Die Frau des Highlanders
Stellung als Burgherrin.« Sie schaute eine Weile sinnend auf ihre nackten Zehen, wandte sich dann Cate zu und sah sie prüfend an. »Er braucht eine Frau, die ihn liebt.«
Ein Themenwechsel war angesagt. »Erzählt mir etwas über die hiesigen Hochzeitsbräuche, Mairi.«
»Das Aufgebot wird dreimal verlesen, damit jemand, der einen Einwand gegen die Heirat hat, diesen vorbringen kann. Nach dem dritten Verlesen macht das Brautpaar sich auf, um die Dörfler und Pächter zur Trauung und zum anschließenden Fest auf die Burg einzuladen.«
»Zu Fuß?«, fragte Cate.
Mairi lachte hellauf. »Nein, das würde zu lange dauern. Zu Pferde, natürlich.«
»Warum schicken sie keine Boten? Das ginge doch viel schneller.«
Und es wäre wesentlich angenehmer für Bräute, die sich vor Pferden fürchteten.
»Es ginge vielleicht schneller, aber der Brauch will es anders. So bekommt der Bräutigam Gelegenheit, den Leuten seine Auserwählte vorzustellen – wie sie aussieht, wie sie spricht, wie sie mit Menschen umgeht, wie gut sie reitet. Das hat mit dem männlichen Stolz zu tun.«
»Was ist, wenn sie, sagen wir, zum Beispiel nicht gut reiten kann?«, fragte Cate bang.
»Das wäre natürlich peinlich für den Bräutigam.« Mairi lachte in sich hinein.
Und wieder war Zeit für einen Themenwechsel.
»Wie alt seid Ihr, Mairi?«
»Ende nächsten Monats werde ich achtzehn. Dann will mein liebender Onkel mich verheiraten.«
Cate war überrascht. »Es scheint Euch gar nichts auszumachen, dass Ihr jemanden heiraten sollt, den Ihr nicht liebt.«
»Nicht liebt?« Mairi schnaubte. »Ich kann nicht einmal die Gegenwart des alten Bocks ertragen. Er stinkt, und die Mägde sagen, dass er seine Frauen schlägt. Drei hat er schon ins Grab gebracht.« Das Mädchen verlieh seinen Worten mit einem Nicken Nachdruck und trank einen Schluck.
»Das ist ja schrecklich. Habt Ihr keine Angst? Was ist, wenn es tatsächlich zu dieser Hochzeit kommt?«
Mairi lächelte auf eine Weise, dass Cate beinahe erwartete, dass das Mädchen herüberlangte und ihr den Kopf tätschelte.
»Das wird nicht geschehen, und deshalb muss ich auch keine Angst haben. Connor und Rosalyn, Duncan und Lyall werden es nicht zulassen. Sie haben mich immer beschützt.«
»Aber es ist hier doch üblich, dass Frauen gegen ihren Willen verheiratet werden, für gewöhnlich sogar viel jüngere, als Ihr es seid«, erinnerte Cate sich an ihr Geschichtsstudium. An Mairis Stelle wäre sie in Panik.
»Ja, schon, aber bei uns ist das anders. Rosalyn hat Euch die Legende erzählt, oder?« Cate nickte, und Mairi fuhr fort: »Ich besitze die Zauberkraft nicht – sie wird nur von Mutter an Tochter weitergegeben.« Sie lächelte schelmisch. »Wenn ich sie besäße, wüsste ich einige Leute, denen ich eine Lektion erteilen würde. Mein
Vater
besaß die Kraft, und so fließt, auch wenn ich sie nicht besitze, doch Feenblut in meinen Adern, und ich bin durch den Segen geschützt. Der Legende nach gibt es für jeden von uns nur eine wahre Liebe, und als Tochter der Feen habe ich Anspruch darauf, meine Wahl selbst zu treffen.«
»Aber wenn das so ist – warum ist Euer Onkel dann entschlossen, Euch einen Ehemann aufzuzwingen?«
»Es bei Rosalyn zu versuchen, würde er nie wagen, aber da ich die Tochter eines Sohnes bin und nicht die Tochter einer Tochter, glaubt er, den Fluch nicht fürchten zu müssen. Er hat hohe Schulden bei MacPherson und will sie durch mich tilgen. Ich wäre genauso wenig wert, wie er es ist, wenn ich ihn gewähren ließe.«
Sie hatte es kaum ausgesprochen, als ihre Augen sich weiteten und sie die Hand vor den Mund schlug. »Oh, Cate! Es tut mir leid. Ich wollte damit nicht sagen, dass Euer Vater und Ihr nichts wert seid! Rosalyn hat recht: Ich sollte denken, bevor ich rede.« Sie war am Boden zerstört. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen.
Cate, die das Mädchen ins Herz geschlossen hatte, konnte nicht zulassen, dass Mairi sich Vorwürfe wegen einer reinen Erfindung machte.
Sie nahm die Hände der jungen Frau in die ihren. »Ihr habt keinen Grund, Euch zu grämen, Mairi. Es ist nicht, wie Ihr denkt. Mein Vater hat mich nicht wirklich hergeschickt. Ich bin aus freien Stücken gekommen. Es war meine Entscheidung, Connor zu folgen. Mein Vater ist ein wundervoller Mann. Er würde mich niemals zu etwas zwingen.« Sie lachte. »Und wenn er es tatsächlich versuchen sollte, würden meine Brüder es nicht zulassen.«
»Ihr habt Brüder? Erzählt mir von ihnen.«
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