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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gerade gehört? Arminius ist über jeden Verdacht
     erhaben?«
    Flavus sah auf seine Fußspitzen, während er antwortete: |253| »Varus behauptet, er ziehe Krieger zum Wohle Roms ein. Die Kommandanten der beiden Kastelle waren besorgt, aber Varus glaubt
     nicht daran, dass mein Bruder etwas im Schilde führt.«
    Severina trat mit ihm ins Atrium, in dessen Mitte es einen wunderschönen Garten gab. Zehn bis zwanzig Pfaue liefen frei herum,
     in einem großen Fischteich wälzten sich goldene Karpfen, an marmornen Säulen rankten Blüten empor, dichte Büsche sorgten für
     viele lauschige Ecken. Hinter jeder stand ein junger Sklave mit einem riesigen Palmfächer, bereit, für Schatten und Kühlung
     zu sorgen, wenn es gewünscht wurde.
    Severina steuerte auf eine Bank zu, die unter einem Baum stand, dessen dichte Krone ausreichend Schatten bot. Mit einer ungeduldigen
     Handbewegung scheuchte sie Gaviana weg, die herbeigelaufen kam, um ihre Tunika in anmutige Falten zu legen.
    Severina stützte den linken Ellbogen auf der Rückenlehne der Bank auf und wandte sich Flavus zu, der neben ihr hockte, als
     wollte er gleich im nächsten Moment wieder aufspringen. Anscheinend wusste er mit Severinas Nähe nicht umzugehen. Hilflos
     starrte er in ihr schönes Gesicht, als wünschte er sich, sie möge weniger schön sein, damit er sich nicht so schwach und armselig
     fühlte.
    »Deswegen habt Ihr also Arminius einen Römerfeind genannt, als wir uns zum letzten Mal begegnet sind. Aber anscheinend habt
     Ihr Euch getäuscht.«
    Flavus betrachtete fasziniert Severinas linken Zeigefinger, der mit einer Locke spielte, die sich über ihrem Ohr kringelte.
     Erst allmählich gewann er seine Fassung zurück. »Das glaube ich nicht. Varus vertraut zwar meinem Bruder, aber ich weiß, dass
     Arminius ihm etwas vormacht. Ich kenne meinen Bruder. Und ich kann mir denken, was unser Vater auf dem Sterbebett von ihm
     verlangt hat.«
    »Dass er sich gegen Rom stellt?«, fragte Severina, als könnte sie es kaum glauben.
    Flavus’ Blick wurde nun eindringlich. »Mir ist Verschiedenes zu Ohren gekommen. Ich traue meinem Bruder nicht. Und |254| wenn ich mir vorstelle, was er plant, dann denke ich vor allem an Euren Sohn. Ich kann Euch nur noch einmal beschwören: Gebt
     Eurem Kind einen Vater! Überlasst Silvanus nicht dem Schicksal, der Sohn eines Römerfeindes zu sein!«
    Severina wurde prompt unsicher, wie immer, wenn die Rede auf Silvanus kam. »Was kann Arminius schon gegen Rom ausrichten?«
    »Selbst wenn er nichts ausrichtet, dann versucht er es vielleicht und wird dafür ans Kreuz genagelt. Ist es etwa besser für
     Silvanus, wenn er einen Vater hat, der so endet?«
    Severina erhob sich, sie ertrug die Nähe zu Flavus plötzlich nicht mehr. Aber auch er stand auf und schloss die Distanz auf
     diese Weise wieder.
    »Ich bitte Euch noch einmal um Eure Hand, schöne Severina! Ich liebe Euch! Ich bete Euch an! Und ich kann Euch und Silvanus
     die Sicherheit bieten, die Ihr bald nötig haben werdet! Als mein Sohn wird dem Jungen nichts geschehen. Und jeder wird glauben,
     dass ich sein leiblicher Vater bin. Schließlich ist niemand in Rom so blond wie ich.«
    Er war drauf und dran, vor ihr auf die Knie zu sinken, aber zum Glück stellte er rechtzeitig fest, dass Agrippina und Germanicus
     mit ihren Kindern das Atrium betraten und ihnen neugierige Blicke zuwarfen, ehe sie sich einem anderen Teil des Gartens zuwandten.
    Ungeduldig wehrte Severina ab. »Dies ist nicht der richtige Ort und auch nicht der rechte Zeitpunkt.«
    Flavus machte prompt einen Schritt zurück, aber aus seiner Miene wich die Entschlossenheit nicht. »Was kann ich tun, um Euch
     zu überzeugen? Was muss ich tun, damit Ihr mich erhört? Appelliere ich an Euch als Frau? Oder an Euch als Mutter?«
    Diese Frage konnte Severina leicht beantworten. »Das Wohl meines Kindes geht mir über alles.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum Ihr zögert.«
    Severina wandte sich von ihm ab und ging tiefer in den Garten hinein – mit kleinen, langsamen Schritten, als dächte sie über |255| Flavus’ Worte nach. Das Gras hinter ihr raschelte im gleichen Rhythmus, er folgte ihr also und sorgte dafür, dass es keinen
     Raum zwischen ihnen gab, der genug Abstand erzeugte, um ihn zurückzustoßen.
    Sie blieb so plötzlich stehen, dass Flavus’ Nähe mit einem Mal zu riechen und sogar zu fühlen war, obwohl er es nicht wagte,
     sie zu berühren. Trotzdem musste Severina ihren Widerwillen

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