Die Frau des Polizisten
Leitstelle auf. Wenn sie Glück hatten, würden sie den berüchtigten Unternehmer endlich zu fassen bekommen, um ihn wegen seiner Drohungen zu verhören.
»Sind Sie noch dran, Elisabeth?«
»Ja«, wurde am anderen Ende der Leitung geflüstert.
»Sind Sie in Ordnung?«
»Ja, schon … Kai ist noch da. Aber jetzt klingt es so, als ob jemand eine Tür einschlägt? Du meine Güte, wie die brüllen! Hören Sie?«
Erika horchte und hörte zwei Männerstimmen, die durcheinanderschrien. Es war nur der eine oder andere saftige Fluch zu verstehen. Sie hoffte, dass die Streife rechtzeitig eintreffen würde, bevor Kai ihnen wieder durch die Lappen ging oder die beiden Streithähne handgreiflich geworden waren. Erika versuchte Elisabeth zu beruhigen und sagte klar und deutlich, dass ein Wagen unterwegs sei.
»Eigentlich habe ich wegen etwas ganz anderem angerufen«, zischte sie leise in den Hörer. Erika hörte, wie sie schluckte.
»Ach? Weshalb denn?«
»Also … ich weiß, dass, … also, dass Barbro und Sten ein Verhältnis hatten. Alle wussten das. Sie haben es ja noch nicht mal verheimlicht! Es tut mir furchtbar leid, dass ich das nicht gleich gesagt habe, aber in diesen Hallen ist man diskret, das sind schließlich Amtsträger, Sie wissen schon.«
Elisabeth bat um Verzeihung und legte hastig auf.
Kurze Zeit später klingelte Erikas Telefon, und eine Streife teilte ihr mit, dass es ihnen beinahe gelungen sei, Kai Andrée zu fassen, man ihn aber in den schmalen Gassen hinter dem Stadtbauamt verloren hätte. Erika fluchte und starrte auf ihre Mindmap. Sie zog eine Verbindungslinie zwischen Sten und Barbro und versah sie mit einem Fragezeichen. Untreue? Und offenbar hatten sie daraus kein Geheimnis gemacht. Sie rief Vanja an, die sich mit freundlicher Stimme meldete, aber sofort angespannt klang, als ihr klar wurde, wer da am anderen Ende der Leitung war.
»War Stefano Canneto eventuell einer von Barbros Kunden?«, fragte Erika.
»Ja, das war er. Er baut ein Haus auf Näset um, eines aus den 60er Jahren, und renoviert es selbst.«
»Können Sie mir etwas über die Angelegenheit erzählen?«
»Natürlich, was möchten Sie wissen?«
»Wie es gelaufen ist. Ob es Konflikte gab. Der Name hat ja nicht auf Ihrer Liste gestanden.«
Erika hörte, wie Vanja sich räusperte und in den Unterlagen blätterte.
»Ich bedauere, aber mit dem Projekt bin ich nicht vertraut, sehe aber hier in den Unterlagen, dass es zurzeit ruht. Ihm wurden von Barbro eine Reihe kleinerer Abweichungen vom Entwurf bewilligt, aber … es scheint, als ob nahezu alle Nachbarn dagegen eine Anfechtungsklage erhoben hätten.«
»Sie wissen nicht, ob er zu denen gehörte, die Barbro gedroht haben?«
»Nein, leider nicht.«
»Wissen Sie, wie Barbro seinen Antrag behandelt hat?«
»Nein, dazu kann ich nichts sagen. Ich glaube, dass er zufrieden damit war, wie sie sich darum kümmerte. Dass die Nachbarn dagegen klagen, kann ja niemand ahnen, von vornherein, meine ich.«
Erika bedankte sich und beendete das Gespräch. Es gab also eine Verbindung zwischen dem Architekten mit dem italienischklingenden Namen und einer der Personen auf Vanjas Liste. Einer der Vorgänge, die ihr zufolge nicht korrekt gelaufen waren. Toni Christensen, ebenfalls Architekt und einer der Mitbegründer des neuen erfolgreichen Architekturbüros EQ Architekten . Sie gab den Namen des dänischen Architekten ebenfalls in die Suchmaschine ein und erfuhr zu ihrer Überraschung, dass er im Alter von 43 Jahren gestorben war. Sein Tod war erst zwei Monate her, er war kurz vor Weihnachten verstorben.
Es klopfte leise an der Tür, sie fuhr zusammen und warf einen hastigen Blick auf ihr Mobiltelefon. Zwei Stunden waren in einer Flut von Arbeit vergangen. Sie bat den Besuchermit einem kurzen »Ja, bitte« herein und sah erstaunt, dass es Per war. Ohne zu fragen setzte er sich.
»Wie geht es dir?«, erkundigte er sich mitfühlend.
»Wenn du mich so fragst, furchtbar«, sagte sie wahrheitsgemäß und legte eine Hand über den Mund, um das Zittern ihrer Unterlippe zu verbergen. Per nickte.
»Was geht hier nur vor, Mädchen?«
Erika presste die Hände gegeneinander und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Dann sah sie langsam auf und sagte ihm, wie es war – dass es eine Verbindung zwischen ihr und einem der Verdächtigen der Razzia gab, diese aber privater Natur und purer Zufall sei. Nichts in Pers Gesicht gab Aufschluss darüber, was er dachte, ob er ihr glaubte oder nicht.
»Ich
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