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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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weißen Dunst, und der Raureif an den Bäumen glitzerte. Eine kleine Schneeschicht wirbelte um die Autos, die die Straßen entlangkrochen.
    Das Stadtbauamt befand sich in der Innenstadt von Göteborg. Ein provokant hässlicher Backsteinbau, der sich von der sonstigen Umgebung abhob. Per parkte hinter dem Gebäude in einer Nebenstraße. Im Foyer betrachtete er ein großes Modell, das einen neuen Stadtteil zeigte, der am Stadtrand von Göteborg entstehen sollte. Auf einem wichtigtuerischen Schild stand »Berühren verboten«, aber Per konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Ein Baum aus Pappmaché und Draht kippte um; mit einem spitzbübischen Lächeln zog er die Hand zurück und gesellte sich wieder zu Erika, die am Empfangstresen lehnte und in einer Broschüre über die Voraussetzung für die Erteilung einer Baugenehmigung blätterte. Da trat eine junge Frau aus dem Aufzug.
    »Hallo! Elisabeth Jansson, Assistentin des Bauamtsbüros Bezirk Süd.«
    Die Frau streckte ihnen eine gepflegt manikürte Hand entgegen. Sie stolzierte auf ihren langen Beinen mit wiegenden Hüften vorneweg durch den Korridor, während sie ihnen über die Schulter blickend erklärte, dass das Bauamt in zwei große Gebiete – nördlich und südlich des Flusses – unterteilt sei. Der Korridor führte zu einem ausladenden Empfangstresen und einem Wartebereich mit einem Tisch, Stühlen und dem obligatorischen Kaffeeautomaten. Elisabeth deutete beflissen auf die zerschlissenen Stühle und versicherte ihnen, dass ihr Chef, Sten Åhlander, bereits auf dem Weg zu ihnen sei.
    Erika sah sich um. Das Gefühl, in den 70er Jahren steckengeblieben zu sein, verstärkte sich durch die abgestandene Luft, die dicke Staubschicht auf den Lampen, eine kümmerliche Yuccapalme und ein Loch in der Deckenverkleidung, das den Blick auf ein Gewirr von Kabeln und jede Menge Staubflusen freigab.
    Ein Mann und eine Frau gingen lebhaft diskutierend vorbei. Der Mann trug eine braune Cordhose und ein Polohemd, die Frau einen quergestreiften Pulli über einem ausladenden Hinterteil; ihre kurzen Beine endeten in braunen schiefgelaufenen Pumps. Ich bin an einem Roy-Andersson-Set gelandet, dachte Erika eher niedergeschlagen denn amüsiert. Sie sah an Pers Gesichtsausdruck, dass der Abteilungsleiter im Anmarsch war, drehte sich um und keuchte unfreiwillig auf. Der Mann, der den Korridor herunterkam, sah Jan Olof Olofsson verblüffend ähnlich  – überdurchschnittlich groß mit einem mageren, sehnigen Körper und scharf geschnittenen Zügen.
    »Sten Åhlander, Leiter des Bezirks Süd«, stellte er sich vor, streckte Per die Hand entgegen und sah Erika mit hochgezogenen Brauen an.
    »Per Henriksson und Erika Ekman, Bezirkskriminalpolizei«, sagte Per freundlich. Sten Åhlander musterte Erika von Kopf bis Fuß und ergriff dann pflichtschuldig ihre Hand.
    »Wir gehen am besten in mein Büro.«
    Sten Åhlander deutete den Flur hinunter. Sie kamen an einem Pausenraum vorbei, in dem eine Gruppe Männer und Frauen wortlos Kaffee tranken. Aus den Augenwinkeln beobachteten sie die Vorbeigehenden. Sten Åhlander öffnete eine Tür am Ende des Korridors. Das Büro hatte Fenster zu beiden Seiten, einen großen dunklen Holzschreibtisch, und auf einem tiefroten Läufer standen zwei Sitzgruppen. FürErika sah es so aus, als ob Sten sehr selten Besuch empfing. Es roch nach altem Zigarettenrauch. Auf dem Schreibtisch standen Fotos von einer hübschen blonden Frau und zwei Kindern im Teenageralter, die Fensterbänke zierten Pokale und Kristallgegenstände, vermutlich Sporttrophäen. Sten Åhlander nahm hinter dem Schreibtisch Platz.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie wissen, dass Barbro Edin Olofsson von ihrem Mann als vermisst gemeldet worden ist«, begann Per in ruhigem Ton, während er sein Handy aus der Tasche zog. Sten nickte.
    »Wir würden gerne mit Barbros Kollegen sprechen und möchten Sie bitten, uns Zugang zu ihrem Arbeitszimmer, ihrem Rechner und ihrem Kalender zu gewähren. Und zu sonstigen Akten, die uns womöglich Aufschluss über ihr Verschwinden geben können«, sagte Per sachlich.
    Erika sah dem Mann an, dass er mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war. Er erinnerte sie an Christopher Lee in seinen späteren Vampirfilmen, beherrscht, bleich und lauernd. Er griff nach einem Stift und klickte damit, während er Per scharf ansah. Gerade als dieser seine Bitte wiederholen wollte, legte er den Stift beiseite, erhob sich, nahm eine der Kristallfiguren von der Fensterbank

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