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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sie mit den Mägden am Herdfeuer schlief, er wollte sie in seiner kleinen Kammer haben, wo er mit ihr allein
     sein konnte.
    Thordis machte sich sogleich daran, die Götter zu befragen, damit ein günstiger Zeitpunkt für die Eheschließung gefunden wurde.
     Sie trug Opfergaben in den nahen Hain, in dem ein Altar errichtet war, an dem den Göttern gehuldigt werden konnte. Dort wurde
     auch das Thing abgehalten, die Versammlung der Stammesführer zu Vollmond, die dort wichtige Angelegenheit besprachen, festlegten
     und beeideten. Thordis opferte auf dem Altar Speisen und Getränke, dann glaubte sie, dass die Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus
     ihr den richtigen Weg gewiesen hatte. Am Tag nach dem Vollmond des Holzmonats, wenn die Ernte eingebracht war, sollte die
     Hochzeit stattfinden.
    |165| Sie saßen gemeinsam um das Herdfeuer herum, als Thordis den Termin verkündete, an dem die Göttin einer jungen Ehe wohlgesinnt
     sein würde. Es war still im Haus, die Arbeit ruhte, alle waren schläfrig. Im Hintergrund hatten sich bereits zwei Mägde in
     ihre Decken gewickelt, aus dem Stall drang das Gemurmel der Knechte, die sich im Heu zur Ruhe begaben. Aus dem Wald erscholl
     der Ruf eines Käuzchens, Insekten schwirrten herein und tanzten im Licht des Feuers.
    »Wir werden einen Boten zur Eresburg schicken«, sagte Arminius, »und Segestes bitten, der Hochzeit beizuwohnen. Vielleicht
     bekommen wir dann sogar noch seinen Segen.«
    Thusnelda war sofort Feuer und Flamme, während Thordis zweifelnd den Kopf schüttelte. »Ich glaube nicht, dass von Fürst Segestes
     Nachgiebigkeit zu erwarten ist«, meinte sie.
    Inaja hätte ihr am liebsten zugestimmt, aber natürlich stand es ihr nicht zu, sich in dieses Gespräch einzumischen. Sie dachte
     an die hasserfüllten Augen des Fürsten und mochte nicht glauben, dass sich dort je wieder etwas anderes zeigen würde als Hass.
    Arminius’ Mutter sprach aus, was Inaja dachte: »Segestes ist nicht nur seine Tochter genommen worden, sondern auch sein Stolz.
     Das verzeiht kein freier Germane.«
    »Trotzdem sollten wir uns um Versöhnung bemühen«, beharrte Arminius. »Ich werde mir nicht zu schade sein, noch einmal um die
     Hand seiner Tochter zu bitten.« Er hauchte Thusnelda einen Kuss auf die Schläfe, bevor er weitersprach. »Und wenn er einen
     Kniefall von mir verlangt, werde ich keinen Augenblick zögern.«
    Thusnelda wurde auf einmal sehr ernst. »Wenn mein Vater uns vergibt, dann würde ich mit einer Mitgift in die Ehe gehen, wie
     es sich gehört. So stehe ich mit leeren Händen vor euch. Nur die Bernsteinkette meiner Mutter habe ich mitnehmen können.«
    Thordis warf ihr einen kühlen Blick zu. »Auf deine Mitgift kommt es nicht an.«
    Auch dazu hätte Inaja gerne etwas gesagt, aber selbstverständlich verbot sie es sich auch diesmal. Doch sie wusste |166| so gut wie alle anderen, dass die Mitgift viel wichtiger war, als Arminius’ Mutter jetzt vorgab. Sie war nicht nur ein Geschenk
     des Brautvaters an die Familie, zu der seine Tochter künftig gehören würde, sondern auch eine Versicherung für die Braut selbst.
     Die Mitgift blieb Eigentum der Frau und konnte für ihr Überleben von großer Bedeutung sein, wenn die Ehe keinen Bestand haben
     sollte. Der Wert der Mitgift war dann das Vermögen der Frau, das die Familie des Bräutigams ihr aushändigen musste, damit
     sie ein neues Leben beginnen konnte. Heirateten Arminius und Thusnelda mit dem Einverständnis des Brautvaters, würde Fürst
     Segestes als Kaufsumme für die Braut Arminius’ Familie mehrere Rinder übergeben, mindestens ein gutes Pferd mit seinem kompletten
     Geschirr und einige Waffen. Nach der Hochzeitsnacht überreichte dann der Bräutigam seiner Braut die Morgengabe, damit war
     die Ehe rechtsgültig.
    »Lasst uns vergessen, dass wir Fürstenkinder sind«, sagte da Arminius. »Warum machen wir es nicht so, wie es Hermut und Inaja
     tun werden?«
    Alle Augen richteten sich nun auf die beiden. Inaja lief vor Verlegenheit rot an, während Hermut nach ihrer Hand suchte und
     sie verliebt ansah.
    Arminius zwinkerte seinem Freund zu. »Weißt du schon, was du Inaja als Morgengabe schenken wirst?«
    Hermut sah ihn hilflos an. »Ich habe nichts.«
    »Ich weiß!« Arminius lachte. »Und Inaja hat keinen Vater, nicht einmal einen nahen Angehörigen, der eine Mitgift für sie aufbringen
     könnte. Ihr werdet es also so machen wie die armen Bauern.«
    Hermut sah noch genauso hilflos aus wie vorher. »Und wie

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