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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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sich. Jan Olof stand immer noch am selben Fleck.
    »Sie haben also keine Vorstellung davon, was Ihrer Frau zugestoßen sein könnte?«, fragte Erika nach einem Moment des Schweigens. Jan Olof rührte sich nicht, blinzelte noch nicht einmal, verfolgte nur wie hypnotisiert Pers Bewegungen in Barbros Wagen.
    »Haben Sie gestritten?«, drängte Erika.
    Erstaunt schaute Jan Olof sie an.
    »Gestritten? Nein. Wir haben uns nie gestritten.«
    Erika unterdrückte ein Stöhnen. Sie musste ihm alles aus der Nase ziehen. Von ihm selbst kam gar nichts. Es war, als  ob sie ihm Stachel für Stachel aus einer Wunde ziehen müsste.
    »Und es ist auch nichts besonderes vorgefallen? Ich meine, etwas, das Ihre Frau vielleicht aufgeregt haben könnte? War sie anders als sonst, bevor sie gefahren ist?«
    Zum Teufel, Mann, nun sag schon etwas! Irgendwas muss dir doch aufgefallen sein? Verheiratete Paare streiten doch mal! Ging es um Geld? Waren Sie eifersüchtig? Neigen sie zu Gewalttätigkeiten? Aber Jan Olof blieb stumm. Per stieg widerstrebend aus dem Wagen, schloss andächtig die Tür hinter sich und lächelte verträumt. Plötzlich griff Jan Olof nach Erikas Oberarm, seine knochigen Finger bohrten sich hart in ihre Muskulatur, so dass der Schmerz bis in ihren gebrochenen Zeigefinger ausstrahlte.
    »Ich weiß nicht, wie ich damit fertig werden soll, wie ich … unser ganzes Leben ist kaputt, nichts ist mehr, wie es war, ich …«
    Sein Blick huschte zwischen Per und Erika hin und her. Er sah auf seine Hand hinab, zog sie weg und versteckte sie peinlich berührt unter dem Anzug. Zum ersten Mal sah sie, wie sich seine Augen mit Tränen füllten.
    »Der Arme, seinem Schicksal überlassen! Oder aber er hat sie geschlagen, dann hat er’s nicht besser verdient«, sagte Per betroffen und müde, als sie wieder im Auto Platz nahmen. Erika betrachtete Pers Gesicht. Hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn, olivfarbene Haut, die nicht jenen typischen schwedischen blauweißen Winterton zu bekommen schien. Dunkle schokoladenbraune Augen mit zarten langen Wimpern. Und dann die lockigen Haare. Halblang, fast schwarz, die in dichten Korkenzieherlocken fielen. Sie verspürte den Impuls, die Hand auszustrecken, um zu fühlen, ob sie echt waren, hielt sich aber zurück.
    Sie geschlagen hat . Erika ließ die Worte in sich nachhallen. Statistisch gesehen hatte Per recht. Es gab deutlich mehr als vermisst gemeldete Frauen als Männer, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen waren. Die weiblichen Opfer waren in falscher Begleitung auf die falsche Party gegangen, wurden vergewaltigt, misshandelt, ausgeraubt oder waren vor einem brutalen Mann geflohen. Vor dem Ehemann, dem Vater oder einem eifersüchtigen Liebhaber. Und in immer mehr Fällen vor einer ganzen Sippschaft. Hatte sie, wie ihr Kollege Nils behauptet hatte, einfach ihre Siebensachen gepackt und ihren langweiligen Gatten für eine nettere Reisebegleitung verlassen?
    Erika fixierte die durchnässten Rasenflächen, die von leichtem Raureif überzogen waren. Ihre Hand schmerzte und pochte, das Hämatom spannte, und ihr Brustkorb brannte bei jedem Atemzug. Ihr wurde klar, dass sie gestöhnt haben musste, als sie sich im Auto zurechtgesetzt hatte.
    »Was hast du eigentlich mit deinem Arm angestellt?«, fragte Per, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte.
    »Ach, weißt du, es ist einfach nur peinlich. Ich bin in der Loipe gestürzt, sie war so verflucht glatt. Habe mich mit der Hand abgestützt.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln, merkte aber, dass es ihre Augen nicht erreichte. In Pers Augen blitzte es auf. Er hatte die Lüge nicht geschluckt. Was glaubte sie auch, wer sie war, dass sie einem erfahrenen Kollegen so etwas vorsetzen konnte. Erika biss die Zähne zusammen, schwieg und hoffte, dass ihre mürrische Miene ihn davon abhalten würde, weitere Fragen zu stellen.
    »Und was denkst du?«, fragte er knapp.
    Sie zuckte mit den Schultern und verzog vor Schmerzen das Gesicht. Ihre Gereiztheit, die schon den ganzen Tag dicht unter der Oberfläche schwelte, kam jetzt zum Vorschein. »Ich weiß nicht«, brummte Erika. »Irgendwie wirkt das Ganze auf mich geplant – von ihr oder der Person, die sie treffen sollte. Der Ausweis, der nicht auffindbar war.«
    »Du meinst, dass sie im sonnigen Süden ist? Mit ihrem Ausweis, einem Bikini und in angenehmer Gesellschaft.«
    »So in der Art«, erwiderte Erika missmutig. Verfluchtes Gequatsche, konnte er es nicht endlich mal gut sein lassen?
    Per sah auf die

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