Die Frau des Highlanders
Mairi entzog ihr eine Hand und trocknete sich damit die Wangen. »Wie viele sind es? Und wie sind sie so?«
»Sie sind, wie man sich ältere Brüder vorstellt. Manchmal ärgere ich mich über sie, weil sie alle drei glauben, besser als ich zu wissen, was gut für mich ist.«
Mairi nickte. »Wie Connor.«
»Aber sie lieben mich sehr. Sie würden alles tun, damit mir nichts geschieht und ich glücklich bin.«
Wieder nickte Mairi. »Wie Connor.«
Plötzlich wurde Cate klar, weshalb sie sich diesem jungen Mädchen so schnell verbunden gefühlt hatte. Obwohl sie in verschiedenen Welten lebten, hatten sie vieles gemeinsam. Sie waren behütet aufgewachsen und auf der Suche nach der wahren Liebe. Sie, Cate, hatte sich gerade davor bewahrt, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte, und nun hatte sie die Gelegenheit, auch Mairi davor zu bewahren.
»Ich hatte ursprünglich auch drei Brüder.« Mairis Augen füllten sich erneut mit Tränen.
»Was ist aus den anderen geworden?«
»Dougal, der Älteste, fiel in der gleichen Schlacht wie mein Vater«, sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, »und Kenneth stürzte auf der Jagd vom Pferd und brach sich das Genick.«
»Das tut mir leid, Mairi. Waren sie Connor ähnlich?«
»Das kann ich nicht sagen. Als ich geboren wurde, waren mein Vater und Dougal bereits tot, und Kenneth sehe ich nur als großen, lachenden Jungen, der mich hochnahm und in die Luft warf.« Sie setzte sich aufrecht hin. »Connor sagt, die beiden waren stark und ehrlich, und wenn er das sagt, dann war es so. Ich zünde jedes Jahr an ihren Geburtstagen eine Kerze an, damit sie wissen, dass ich an sie denke.« Sie seufzte. »Nicht lange nach Kenneths Tod wurde Connor fortgeschickt, zur Ausbildung nach Britannien. Connor war wütend. Ich war damals noch klein, aber ich erinnere mich gut daran. Im Jahr darauf starb meine Mutter.«
»Dann hattet Ihr eigentlich nur Rosalyn.« Cate wollte sich gar nicht vorstellen, ohne ihre Brüder aufgewachsen zu sein. »Aber sie war bestimmt gut zu Euch.«
»Ich könnte Rosalyn nie vergelten, was sie für mich getan hat. Sie war mehr eine Mutter für mich als eine Tante. Aber ich hatte ja auch noch Lyall, den Jüngsten von Artair. Während Connors Abwesenheit war
er
mein Freund und Beschützer. Er mag Anabella genauso wenig wie ich. Für ihn ist sie auch nur die Frau seines Vaters, und er findet, dass es ein großes Glück für Connor war, dass sie ihn nicht wollte. Lyall ist immer für mich da, wenn ich ihn brauche. Er will auch nicht, dass ich den MacPherson heirate.« Mairi trank wieder einen Schluck.
»Lyall ist also Blanes Bruder. Sind die beiden einander ähnlich?« Falls ja, würde Cate ihm nach Möglichkeit ebenfalls aus dem Weg gehen.
»Überhaupt nicht. Er ist mehr wie Connor. – Blane!« Mairi schüttelte angewidert den Kopf. »Er ist wie sein Vater! Und er tut alles, was sein Vater sagt. Und er trinkt zu viel. Es ist eine Schande, dass er der nächste Laird wird.«
Nach einer Weile nachdenklichen Schweigens sagte sie: »Eigentlich wäre Connor unser Clanoberhaupt. Aber dann fiel die Position Kenneth zu, den mein Onkel vertrat, bis er achtzehn wurde, und nach Kenneths Tod machte er sich zum Erben.« Sie beugte sich zu Cate und flüsterte: »Sie hassen Connor, weil sie ihn fürchten. Jedes Mal, wenn er nach Hause kommt, mächtiger und wertvoller für den König, haben sie Angst, dass er ihnen alles nimmt.« Sie richtete sich auf und schaute Cate an. »Ich hoffe, Ihr heiratet meinen Bruder nicht, weil Ihr die Ehefrau des Lairds werden wollt. Mein Onkel und mein Cousin sind so dumm – sie begreifen nicht, dass Connor gar nicht will, was sie haben. Er will nicht die Verantwortung für all die Menschen tragen. Er sagt, er habe alle Hände voll damit zu tun, sich um mich und Rosalyn zu kümmern. Er wird unseren Onkel nie herausfordern. Das würde Krieg bedeuten, und Connor sagt, er hat zu viele auf dem Schlachtfeld sterben sehen, um die Menschen, die er liebt, dieser Gefahr auszusetzen. Mein armer Bruder. Er hat so viel durchgemacht.« Cate bedauerte sowohl die junge Frau als auch den Mann, über den sie sprachen. Es war albern, aber sie wollte ihm das Leben nicht noch zusätzlich schwermachen.
Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf.
»Seid Ihr gut im Reiten, Mairi?«
»Ja.« Das Mädchen schaute sie fragend an. »Ihr nicht?«
»Ich kann überhaupt nicht reiten! Pferde ängstigen mich zu Tode.« Sie nahm allen Mut zusammen. »Könntet Ihr es mir
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