Die Frau des Highlanders
werde erst in rund siebenhundert Jahren geboren. Das ist ein beeindruckendes negatives Alter.« Nach einem neuerlichen Kicheranfall wurde sie ernst. »Ich bin vierundzwanzig. Vor einem Monat geworden.«
»Erzählt mir von Euren Brüdern.«
»Wie ich schon sagte, sind es drei. Sie sind alle älter als ich. Cass ist der älteste, Cody der mittlere und Jesse der jüngste. Mein Dad hat eine Schwäche für den Wilden Westen.« Sie schnaubte. »Ich werde nicht versuchen, Euch zu erklären, was es damit auf sich hat. Jedenfalls war mein Vater schon immer fasziniert von den seiner Meinung nach missverstandenen Persönlichkeiten dieser Epoche, und deshalb bekamen meine armen Brüder jeweils den Namen des Mannes, für den er sich gerade besonders interessierte. Als ich geboren wurde, bestand meine Mutter darauf, selbst den Namen für mich auszusuchen.« Cate lachte glucksend. »Ein Glück, sonst hieße ich Belle Star. Mein Vater liest noch heute alles über den Wilden Westen, was er in die Finger kriegt. Er sagt, die Männer hätten damals einen Moralkodex gehabt, der erinnerungswürdig sei.« Sie verfiel in Schweigen.
»Erzählt mir mehr von Eurer Familie.«
Sie seufzte. »Ich will nicht mehr über sie reden. Es macht mich traurig. Sie sind so weit weg.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, als sie hinzufügte: »Ich vermisse meine Familie.«
Wieder seufzte sie. »Mein Vater sagt immer, dass Ehrlichkeit die größte Tugend ist, die wir besitzen, aber auch die anfälligste. Ich habe ein schlechtes Gewissen, Connor – ich war vorhin nicht ganz ehrlich zu Euch, was unseren Handel anging.« Sie schüttelte den Kopf. »Es stimmt zwar, dass ich Pferde fürchte und nie wieder allein reiten möchte, aber das war nicht der einzige Grund dafür, dass ich Euch das Versprechen abnötigte, immer mit Euch zusammen reiten zu dürfen. Ich suchte einfach nach einer Begründung, Euch so wie jetzt nahe sein zu können.« Sie schlug die Augen nieder. »Es tut mir leid, dass ich Euch enttäuschen muss, Connor. Ich wollte wirklich reiten lernen, damit Ihr Euch meiner nicht schämen müsstet. Bitte glaubt mir. Es tut mir so leid.«
Er zügelte das Pferd, um ihr seine ganze Aufmerksamkeit schenken zu können, und sah, als Cate aufschaute, Tränen in ihren Augen glänzen. »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Ihr habt nichts getan, weswegen ich mich Eurer schämen müsste.«
»Noch nicht.« Ihre Augen liefen über. »Aber Mairi hat mir erzählt, dass die Leute, wenn wir sie gemeinsam zur Hochzeit einladen, Euch danach beurteilen werden, was für eine Braut Ihr Euch ausgesucht habt. Wenn sie sehen, dass ich nicht einmal reiten kann, werden sie denken, dass ich auch sonst nichts kann, was eine Ehefrau können muss, und Euch für Eure Wahl verachten.« Immer neue Tränen kamen. »Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe. Ich hatte mich so darauf gefreut, Euch zu überraschen, Euch stolz auf mich zu machen.«
Er strich ihr übers Haar. »Beruhigt Euch. Es kümmert mich nicht, dass Ihr nicht reiten könnt. Im Gegenteil. Ich habe Euch viel lieber nah bei mir, und ich schäme mich nicht im Geringsten, mit einer schönen Frau im Arm bei den Leuten zu erscheinen.« Behutsam wischte er ihr mit dem Daumen die Tränen von den Wangen.
Was er dann tat, war nicht klug, aber er wollte nicht klug sein. Als er den Kopf neigte, weiteten Cates Augen sich zuerst und schlossen sich dann. Ihre Lippen waren weich und öffneten sich bereitwillig. Er wollte den Kuss gerade vertiefen, als er das Rattern von Rädern und das Klimpern eines Geschirrs näher kommen hörte.
Verdammt. Sein Cousin hätte sich ruhig noch etwas Zeit lassen können.
12
C ate beugte in dem Zuber den Kopf zurück, um ihre Haare auszuspülen.
Sie war so erschöpft gewesen, dass sie den ganzen Tag verschlafen hatte. Wahrscheinlich würde sie noch immer schlafen, wenn Rosalyn sie nicht mit einem heißen Bad aus dem Bett gelockt hätte.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass die Sonne bereits untergegangen war. Angesichts des hell lodernden Feuers im Kamin war ihr das gar nicht aufgefallen.
Zufrieden seufzend streckte sie sich in dem Bottich aus. Sie war vom Pferd gefallen, hatte Schrammen und blaue Flecke, aber das Ende ihres Abenteuers war das alles wert gewesen.
Was für ein Kuss. Der erste, den er ihr in der magischen Sphäre gegeben hatte, war nichts dagegen gewesen.
Seit dem Abend auf der Treppe hatte sie sich gefragt, wie ein leidenschaftlicher Kuss von Connor wohl
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