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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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Hausdächer, zwischen denen die Nebelschleier hingen. Erikas unterdrückter Zorn verursachte ihm schlechte Laune. Er spürte ihren Blick auf seiner Wange.
    »Also?«
    »Zurück«, erwiderte Per kurz angebunden.
    Er ließ den Motor an, und der Wagen rollte bergab. Erika richtete den Blick in die Ferne, durch die Nebelschwaden, zum Meer, den Häusern und dem Wald. Nach einer Weile war ihr, als würde sie schweben, schwerelos, ohne Verankerung. Ihre Kehle schnürte sich zu, und sie starrte verbissen aus dem Autofenster, bis es ihr gelungen war, die Tränen zurückzudrängen.

Kapitel 8
    Göran wählte. Zum wievielten Mal hintereinander wusste er nicht. Seine Geduld war allmählich am Ende. Plötzlich nahm der Wurm ab.
    »Kalle hier.«
    »Hallo, Kalle«, sagte Göran bissig. Er hörte ein Aufkeuchen am anderen Ende der Leitung.
    »Hallo!«
    Der aufgesetzt fröhliche Ton ließ Kalles Stimme eine Oktave höher klingen. Göran verdrehte die Augen. Er ballte die rechte Hand zur Faust und studierte sie, wie sie vor Anstrengung zitterte und die Knöchel ganz weiß und blutleer wurden. Er lächelte und ließ ein paar Sekunden verrinnen, lauschte den Atemzügen am anderen Ende des Landes und zögerte sein Schweigen genussvoll hinaus.
    »Karl, mein Freund … ich wollte mich nur vergewissern, dass du begriffen hast, wie die Dinge stehen, dass du alles unter Kontrolle hast«, sagte er schließlich.
    »Ja doch, ich weiß, was ich zu tun habe«, erwiderte Karl angestrengt.
    »Gut, mein Freund. Dann leg mal los.«
    Göran lauschte dem nervösen Wortschwall. Karl würde den Verbrechern einen Tipp geben, dann der Presse. Ort und Zeit. Und vor allem Erika anrufen, eine Nummer hinterlassen. Dafür sorgen, dass sie auf eine SMS oder einen Anruf reagierte. Göran grunzte zustimmend. Er wünschte sich plötzlich, eine Fliege an der Wand zu sein und den Aufruhr mitverfolgen zu können, wenn die Kollegen in Göteborg zuschlugen und alle ausgeflogen waren, während die Mediensabbernd auf Nachrichten warteten. Die Demütigung würde absolut sein. Das vertraute Gefühl der Befriedigung durchströmte ihn.
    »Und plaudere ja nichts gegenüber deiner Frau oder deinen Kumpels aus … dann werden dich deine alten Sünden einholen, mein Freund, und das wäre doch schade, nicht wahr?«, predigte Göran weiter und lauschte interessiert den nervösen Bekundungen.
    »Das Wichtigste ist, dass du unsere gemeinsame Freundin zu fassen bekommst«, fuhr er fort. »Kontakt, mein Freund, Kontakt«, fügte er hinzu und leerte das Whiskeyglas in einem Zug, während er den Hörer auflegte. Es war wahrlich eine Schande, dass er nicht dabei sein konnte, aber man konnte nicht alles haben. Nur fast.

Kapitel 9
    Der Nebel hatte sich aufgelöst, aber der Himmel blieb trüb und glich einer Decke aus schmutziger Watte. Raureif bedeckte die Erde, so als wäre der Nebel zu Boden gesunken und einfach zu Eis erstarrt. Die grimmige Kälte hatte zugenommen, und die Scheiben im Auto beschlugen. Die ächzende Lüftung ließ nur noch mehr feuchte und nasskalte Luft hereinströmen.
    Per brummte und tastete nach dem Schalter für die Sitzheizung. Sie hatten jeder einen Hamburger mit Pommes frites und eine Limo an einer Autobahnraststätte in sich hineingeschlungen. Erika kämpfte mit dem faden Nachgeschmack von Transfettsäuren und Süßstoff. Wenn ihre Hand wieder geheilt und der Gips entfernt wäre, würde sie ihr Training wieder aufnehmen und zwar gründlich  – und dann wäre Schluss mit dem mittäglichen Fastfood.
    Sie beobachtete Per verstohlen, der konzentriert auf die Straße sah. Sein Profil zeichnete sich gegen das schwache Licht ab, halb verdeckt durch seine Locken. Erika widmete sich wieder der Karte auf ihrem Schoß. Von der Form her ähnelte Göteborg einem Stern – ein Zentrum, das von einem Wallgraben umgeben war, davon abgehend die Stadtteile, die wie Eisschollen dalagen, und Straßen und Wege, die strahlenförmig von der Mitte abgingen. In nordwestliche Richtung nach Oslo, im Norden nach Alingsås und Stockholm, im Osten zum Flugplatz und nach Borås, im Süden nach Malmö und im Westen zum Meer. Längs der Strahlen befanden sich Siedlungen und Industriegebiete. Per hatte erklärt, dass die Landschaft so zerfurcht sei, dass sich die Bebauung wie Tentakel in die langgezogenen Täler erstreckte.
    »Wenn du hier mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs bist, wirst du es merken. Die Stadt ist nicht gerade eben«, schmunzelte er.
    Plötzlich durchbrach die Sonne den

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