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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihren Familien umging? Hermut behauptete, wenn der Plan aufging, würde es keinen Römer mehr geben, der ihnen
     Angst machen konnte. Aber sollte sie ihm das glauben?
    Ganz heimlich hatte sie sogar gehofft, dass Arminius’ Plan bereits an diesem Abend scheiterte, bevor er in die Tat umgesetzt
     werden konnte, dass er verraten worden war von einem, dem Varus’ Gunst wichtiger war als die vage Aussicht auf Freiheit und
     Selbstbestimmung. Oder von Segestes und Ingomar, die entgegen Arminius’ Zuversicht etwas von seinen Plänen mitbekommen hatten.
     In der Freude, einen Anschlag vereitelt zu haben, würde Varus vielleicht nicht daran denken, sich an den Angehörigen des Anführers
     zu rächen. Für diesen Fall hätten ihre Chancen besser gestanden. Aber wie es aussah, hatte Inaja vergeblich gehofft.
    Sie drückte das Kind fest an sich und trat aus dem Stall. Nun konnte sie Arminius’ Stimme deutlich unterscheiden und Hermuts
     auch. An Thusneldas leisem Lachen erkannte sie, dass Arminius sich als Varus’ Freund an der Festtafel niedergelassen und sie
     als sein Freund verlassen hatte.
    Die drei lächelten ihr flüchtig zu, als sie sich zu ihnen auf die Bank setzte. Hermut zog das Kind auf seinen Schoß, bettete
     Gerlefs Kopf an seine Brust und legte einen Arm um Inaja. Sie spürte, dass auch er damit rechnete, in ein paar Wochen für
     immer von ihrer Seite gerissen zu werden. Die Art, wie er sich jetzt ihre Nähe und Wärme sicherte, zeigte es deutlich.
    Auch Arminius setzte sich so nah wie möglich zu Thusnelda, während seine Linke gestikulierte, war seine Rechte stets darauf
     bedacht, Thusnelda zu berühren. »Varus hat mich so freundlich empfangen wie immer«, erzählte er. »›Mein Freund‹ nannte er
     mich.«
    »Auch wie immer«, ergänzte Hermut.
    |247| Arminius nickte. »Er ließ die herrlichsten Köstlichkeiten auftischen, ebenfalls wie immer. Tänzerinnen unterhielten uns, Flötenspieler
     untermalten das Festessen, dazu sprangen junge Sklaven herum, mit angeklebten Bockshörnern und falschem Schwanz. Ich habe
     Varus gefragt, was das soll, und er hat mir erklärt, diese Burschen verkörperten den Hirtengott Pan.«
    Er achtete nicht darauf, dass Hermut verächtlich den Kopf schüttelte, Inaja ihn mit großen Augen ansah, als könnte sie nicht
     genug von seinen Erzählungen bekommen, Thusnelda jedoch eher ungehalten dreinblickte, als gefielen ihr Arminius’ Erzählungen
     nicht.
    »In seinem großen Feldherrenzelt gibt es alles, was reiche Römer in ihren steinernen Häusern haben: Liegesofas und Tische
     aus feinstem Holz, kostbare Teppiche, silberne Ölleuchter. Und die Speisen waren erlesen! Weichgekochte Eier und Schnecken
     in Orangensauce, in Honig gekochte Pilze und Langusten in Kümmelsauce, Datteln aus Jericho, korsische Meerbarben, mit Schinken
     umhüllte Feigen, gebratene Nachtigallenzungen und sogar Pfauenhirnragout.«
    Inaja spürte, dass Thusnelda etwas sagen wollte. Einige Male versuchte sie mit einer Frage den Fluss von Arminius’ Erzählung
     zu unterbrechen, dann endlich gelang es ihr: »Hast du mit meinem Vater gesprochen?«
    Arminius schüttelte den Kopf und drückte mitleidig ihre Hand. »Er hat sich mit Krankheit entschuldigt.«
    Thusnelda sah ihn erschrocken an. »Mein Vater ist krank?«
    Arminius zuckte mit den Schultern. »Varus hat es ihm nicht geglaubt. Du weißt, Thusnelda, dein Vater und ich bekleiden denselben
     Rang. Wir hätten beieinander an der Tafel sitzen oder uns ein Liegesofa teilen müssen. Dem wollte Segestes sich entziehen,
     meint Varus. Und ich bin geneigt, mich seiner Meinung anzuschließen. Er ist übrigens sehr verärgert darüber und hat mich gebeten,
     die Familienstreitigkeiten endlich zu begraben.«
    Inaja sah, dass Thusnelda nun Arminius’ rechte Hand in der |248| Wölbung ihrer beiden Hände barg. »Gab es irgendeinen Hinweis darauf, dass Varus dir misstraut?«
    Arminius schüttelte den Kopf. »Keinen! Es sei denn, er verstellt sich. Denn, ehrlich gesagt … Gründe, mir zu misstrauen, hat
     er.«
    »Welche?«, frage Thusnelda erschrocken.
    »Er hat mir lachend mitgeteilt, dass er schon vor längerer Zeit von Kundschaftern gewarnt worden ist. Denen kam es merkwürdig
     vor, dass ich von einem Gaufürsten zum nächsten gezogen bin. Sie ahnten wohl, dass ich sie hinter mir versammeln wollte.«
    Thusnelda schlug eine Hand vor den Mund und sah Arminius ängstlich an. Aber der schüttelte beruhigend den Kopf. »Varus sagt,
     er hätte sie einfach

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