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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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nach ihr fragte.«
    »Wissen Sie noch, wann das war?«
    »Ja, das war am Dienstag, etwa gegen 12  Uhr. Er klang richtig schlimm, war völlig besoffen und redete eine Menge unzusammenhängendes Zeug. Er fragte nach Barbro, ob sie im Büro sei. Sie wissen schon.«
    »Was haben Sie da gedacht?«
    »Ach Gott! Dass er nicht ganz dicht sei, die Kontrolle verloren habe, sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hätte. Ich meine, sie sollten doch eigentlich zusammen im Urlaub sein! Und dann ruft er mich an und fragt, ob sie vielleicht im Büro sei. Nun, erst später wurde mir klar, dass er es ernst meinte, dass er wirklich erschüttert war. Er fing an zu weinen und zu plappern, dass sie verschwunden sei, dass er die Polizei anrufen müsse. Ich sagte, dass er das tun solle.«
    Erika schrieb so eifrig mit, dass ihr der Unterarm weh tat. »Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
    Eine verlegene Miene breitete sich auf dem Gesicht der Assistentin aus, sie warf verstohlen einen Blick in Pers Richtung, der an der Fensterbank lehnte und scheinbar etwas Interessantes an der Decke studierte.
    »Sie unterliegen doch der Schweigepflicht, oder?«, fragte Elisabeth, leckte sich nervös über die Lippen und glättete die bereits vollkommen glatten und sorgfältig gekämmten Haare.
    Erika antwortete freundlich, dass nichts, was sie sagte, nach außen dringen würde, wenn es nicht relevant für die Ermittlungen sei. Elisabeth drehte und wand sich etwas, wirkte aber mit einem Mal entschlossen.
    »Ehrlich gesagt, Barbro war eine verdammte Hexe!«, brach es aus ihr heraus. »Sie dachte, sie sei etwas Besseres, so die Art. Nicht nur besser als wir hier im Büro, sondern besser als alle zusammen. Sie kam und ging, wie es ihr beliebte. Manwusste nie, wann sie hier sein oder wann sie kommen würde. Und sie nahm sich frei, wann immer ihr danach war, so wirkte es jedenfalls. Sie stolzierte in ihren feinen Kleidern umher und trug die Nase hoch.« Elisabeth verstummte. Ihre Augen verdunkelten sich. Erikas Mund fühlte sich mit einem Mal trocken an. Elisabeth hatte von Barbro in der Vergangenheitsform gesprochen.
    »Wie hat sie sich ihren Kunden gegenüber benommen?«
    »Genauso. Sie hat auf sie herabgesehen. Hat immer ein paar Termine pro Woche platzen lassen. Die Leute mussten Ewigkeiten warten und hatten Glück, wenn ihr der Sinn danach stand, sie zu empfangen. Nicht weiter verwunderlich, dass manche von denen vollends die Fassung verloren haben.«
    »Was halten die anderen Kollegen von ihr?«
    Elisabeth zuckte nachlässig die Schultern. »Das weiß ich nicht«, antwortete sie mit einem störrischen Unterton.
    »Wissen Sie, ob sie von jemandem bedroht wurde?«
    »Nein«, antwortete Elisabeth und kniff die Lippen zusammen.
    Erika war in Gedanken immer noch bei dem Gespräch mit der Assistentin, als sie das Büro der Bezirksarchitektin Vanja Lankinen betrat. Sie hatte das Gefühl, dass Elisabeths Antwort auf die zuletzt gestellte Frage viel zu plötzlich gekommen war. Es war offensichtlich, dass sie mehr wusste.
    Vanja Lankinen saß hinter einem großen Schreibtisch, der schon bessere Tage gesehen hatte. Die Papierstapel türmten sich noch höher als an Barbros Arbeitsplatz auf – ordentlicher, aber trotzdem entsetzlich hoch und kaum zu bewältigen. Auf den Fensterbänken standen eine Fülle von Kakteen und Pflanzen mit dicken lederartigen Blättern. Eine tiefe Steinschale mit strahlend weißem Sand und schön geformtenSteinen stand im Fenster, der Sand war in einem feinsäuberlichen Muster drapiert. Auf einem Blumenhocker befand sich ein liebevoll gepflegter Bonsai.
    Erika begrüßte Vanja Lankinen und musterte Barbros engste Kollegin interessiert. Sie hatte ein blasses, wächsernes Gesicht. Wie bei einer dickbauchigen Vase ging ihr Hals in die Schultern über. Sie sah Erika an, senkte dann aber hastig den Blick. Vanja war untersetzt und übergewichtig. Ihre sehr kurz geschnittenen Haare waren blondiert, beinahe weiß. Wäre Erika ihr nur flüchtig begegnet, wäre es ihr schwergefallen, sie einem Geschlecht zuzuordnen.
    »Sie arbeiten mit Barbro zusammen, nicht wahr?«, begann Erika das Gespräch. »Ja«, antwortete Vanja mit einer überraschend warmen Stimme.
    »Barbro hat erst vor zwei Jahren hier angefangen. Ich bin schon bedeutend länger hier«, sagte Vanja nicht ohne Stolz.
    »Dann kannten Sie sich gut?«
    Vanja wich ihrem Blick plötzlich aus.
    »Wir kennen uns als Arbeitskollegen, wenn Sie das meinen. Privat verkehren wir nicht

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