Die Frau des Polizisten
blaues Meer, Berge, Wolken, weiße Strände, Palmen und Golfplätze. Aber auch ein paar Bilder, auf denen Barbro für den Fotografen posierte und mit einer oder mehreren Katzen spielte. Darunter sehr oft die weiße Hauskatze, aber auch eine rotbraune und eine graue. Auf einem Bild hielt Barbro einen großen Flechtkorb im Arm, in dem vier kleine wollige Katzenjungen mit geschlossenen Augen dicht aneinandergekuschelt lagen. Jan Olof, der unmittelbar neben ihr stand, nickte kummervoll.
»Wir hatten viele Katzen. Übrig geblieben ist nur Missan, die weiße«, fügte er hinzu. Erika nickte und kniff die Augen zusammen, um die Bilder besser in Augenschein nehmen zu können. Barbro war ungewöhnlich groß. Ihre halblangen blonden Haare schienen echt zu sein, sie wirkten natürlich. Sie hatte braune Augen und ein offenes, selbstsicheres Lächeln sowie einen üppigen, wohlgeformten Körper mit langen Beinen, den sie offensichtlich gerne in Shorts und tiefausgeschnittenen Oberteilen zur Schau trug.
»Meine Ehefrau ist vielleicht nicht immer die Einfühlsamste, aber sie vergöttert Missan. Und sie ist immer untröstlich gewesen, wenn wir eine der Katzen weggeben mussten. Wirhaben einen ganzen Wurf Katzenjunge auf einmal bekommen – sie wollte sie alle behalten.« Jan Olof zeigte auf das Foto und lächelte schwach.
Erika nickte.
»Wissen Sie, ob Sie vor ihrer Abreise Geld vom Konto abgehoben hat?«, fragte sie geradeheraus.
»Geld …«, echote er und starrte die Zigarette an, die jetzt nur noch ein spärlicher Stummel zwischen seinen Fingern war.
»Nein, das weiß ich nicht. Wir haben ein Konto bei der Handelsbank für unsere gemeinsamen Ausgaben und zusätzlich hat jeder sein eigenes. Ich weiß es wirklich nicht.«
Er sah Erika verwirrt an, ein hilfloser Ausdruck stand in seinen Augen.
»Haben Sie Kinder?«, fragte sie. Nichts im Haus deutete darauf hin, dass hier Kinder lebten.
»Nein, wir leben allein. Haben nie welche bekommen können …«
Erika fuhr systematisch damit fort, Routinefragen zu stellen. Jan Olof antwortete mechanisch, beinahe abwesend. »Hat sie den Ausweis mitgenommen?«
Jan Olof zuckte bei der Frage zusammen, ein Schatten legte sich über seine Augen. Er schüttelte den Kopf. Vielleicht lag er noch von der letzten USA-Reise in Barbros Beautycase. Er wusste es nicht.
»Und das Auto, haben Sie es abgeholt?«, wollte Per wissen.
Jan Olof betrat wortlos den langgestreckten Flur, öffnete eine Tür und ging rasch eine kurze Treppe hinunter. Erika und Per folgten ihm nach. Barbros Mann drückte auf einen Lichtschalter in der Garage, die Neonröhren gingen an, und sie wurden von glänzendem Lack geblendet. Das Cabriolet, das der Tür am nächsten war, war einer der schönsten Sportwagen,den Erika je gesehen hatte. Ein kleiner Zweisitzer mit dunkelblauer Metallic-Lackierung, die Sitze und das Lenkrad aus hellbeigem Leder. Wie eine in glänzendes Papier eingepackte Praline. Dahinter stand ein imposanter schwarzer Audi.
Die Garage war groß, und Erika hatte noch nie eine so saubere und aufgeräumte gesehen. Per deutete fragend auf den Mercedes, erhielt von Jan Olof ein resigniertes Nicken zur Antwort, setzte sich hinter das Lenkrad, öffnete das Handschuhfach, musterte den Boden und hob die Fußmatten an.
Am anderen Ende des Raumes befand sich eine schmale Tür in der gleichen Farbe wie die hellen eierschalenfarben gestrichenen Wände. Erika öffnete sie, tastete nach dem Lichtschalter und sah sich im Raum um. Er war groß und nüchtern, ein paar Gefriertruhen waren an einer Wand aufgereiht, ebenso befanden sich Regale darin mit feinsäuberlich beschrifteten Umzugskartons, leeren Glasflaschen, einem Stapel Autoreifen, zwei langen Kleiderstangen und einer zusammengeklappten Plastiktanne. Sie betrat den Raum und stellte sich einen Augenblick lang in die Mitte, besah sich die beschrifteten Kartons von Winterschuhen bis zu Weihnachtssachen. Sie ging zu den beiden Gefriertruhen und öffnete die Deckel. Eine war leer und abgeschaltet, und die Luft, die ihr daraus entgegenschlug, roch muffig. Die andere Truhe lief und war bis zur Hälfte mit in Plastikbeutel verpackten Lebensmitteln gefüllt, die mit Etiketten versehen waren. Erika klappte den Deckel wieder herunter, der sich mit einem leisen Seufzer schloss.
Unbemerkt war die Katze hereingekommen und strich um ihre Beine. Sie starrte sie mit großen Augen an und miaute auffordernd. Erika schob das Tier zurück in die Garage und schloss die Tür hinter
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