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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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zum Itty-Bitty, den Blackwells gegenüber versöhnlicher stimmten. Vielleicht war ich einfach nur erschöpft und deshalb geneigt, mich hinzugeben, statt den Rückzug aus der Zukunft anzutreten, die Charlie und ich begonnen hatten zu planen.
     
    Beim Frühstück im Clubhaus ein paar Stunden später rief mir Arthur über den Tisch hinweg zu: »Alice, das Wort des Tages ist Ornithologie. Wie ich hörte, bist du gut zu Vögeln?« Jadey, die mit dem Baby auf dem Schoß neben ihm saß, gab ihm einen spielerischen Klaps und sagte: »Nun lass sie doch erst mal ihren Kaffee trinken.« Ihr Gesichtsausdruck verriet eine dezente Heiterkeit, und ich war dankbar, dass sie unsere Begegnung vom Vorabend unerwähnt ließ.
    Im Vergleich zum Abendessen ging es beim Frühstück locker zu. Es herrschte ein Kommen und Gehen, und statt bedient zu werden, holte man sich Toast, englische Muffins oder Müsli vom Büfett, das auf einem langen Tisch aufgebaut war; nur Eier, Schinken oder Waffeln bestellte man beim Kellner, einem blassen, dünnen Teenager mit einem großen Adamsapfel.
    Ein paar Kinder trugen schon ihre Badeanzüge, und einige Erwachsene kamen, als Vorgeschmack auf das heutige Turnier, in weißer Tenniskleidung. Die Faltenröcke der Frauen waren derart kurz, dass sie die Grenzen des guten Geschmacks überschritten hätten, wäre nicht klar gewesen, dass sie irgendwann in der Vergangenheit freigegeben worden waren. Einen dieser winzigen Röcke trug Priscilla Blackwell, dazu Söckchen mit rosa Bommeln oberhalb der Ferse. (Erst im Jahr 1988 entschied der Halcyon Board of Overseers – der eine eigene Satzung besaß, in der als Voraussetzung für eine Mitgliedschaft festgelegt war, dass man erstens männlich sein und zweitens gewählt werden musste, so dass jeweils zwei Männer aus jeder Familie für fünf Jahre amtierten –, dass es erlaubt war, eine andere Farbe als Weiß auf den Tennisplätzen in Halcyon zu tragen. Noch zehn Jahre später murrten die Gegner dieser Entscheidung, zuvorderst Billy Niedleff und dessen mittlerer Sohn, Thaddeus, über den Verfall der Sitten.)
    Bei meiner Ankunft in Halcyon tags zuvor hatte ich befürchtet, dass sich das Wochenende in die Länge ziehen würde, doch wie sich herausstellte, war genau das Gegenteil der Fall. Während des Frühstücks hatten mich rasende Kopfschmerzen geplagt, die im Laufe des Vormittags abklangen, und danachverbrachte ich den Großteil des Tages auf einem Handtuch am Rand der Tennisplätze sitzend, beobachtete Charlie und die anderen beim Spielen oder saß neben ihm, wenn er gerade nicht spielte. Wenn er im Laufe eines Matches besonders schwitzte, nahm er die große Thermoskanne, die neben dem Netz stand, füllte einen Becher mit Wasser, goss sich den Becher über den Kopf und schüttelte dann wie ein Hund den Kopf. Als er am Morgen ins Itty-Bitty gekommen war, um mich zum Frühstück abzuholen – ich war bereits fertig angezogen gewesen und hatte auf ihn gewartet –, hatte er beim Öffnen der Fliegengittertür gerufen: »Wo ist denn meine allerliebste Schnapsdrossel?«, und ich hatte geantwortet: »Oh, Charlie, es tut mir so schrecklich leid, wie ich mich gestern Abend verhalten habe«, woraufhin er gesagt hatte: »Das Einzige, was dir leidtun muss, ist, dass du mich erst so richtig schön scharf gemacht und dann das Bewusstsein verloren hast, aber darauf werde ich bei Gelegenheit zurückkommen.« Er hatte sich zu mir gebeugt, mich geküsst, und ich war erleichtert gewesen, mit einem Mann zusammen zu sein, der keinen Groll hegte, zumindest keinen Groll gegen mich (Simon war das genaue Gegenteil gewesen). Dann hatte er gesagt: »Nimm deine Zahnbürste mit ins Clubhaus. Maj musste heute Morgen schon den Klempner wegen der Toilette im Alamo rufen, und der Kerl versucht in diesem Augenblick, ein Wunder zu vollbringen. Momentan ist John der Hauptverdächtige, was den gigantischen Schiss anbetrifft.« Ich nickte unbeteiligt und – verzeih mir mein verlogenes Schweigen, John – sagte absolut nichts.
    An den Tennisplätzen sagte Mrs. Blackwell, nachdem sie Emily Higginson mit 7:3 und 6:4 geschlagen hatte, zu mir: »Ich nehme an, eine ordentliche Mütze Schlaf war genau das, was der Arzt verordnet hat«, und ich war mir beinahe sicher, dass sie wusste, dass ich zu viel getrunken hatte, und fragte mich, ob sie auch wusste, dass ich die Toilette verstopft hatte, doch ich murmelte nur ein paar zustimmende Worte.
    Ich hatte mir ein Buch an die Tennisplätze mitgenommen –
Fahles

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