vor dem Haus steht Renata und raucht eine Zigarette. „Ich hatte mich schon

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