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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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könnten.
    »Du hast Glück, dass dein Busen noch so in Form ist«, sagte Jadey gerade. »Bist du schon dreißig?«
    »Einunddreißig«, sagte ich.
    »Das ist einfach nicht fair! Ich bin gerade erst siebenundzwanzig geworden.«
    »Dann schau dir mal meine Krähenfüße an.« Ich ging näher an sie heran und legte den Kopf schief, damit sie mein linkes Auge begutachten konnte.
    »Will Charlie auch, dass du sexy Unterwäsche für ihn anziehst? Arthur will, dass ich mir Teile besorge, die selbst einer
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die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Und ich hab ihm gesagt: ›Bis du die
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einer Geburt nicht selbst durchlebt hast, kannst du nicht einmal
erahnen
, was mit meinem Körper passiert ist. Ich brauche mindestens fünf Jahre Zeit, bis ich auch nur
halbwegs
wieder deine sexy Gespielin bin.‹«
    Ich lachte, obwohl ich mir sicher war, dass unsere Stimmen über den See getragen wurden. Etwa fünfzig Meter entfernt schwamm einer der Higginsons senkrechte Bahnen auf deren Steg zu und wieder weg; ich konnte nicht erkennen, wer aus der Familie es war, aber als wir angekommen waren, hatte er inmitten eines Zugs angehalten und uns zugewunken.
    Jadey und ich standen bis zur Brust im dunkelblauen Wasser, aus Westen schien gelb und heiß die Sonne. Jadey ließ sich nach hinten fallen, tauchte mit Schultern und Kopf unter Wasser, und als sie wieder auftauchte, war das Shampoo ausgespült. Ihr blondes Haar wirkte durch die Nässe fast golden. Sie brachte sich in Rückenlage und paddelte, um nicht unterzugehen, mit den Füßen. »Wie behandelt dich Maj? Sie kann ganz schön schroff sein, was?«
    Ich hob einen Finger, um eine Pause zu signalisieren, hielt mir die Nase zu und tauchte ab. Als ich wieder nach oben kam, sagte Jadey: »Es heißt, sie hätte sich ein Mädchen gewünscht, aber immer nur Jungs bekommen und schließlich …«
    »Psst!« Ich hielt es nicht länger aus – nicht aufgrund der Informationen, denn die interessierten mich, sondern wegen des Gefühls, dass jemand, vielleicht sogar Mrs. Blackwell selbst, unser Gespräch mit anhören könnte.
    Jadey lachte. »Du bist wirklich eine Bibliothekarin.«
    »Nein«, flüsterte ich und deutete auf das Haus. »Ich habe Angst, dass man uns …«
    »Erwischt.« Jadey nickte und fuhr leiser fort: »Jedenfalls ist das die Theorie, warum sie keine Mädchen mag … weil sie sich von ihnen zurückgewiesen fühlt. Klinge ich wie Sigmund Freud?« Sie lächelte selbstironisch, und ich fragte mich, ob sie die Blackwell’schen Frotzeleien und deren Selbstironie übernommen oder ob sie diese Angewohnheiten von jeher besessen hatte. Sie hatte mir erzählt, dass ihre Eltern mit den Blackwells befreundet waren, dass sie Arthur kennengelernt hatte, als sie in der achten und er in der zwölften Klasse gewesen war, aber beide erst miteinander ausgegangen waren, als sie aufs College kam. Außerdem hatte sie mir, auf meine Nachfrage hin, gesagt, dass Jadey ein Spitzname war, den ihr ihre Mutter bei der Geburt gegeben hatte; ihr richtiger Name war Jane Davenport Aigner, wobei sie den Nachnamen bei ihrer Heirat natürlich abgelegt hatte.
    »Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man keine Angst vor Maj haben sollte«, sagte Jadey. »Hunde, die bellen, beißen nicht.«
    »Ich würde nicht sagen, dass ich Angst vor ihr habe.« Das hatte ich wirklich nicht. Hier in Halcyon befand ich mich auf ihrem Terrain, doch generell war ich der Ansicht, dass Mrs. Blackwell jemandem eine Art Anerkennung zuteil werden lassen konnte, die mir im Grunde nichts bedeutete. Für Dena wäre sie von Bedeutung gewesen. Doch alles, worauf es mir ankam, war ein einigermaßen gutes Verhältnis. Ich musste Mrs. Blackwell nicht nah sein, musste keiner ihrer Lieblinge sein. Ich wäre beunruhigt, wenn sie mich
ablehnen
würde, doch solange sie mich akzeptierte, war ich zufrieden. Und ich hatte das Gefühl, dass sie im Laufe des Wochenendes aufgetaut war – am Nachmittag zuvor, vor der Cocktailstunde, war siehinter Charlie und mir vorbeigelaufen, als wir auf der Veranda des Alamo Scrabble gespielt hatten, und hatte mir zugerufen: »Mach ihn fertig, Alice.«
    Jadey setzte nun zum Rückenschwimmen an, schlug die Arme abwechselnd über den Kopf nach hinten, und ich sah ihr beeindruckt dabei zu. Ich selbst war keine gute Schwimmerin. Mein Vater hatte es mir am Pine Lake in Riley beigebracht, doch mehr als ein hundeähnliches Paddeln brachte ich nicht zustande, und mit Jadeys Rückentechnik oder dem

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