Die Frau des Praesidenten - Roman
Country-Club-Hochzeiten angetan, mit stundenlangem Händeschütteln und dem ganzen anderen Scheiß. Halt, nein, John nicht, seine Frau Nan stammt aus dem Osten, daher fand die Trauung im Haus ihrer Eltern in Bar Harbor statt. Hey, wie gefällt dir das – wir heiraten in Halcyon. Jede Menge Zimmer, viele Betten, und was das Ambiente betrifft … unübertrefflich.«
»Ich schaue es mir morgen an, dann sag ich dir Bescheid. Allerdings könnte im Oktober schon Schnee liegen.«
Charlie dachte einen Moment darüber nach, dann sagte er: »Dass du immer so verdammt praktisch denken musst.«
Ich zögerte. »Ich werde dieses Schuljahr noch abschließen, okay? Auch wenn wir in Houghton wohnen, werde ich nach Madison pendeln.«
Charlie zuckte mit den Schultern. »Wenn dir das so wichtig ist.«
»Ich möchte nicht mitten im Jahr kündigen und gehen. Manche machen das, aber Lydia – unsere Direktorin – sieht das gar nicht gern.«
»Solange das dein letztes Jahr an der Liess ist, kannst du machen, was du willst. Fest steht, dass ich dich nächsten Sommer brauche. Die Frau eines Kandidaten zu sein ist ein Job für sich. Maj weiß das nur zu gut.«
»Ich werde nie in der Öffentlichkeit sprechen müssen, oder? Ich werde keine Reden halten müssen?«
Er grinste. »Ist das eine Bedingung, um mich zu heiraten?«
»Charlie, ich kriege meinen Mund schon bei den Lehrerkonferenzen kaum auf.«
»Okay, okay, du wirst keine Reden halten müssen.« Er war einen Moment ruhig, und als er dann weitersprach, klang er ernst. »Ich werde nicht gewinnen. Das ist dir klar, oder?«
»Das ist nicht gerade optimistisch.«
»Ich täusche meine Kandidatur nicht vor, sehe mich nicht als Scheingegner. Das will ich damit nicht sagen. Ich werde in diesem Wahlkampf alles geben. Aber die Zeit ist noch nicht reif für mich. Es geht hier noch nicht darum, wirklich gewählt zu werden, sondern darum, meinen Namen bekannt zu machen und den Menschen zu zeigen, dass ich ein erwachsener Mann bin. Ein ernsthafter Mann, der sich ernsthafte Gedanken um den Staat Wisconsin macht.«
Ich sah ihn an, und mir ging der unangenehme Gedanke durch den Kopf, dass es mir unvorstellbar erschien, mich selbst sagen zu hören:
Ich bin eine ernsthafte Frau, die sich ernsthafte Gedanken macht
. Ich konnte mir auch gar nicht vorstellen, warum ich so etwas sagen sollte.
Vorsichtig begann ich: »Aber werden einige Leute nicht jede Menge Zeit investieren, und Geld …«
Er schüttelte den Kopf. »So läuft das eben. Wir legen den Grundstock.«
»Den Grundstock wofür? Willst du in zwei Jahren etwa noch einmal für den Kongress kandidieren?«
»Ich will mir alle Möglichkeiten offenhalten. Wahrscheinlich nicht in zwei Jahren, aber später, wer weiß? Vielleicht ein Posten in der Republikanischen Partei, vielleicht eine Kandidatur für den Senat. In der Politik hängt vieles einzig und allein vom richtigen Timing ab.«
Ich legte meinen Hamburger auf den Teller. »Du klingst unglaublich zynisch.«
»Ich mache die Regeln nicht«, sagte Charlie.
»Aber du scheinst gern nach ihnen zu spielen.«
»Verdammt, Alice …« Er legte nun ebenfalls seinen Hamburger ab und stellte den Teller vor sich auf den Couchtisch,dessen Resopaloberfläche ganz abgewetzt war. Mit sichtlichem Stolz hatte er mir erzählt, dass er den Tisch einige Monate zuvor im Sperrmüll seiner Nachbarn auf dem Gehweg gefunden und mitgenommen hatte. »Ich dachte, du hattest vor, mich zu unterstützen. Das hast du doch im Auto zu mir gesagt, oder irre ich mich?«
»Willst du denn gar kein geregeltes Leben führen? Ich verstehe nicht, was so viel besser daran sein soll, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein statt ein normaler Bürger.«
»Um eins mal klarzustellen, hier geht es darum zu dienen, nicht um mein Ego. Mit Sicherheit machen das einige Leute, um ihren Narzissmus zu befriedigen, aber nicht wir Blackwells. Alice, wenn du gerade versuchen solltest, mir meine Kandidatur auszureden, haben wir ein ernsthaftes Problem.«
»Du hast mir den Eindruck vermittelt, es handele sich um eine einmalige Sache.«
»Ergo bist du selbst davon ausgegangen, dass ich verliere. Machst einen auf bestürzt, dass ich Geld für eine Kampagne verblase, und setzt gleichzeitig auf den Sieg des anderen.«
Wir schwiegen beide. »Lass uns nicht streiten«, sagte ich.
Er knüllte seine Serviette zusammen und schleuderte sie quer durch den Raum in Richtung Kamin. Als ich einen verstohlenen Blick auf sein Profil warf, erkannte
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