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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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mehr so gut, er vermisst dich, Liebling.«
    Göran richtete sich auf, so dass sein Gesicht wieder im Schatten lag und Erika es nicht länger erkennen konnte. Aber sie wusste, dass das Lächeln erloschen war und einer harten Maske Platz gemacht hatte. Sie wollte am liebsten laut aufschreien. Nein, nicht Boss! Bitte, bitte nicht er.
    »Ich komme nicht zurück, Göran«, presste sie hervor, ihre Muskel waren angespannt und zum Sprung bereit. Göran streckte wieder die Hand nach ihr aus, sie blieb eine gefühlte Ewigkeit in der Luft über ihr hängen, bevor er ihr erneut mit einer trägen, federleichten Bewegung über die Wange fuhr.
    »Wir werden sehen. Ich glaube ja nicht, dass du noch lange ungehorsam sein wirst.«
    Göran erhob sich mit leisen und geschmeidigen Bewegungen und blieb einen Moment im Türrahmen stehen. Sein eiskaltes Lächeln flackerte kurz im Lichtschein auf, dann war er fort. Nur ein leises Klicken an der Haustür war zu hören, sonst nichts.
    Erika rollte sich zusammen und weinte, das Kissen wie ein Schalldämpfer gegen das Gesicht gedrückt. Als keine Tränen mehr kamen, lag sie unbeweglich im Bett und wartete mit starrem Blick auf die Morgendämmerung.

Kapitel 23
    Erika zog die Tür auf, sie war ein paar Minuten zu spät. Der Konferenzraum war schon fast voll. Sie bat um Verzeihung und setzte sich schnell auf den nächstgelegenen Stuhl neben dem Eingang. Quer durch den Raum spürte sie Pers Blick, ihre Augen trafen sich nur kurz, aber das reichte schon, um zu erkennen, dass etwas nicht stimmte – ganz und gar nicht stimmte.
    Die Sitzung begann, aber es hing eine Spannung im Raum, die sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie hatte das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden, nicht nur heimlich oder verstohlen, sondern geradezu unverhohlen. Da hörte sie mit einem Mal die Worte des Dezernatsleiters.
    »Die Razzia, über die wir euch Anfang dieser Woche unterrichtet haben, ist also total in die Hose gegangen. Wir wissen noch nichts Genaues, aber wir vermuten eine undichte Stelle. Hier im Haus.«
    Erika spürte, wie ihr die Haare zu Berge standen. Sie begegnete dem harten, vorwurfsvollen Blick des Dezernatsleiters.
    »Wir müssen das selbstverständlich genauestens untersuchen. Bei mehreren Hausdurchsuchungen waren die Vögel bereits ausgeflogen, von der Beute keine Spur, und bei einer empfing uns schon die Presse. Um Klartext zu reden: Jemand muss sowohl der Bande als auch der Presse einen Tipp gegeben haben. Und deshalb können wir uns jetzt auf einen Spießrutenlauf gefasst machen. Wir …«
    Der Dezernatsleiter hatte die Hände zu Fäusten geballt, und sein Mund stand halb offen, als er seinen Blick über alle Anwesenden schweifen ließ, die sich im Raum zusammendrängten.
    »Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig mir die Transparenz hier im Haus ist, aber es muss selbstverständlich sein, dass kein Wort davon nach außen dringt, schon gar nicht zu den Verdächtigen. Wir sind hier nicht in der Hauptstadt, wo undichte Stellen an der Tagesordnung sind!«
    Die letzten Worte feuerte er mit unbändiger Kraft auf Erika ab. Unwillkürlich ging ihr Blick durch den Raum; Neugier, Verwunderung und pure Verachtung schlugen ihr entgegen. Bis zum Ende der Besprechung sah sie nicht mehr von ihren Händen auf, war nicht in der Lage, zuzuhören oder etwas in sich aufzunehmen.
    Sie blieb so sitzen, bis der Letzte den Raum verlassen hatte. Bengt fing sie ab, als sie in ihr Büro wollte. Mit kurzen Schritten folgte sie ihm, den Blick auf seinen Rücken geheftet. Die Luft auf dem Korridor kam ihr stickig vor, und Staubteilchen glitzerten im schwachen Gegenlicht.
    »Setz dich!«
    Bengt ließ sich auf seinen Stuhl fallen, griff nach einer Büroklammer und bearbeitete sie gnadenlos, während er Erika fixierte. Wie gebannt starrte sie auf seine Finger, die an der Klammer herumbogen, bis sie schnurgerade war, nur um sie gleich darauf wieder zusammenzudrücken und sie in den Papierkorb zu werfen. Dann lehnte er sich vor und ließ sie nicht aus den Augen.
    »Bei einem der Verdächtigen in dieser Geschichte handelt es sich um deinen Cousin, einen Karl Petersson, der in Backa wohnt. Die Stimmung ist nicht gerade bombig, um es milde auszudrücken«, fügte Bengt hinzu.
    »Außerdem ist deine private Handynummer auf den Einzelverbindungsnachweisen aufgetaucht, die das Nachrichtendezernat ermittelt hat, Erika.«
    Ohne zu blinzeln starrte Erika ihren Gruppenleiter an. Siehatte mit einem Mal einen üblen Geschmack im Mund.

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