Die Frau des Polizisten
die Tüte, nicht du und dein Mann, keine Köche in meiner Küche«, protestierte Per. »Obwohl ich mir durchaus vorstellen könnte, meine Kollegen einen Abend zu mir einzuladen, damit sie eingeweiht wird. Was meinst du?«
»Klasse Idee. Es gibt keine Frau, die nicht schwach bei einem Mann wird, der weiß, was man mit einer Küche anfängt.«
Anna segelte mit ihrem süßesten Lächeln auf dem Gesicht durch die Tür zum Technischen.
Per blieb noch einen Moment kopfschüttelnd stehen.Anna dachte immer noch, dass sie eine Frau für ihn finden musste, die das, was sie für ein einsames und dürftiges Junggesellendasein hielt, mit Leben füllen könnte. Was sie nicht begriffen hatte, war, dass sein Problem nicht darin bestand, eine Frau zu finden – sondern sie wieder loszuwerden.
Kapitel 16
»Hallo. Mein Name ist Erika Ekman, Inspektorin bei der Bezirkskriminalpolizei. Ich rufe wegen der Zeugenvernehmung mit dem Ehepaar Edin an, den Eltern der vermissten Frau.«
»Ja, ein Kollege und ich haben kürzlich mit ihnen gesprochen. Was möchten Sie wissen?«, antwortete eine muntere Stimme in Alingsås.
»Ich habe das Protokoll gelesen, aber es scheint so, als hätte das Gespräch nicht besonders viel ergeben?«
»Nein, das kann man wohl nicht behaupten.«
Erika wartete ab und ließ dem Kollegen Zeit, sich zu sammeln.
»Mein Kollege und ich hatten den Eindruck, dass das Verhältnis zu ihrer Tochter etwas angespannt war und dass sie vor allem kein nennenswertes Verhältnis zu ihrem Schwiegersohn hatten. Aber das hängt vielleicht zusammen. Barbro Edin ist in Alingsås nicht gesehen worden und auch nicht auf dem Weg dorthin. Und die Eltern hatten nicht viel beizusteuern.«
»Wirkten sie besorgt?«
»Ja, vor allem die Mutter, würde ich sagen. Sie hat immer nur lamentiert. Dass sie das schon lange hat kommen sehen, das Übliche eben. Aber sie schienen, wie gesagt, nichts zu wissen, das uns weitergebracht hätte.«
»Und Julia Lindmark, ihre Freundin? Habt ihr sie gefunden?«
»Nein, sie ist offenbar schon eine Weile nicht mehr zu Hause gewesen. Wir behalten ihre Wohnung im Auge. Sie ist eine ziemlich bekannte Persönlichkeit hier in der Stadt, wirwerden sie also sicher bald ausfindig gemacht haben. So was wie ein Original hier in der Gegend, könnte man sagen. Aber trotz allem ist die Sache ein bisschen seltsam – ihre Nachbarin hat sie seit beinahe einer Woche nicht mehr gesehen, und im Briefschlitz steckte eine ganze Menge Post.«
»Halten Sie es für möglich, dass die beiden Frauen zusammen weggefahren sind?«, überlegte Erika.
»Ja, das ist sicherlich nicht ganz unwahrscheinlich. Wir werden uns noch ein bisschen genauer umhören und Einsicht in ihr örtliches Bankkonto nehmen. Ach ja – wir haben mit dem Draggen einen See vor der Stadt durchkämmt und aufgrund des Hinweises eine Hundestaffel losgeschickt, aber ohne die geringste Spur. Es hat sich also wie gewöhnlich nur um Hirngespinste gehandelt oder um jemanden, der sich wichtigmachen wollte.«
Erika bedankte sich und notierte, dass sie ein weiteres Gespräch mit den Eltern führen sollten und dass Barbros Jugendfreundin seit einer Woche nicht gesehen worden war. Vielleicht lagen sie ja an irgendeinem heißen Sandstrand, in der einen Hand einen Drink, in der anderen die Hand eines braungebrannten Jünglings.
Erika ließ sich zurück auf ihren Bürostuhl sinken und blinzelte müde auf den Papierbogen vor sich auf dem Schreibtisch. Noch immer schmerzte ihr Brustkorb unangenehm, und die eingegipste Hand juckte so, dass sie kurz davor war, verrückt zu werden. Sie reckte ihren steifen Körper und ließ den Blick aus dem Fenster schweifen. Seit sie in Göteborg war, war es immer nur grau und windstill oder grau, regnerisch und windig gewesen. Vielleicht war das Gerede über das schlechte Wetter in Göteborg überhaupt kein Gerücht? Ihr ganzes Dasein kam ihr so trist vor, und in der Zeit, die sie nun hier war, hatte sich die Sonne nur einige wenige Male gezeigt.
Eine große schwarze Schmeißfliege lief den Fensterrahmen entlang; sie blieb mit ihren behaarten Beinchen in den Tropfen Kondenswasser hängen, die an der Scheibe klebten. Erika verfolgte ihr langsames Fortkommen. Die olle Fliege musste in der stickigen Luft, die hier im Gebäude herrschte, wieder munter geworden sein, jetzt lief sie ziellos auf der Suche nach Nahrung oder womöglich einem Partner hin und her. Oder nur auf der Suche nach einer geeigneten Stelle, um ihre Eier abzulegen. Leider,
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