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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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der Blauflossen-Thunfisch vom Aussterben bedroht ist, weil bald die ganze Welt Geschmack an Sushi gefunden hat?«, sagte sie nachdenklich. Per sah seine Kollegin aus genießerisch halbgeschlossenen Augen an.
    »Mmh  … im Augenblick schmeckt es einfach nur nach mehr«, sagt er schmunzelnd, verschlang den letzten Bissen mit einem demonstrativen Laut des Wohlbehagens, klappte seine Schachtel zu und schob sie unter den Sitz.
    »Und die Styroporkartons verschmutzen die Weltmeere, und wir werden, noch bevor unsere Kinder erwachsen sind, auf einer Müllhalde wohnen. Ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Ökofanatiker bist«, neckte er sie, musste unerwartet aufstoßen, schlug die Hand vor das Gesicht und bat mit betretener Miene um Verzeihung. Erika lächelte, nahm ihr letztes Stück Sushi in Angriff und kaute hungrig. Per vertiefte sich kurz in die Namen- und Adressliste, bevor er zu Erika aufsah.
    »Dein Mann …« Per spürte, wie sie erstarrte. Er fuhr hartnäckig fort. »Wart ihr lange verheiratet?«
    Erika schaute ihn böse an. Ihr Blick wurde milder, als sie sah, wie betreten er auf der Unterlippe kaute. Sie nickte stumm. Die Schreie von ein paar zänkischen Möwen durchbrachen die Stille.
    »Viel zu lange«, antwortete Erika schließlich und hörte, wie verbittert und hart ihre Stimme klang.
    »Wie …?« Per verlor den Faden.
    Erika sah einer Sturmmöwe nach, die unbeholfen mit einer Papiertüte im Schnabel abhob, wandte sich Per zu und fing an zu erzählen. Vom Zustand trunkener Verliebtheit, den ersten schönen Jahren und ihren Träumen von einem guten Leben. Was sie beschrieb, klang so fremd, so unwirklich und naiv, wenn man in Betracht zog, dass sie ihn jetzt als gewalttätigen Schläger und als Psychopathen bezeichnete.
    Sie habe die Warnsignale ignoriert, seine Wutanfälle kleingeredet, alles rosarot gesehen, weil sie es nicht hatte erkennen und wahrhaben wollen. Denn wer will schon eine Wahrheit anerkennen, die einem alles unter den Füßen wegreißt, die die Liebe zerstört, das Vertrauen und alle Träume. Und durch die man sich selbst lächerlich macht.
    »Es war diese Art, wie er mit mir umging, mich belauerte wie ein Hund«, fuhr sie fort.
    Per nickte ihr aufmunternd zu.
    »Dann kamen seine Wutausbrüche, vollkommen irrational und unvorhersehbar. Mit der Zeit entwickelte ich ein Gespür dafür und nahm jede Veränderung seiner Bewegungen, seiner Gemütsstimmung, ja sogar, ob er gereizt wurde, wahr, noch bevor er es selbst wusste. Und ich schwankte zwischen Selbstverachtung und nackter Angst.« Erika seufzte tief und zwirbelte eine lockige Ponysträhne.
    »Und deshalb hast du die Vertretungsstelle angenommen und die Flucht nach vorn angetreten?«
    Erika nickte zustimmend.
    »Ich nehme an, du weißt, dass über dich getuschelt wird?«, sagte Per leise.
    Erika nickte abermals, hinter ihren Lidern brannten Tränen. Sie hatte es nicht gewusst, aber den kalten Hauch in ihrem Rücken gespürt, und die verstohlenen Blicke und die distanzierte Haltung ihr gegenüber sprachen Bände. Die Kollegen waren reserviert und kurz angebunden. Doch, sie wusste, dass sie über sie redeten, dass sie geschnitten wurde. Um das zu wissen, brauchte man keine Leuchte zu sein.
    »Ich hatte keine Wahl …«, wisperte Erika mit gepresster Stimme. »Das klingt so verdammt erbärmlich, ich weiß. Wenn es jemand …, zumindest hätte ich es ahnen …«
    Die Worte blieben ihr im Hals stecken, und die Tränen begannen lautlos und unaufhaltsam zu fließen. Per zog Erika an sich. Vorsichtig lehnte sie den Kopf gegen seinen Oberarm. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht ließ sie den Schmerz und die Tränen zu. Per fädelte zerstreut die Finger in ihre krausen Nackenhaare und starrte vor sich hin aufs Meer. Allmählich wurde ihr Kopf immer schwerer, sie fasste Vertrauen. Erschöpfung überfiel sie. Wie lange sie geweint hatte, wusste sie nicht. Schließlich richtete sie sich auf, schnäuzte sich und wischte sich die Tränen ab.
    Als Erika sich beruhigt hatte, stiegen sie aus und gingen zu der neuen Straße, die sich zwischen Kiefern und Laubgehölz auftat.
    »Und wie geht’s jetzt weiter?«, fragte Per, während er den Blick in die Ferne richtete.
    »Ich weiß es nicht«, gab sie zu und war selber überrascht. Das stimmte – sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, um sich zu wehren. Göran war ihr offenbar nicht nur einen Schritt voraus, sondern gleich mehrere. Der einzige Fixpunkt,den sie hatte, war ihr Arbeitsplatz, und selbst

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