Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
Vom Netzwerk:
ich. »Sie waren das Wochenende über sehr freundlich zu mir – na ja, bis auf den Limerick, aber darüber bin ich hinweg.«
    »Weißt du was? Ich mag dich. Und ich finde, du siehst heute Abend bezaubernd aus.« Charlie beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf den Mund. Es war nur ein ganz flüchtiger Kuss, aber sofort hörte ich jemanden rufen: »Schaut euch die Turteltäubchen an!« Dann sagte John, der ganz in der Nähe stand: »Mein Gott, könnt ihr beiden denn gar nicht die Hände voneinander lassen?«
    Obwohl wir uns wirklich nicht im Geringsten unanständig berührt hatten, wich ich zurück. Es wurde ruhiger auf der Veranda, und vom anderen Ende rief Onkel Trip herüber: »Chasbo, jetzt, da Alice den Stall gesehen hat, aus dem du kommst, meinst du, sie bleibt bei der Stange?«
    »Das hoffe ich«, gab Charlie zurück. Ich konnte spüren, wie alle Blicke der Blackwells auf mich gerichtet waren, und lächelte gezwungen.
Lass dich nicht einschüchtern.
Dies waren zwar nicht Jadeys Worte gewesen, aber ihre Botschaft.
    John sagte: »Alice, wenn du nicht aufpasst, könnte dir unser Chas einen Antrag machen.«
    Es entstand eine Pause, eine kurze Pause, und bevor sie jemand mit einem schlüpfrigen Witz füllen konnte, sagte ich: »Also, um ehrlich zu sein …« Meine Stimme war kratzig, daher räusperte ich mich so elegant wie möglich, bevor ich erneut ansetzte: »Um ehrlich zu sein, hat mich Charlie bereits gefragt, und ich habe ja gesagt.«
    Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich glaubte, jemanden nach Luft schnappen zu hören – eine Frau, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es Ginger war. Charlie legte mir eine Hand auf den Rücken, und dann sagte Harold, der neben der Hängematte stand: »Menschenskinder, das ist ja großartig. Das sind phantastische Neuigkeiten. Ihr ahnt gar nicht, wie sehr wir uns für euch freuen.« Kurz darauf redeten alle durcheinander. »Ohne Scheiß?«, fragte Arthur, und er und John umarmten Charlie beherzt. Ed kam zurück, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben, und Arthur rieb mir mit seinen Fingerknöcheln auf dem Kopf hin und her und rief: »Willkommen in unserer schrecklich netten Familie, Al!« Harold beugte sich um Charlie herum und tätschelte meine Hand, dann fiel mir Jadey um den Hals und schrie: »Ich wusste es! Ich wusste es! Ich hab dir gesagt, dass wir beste Freundinnen werden, und jetzt kommt es viel besser, denn wir werden
Schwestern

    Als ich Mrs. Blackwell auf mich zukommen sah, befreite ich mich aus Jadeys Umarmung und strich mir die Haare glatt. Alle anderen um mich herum nahm ich nur noch verschwommen wahr. Dass ich keine Angst vor Mrs. Blackwell hatte, stimmte mehr oder weniger, zumindest rein theoretisch. Aber es ließ sich auch nicht leugnen, dass ich jedes Mal, wenn sie sich mir zuwandte, das Gefühl hatte, als seien nur wir beide im Raum und als sei äußerste Wachsamkeit geboten.
    Sie umarmte oder küsste mich nicht, berührte mich nicht einmal. Sie wirkte amüsiert und skeptisch zugleich, während sie mich lange, ohne ein Wort zu sprechen ansah. Schließlich sagte sie: »Was für ein cleveres Mädchen du doch bist.«
     
    Auf der Fahrt zurück nach Madison sagte Charlie: »Ich bin dir nicht böse, wirklich nicht. Wäre es in einer perfekten Welt bessergewesen, es Maj und Dad zuerst ohne die anderen zu sagen? Natürlich, aber was geschehen ist, ist geschehen.«
    »Weißt du, dass deine Mutter verärgert ist, oder nimmst du es nur an?«
    »Maj hat es gern, wenn man nach ihrer Pfeife tanzt.« Charlie grinste. »Wie alle Frauen. Hör zu, du wolltest, dass wir noch warten und es unseren Eltern zusammen sagen, aber früher oder später wären sowieso alle dahintergekommen, daher macht es für mich keinen großen Unterschied.« Er griff nach meiner Hand und drückte sie. »Wenn Maj etwas nicht passt, dann ist es die Art, wie sie von der Neuigkeit erfahren hat. Das hat nichts mit dir zu tun.«
    »Ich hab nie Schwierigkeiten gehabt, mit Menschen auszukommen«, sagte ich. »Wenn sie lieber eine Schwiegertochter aus einer Familie hätte, mit der ihr gesellschaftlich zu tun habt, dann mache ich ihr das nicht zum Vorwurf. Das ist das, womit sie vertraut ist. Ich denke, dass sie sich an mich gewöhnen wird, und ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst, irgendwie vermitteln zu müssen.«
    Es verging etwa eine Minute, dann sagte Charlie, den Blick fest nach vorn gerichtet: »Nur damit du es weißt, ich würde dich ihnen vorziehen.«
    »Sei nicht

Weitere Kostenlose Bücher