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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich rückwärts, angespannt,
     leicht gebeugt, die Waffen erhoben. Bodo und Irminar bewegten sich mit ihnen, ebenfalls rückwärts, ebenfalls in kleinen Schritten,
     aber so geräuschlos, dass Skandor und Wiborg nichts hörten. Derart angespannt hatten sie ihre Aufmerksamkeit auf |198| Arminius und Hermut gerichtet, dass sie die Nähe der beiden Brüder nicht spürten. Dann waren Segestes’ Gefolgsmänner am Fuß
     des Weges angekommen, an einem dichten Gebüsch, hinter dem der Weg abknickte und direkt zum Tor der Teutoburg führte, neben
     dem der Wächter in seinem Blut lag. Dass niemand das Tor geschlossen hatte, mussten die beiden wissen, denn das Knarren und
     das Klirren und Schlagen der schweren Riegel war in der ganzen Teutoburg zu hören. Eins ihrer beiden Pferde wieherte, das
     Geräusch war ganz nah, Skandor und Wiborg wussten spätestens jetzt genau, dass ihre Pferde unmittelbar hinter dem geöffneten
     Tor standen. Skandor gab einen zischenden Laut von sich, den Wiborg sofort verstand. Beide fuhren nun herum, um so schnell
     wie möglich durch das Tor zu fliehen, hinaus aus der Teutoburg und mit einem gewaltigen Sprung aufs Pferd …
    Doch sie blieben wie angewurzelt stehen. Derart überrascht waren sie, als Bodo mit dem Fleischermesser und Irminar mit der
     Axt vor ihnen standen, dass sie nicht schnell genug reagieren konnten. Wiborg gab nur noch einen röchelnden Laut von sich,
     als das Fleischermesser seinen Leib durchbohrte, Skandor schrie auf, als die Axt auf seinen Fuß niederfuhr und ihn aus dem
     Gelenk trennte.
    Die eisige Stille, die seit dem Erscheinen der beiden über der Teutoburg gestanden hatte, löste sich erst auf, als die beiden
     ausgestreckt am Boden lagen. Einer nach dem anderen kam nun aus seinem Versteck hervor, aus dem Wohnhaus, aus dem Stall, hinter
     dem Heuschober, den Büschen, den Bäumen, dem großen Holzstapel. Thordis vergaß ihre Tochter, stürzte aus dem Haus und lief
     an den beiden Brautpaaren vorbei zu Bodo und Irminar, die bewegungslos dastanden und auf ihre Opfer herabblickten.
    Inaja sah, dass Thordis sanft Bodos Arm berührte und leise etwas zu ihm sagte. Vermutlich bestätigte sie ihm, dass er richtig
     gehandelt hatte. Ein guter Sohn musste für den Tod seines Vaters Vergeltung üben.
    |199| Bodos Blick richtete sich prompt auf Arminius. »Danke, dass Ihr uns erlaubt habt, unseren Vater mit eigener Hand zu rächen!«
    Als Skandor zu zucken und zu stöhnen begann, rief Arminius: »Bindet die beiden auf ihre Pferde und treibt sie davon. Die Gäule
     werden den Weg zur Eresburg schon finden.«
    »Und was ist mit der Antwort, die du Fürst Segestes geben wolltest?«, fragte Hermut leise.
    »Die Rückkehr der beiden wird ihm Antwort genug sein«, gab Arminius zurück.
    In diesem Augenblick sah Inaja, dass Wiete aus dem Haus trat. Zum ersten Mal machte sie ein paar Schritte ohne die Hand ihrer
     Mutter. Nun stand sie im Eingang und starrte auf die beiden Männer, die am Boden lagen, auf das Blut, auf den abgetrennten
     Fuß. Seit sie sich in die Teutoburg geflüchtet hatte, war kein Laut über ihre Lippen gekommen. Nun aber schien sich das Entsetzen,
     das sie tief in sich eingeschlossen hatte, zu lösen. Wiete begann zu schreien. Sie schrie so gellend, dass die Bewohner der
     Teutoburg für Augenblicke wie erstarrt dastanden. Sie schrie und schrie, dass es schien, als hörten die Vögel auf zu singen.
     Sie schrie auch noch, als Thordis bei ihr war und sie in ihre Arme zog. Sie schrie und schrie und hörte erst auf, als die
     Priesterin die Hand über ihren Kopf hielt und die Götter beschwor, Wietes Seele gnädig zu sein. Als ihr Schreien verstummt
     war, sah Inaja, dass ihre bleichen Lippen etwas flüsterten. Und sie ahnte, dass Wiete nun nach dem Kind fragte …

13.
    D as Jahr 9 n. Chr. war angebrochen. Der kleine Silvanus spielte mit seinem Cousin Gaius, der nur wenige Monate älter war als
     er, auf dem Rasen des Atriums. Ein großes Segel war über ihnen aufgespannt worden, das sie vor der Sonne schützte. Zwei neue
     Sklavinnen, Sosia und Drusilla, hatten die Aufgabe, |200| sich rund um die Uhr um die Kinder zu kümmern. Sie sorgten dafür, dass die beiden nicht von ihrem Schaukelpferd herunterfielen
     oder sich beim Balgen mit dem kleinen Hund, der den großen Namen Cäsar erhalten hatte, verletzten. Und was beinahe noch wichtiger
     war: Sie sorgten dafür, dass die Mütter nicht durch den Hund oder den Lärm der Kinder gestört wurden.
    Beide Jungen

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