Die Frau des Praesidenten - Roman
flachen Bauch, jeden Zentimeter seiner salzig schmeckenden Haut, und er glitt in mich, wieder und wieder; ich liebte es, unter ihm zu liegen und ihn in mich aufzunehmen. Jetzt, da wir verlobt waren, ließ ich ihn endlich über Nacht bleiben oder schlief bei ihm zu Hause, und er hatte recht, dass es unglaublich schön war, zusammen aufzuwachen. Nicht zum ersten Mal war ich dankbar, dass ich als Bibliothekarin keine Arbeiten korrigieren musste.
Wir heirateten am Samstag, dem 8. Oktober, im Haus der Blackwells in Milwaukee; getraut wurden wir um elf Uhr morgens in deren Eingangshalle von Right Reverend Wesley Knull, Bischof der Episkopaldiözese von Milwaukee. Beim anschließenden Empfang wurden Champagner und Limonade gereicht, dazu gab es Sandwiches mit Eiersalat und Brunnenkresse, die Miss Ruby zusammen mit ihrer neunzehnjährigen Tochter Yvonne vorbereitet hatte.
Als ich meiner Mutter und Großmutter mitgeteilt hatte, dass Charlie und ich heiraten würden – ich war dafür ohne ihn nach Riley gefahren –, war meine Mutter vor Freude in Tränen ausgebrochen, und meine Großmutter hatte in ihrem Stuhl sitzend einen Freudentanz aufgeführt. Später hatte ich meiner Mutter erklärt, dass die Hochzeit nicht teuer sein würde, da wir im Haus der Blackwells feiern und deren Personal uns helfen würde; ein Scheck über neunzig Dollar für Champagner wäre von ihrer Seite mehr als genug. Diese Summe war mir als die niedrigste erschienen, bei der sie nicht misstrauisch werden würde. Ich weiß nicht, was die Hochzeit die Blackwells wirklich gekostet hat, aber ich ließ sie die Kosten übernehmen. Außerdem gestand ich meiner Mutter, auf eine Art, die sie, wie ich hoffte, von weiteren Fragen abhalten würde, dass Dena und ich uns gestritten hatten und ich sie daher nicht zur Hochzeit einladen würde. Nichtsdestotrotz erhielt ich von ihren Eltern eine Sauciere.
Insgesamt hatten wir neunundvierzig Gäste: neunundzwanzig Blackwells, sechs Freunde von Charlie (Männer, die er aus Exeter, Princeton oder Wharton kannte) mit Ehefrauen, Hank Ucker und seine Frau, Kathleen und Cliff Hicken (die beiden Einzigen, die wir aus unserem großen Bekanntenkreis aus Madison einluden), meine Mutter, meine Großmutter, unsere langjährige Nachbarin Mrs. Falke und meine engste Freundin aus der Liess, Rita Alwin, die neben Miss Ruby und Yvonne die einzige Schwarze war. Wir hätten anders feiern können, größer, aber das war in meinen Augen nicht nötig. Bis auf Liza und Margaret, unsere Blumenmädchen, hatten wir kein weiteres Gefolge, und es gab auch keine Tanzmusik, nur eine Harfenistin,die in der Nähe des Büfetts spielte. Vor der Trauung machte mir Jadey in einem der oberen Schlafzimmer die Haare und schminkte mich. Mein Kleid bestand aus einem Rock mit dazu passender Bluse, beides hatte ich ein paar Wochen zuvor bei Prange’s an einem Kleiderständer entdeckt: weiße Baumwolle, die Bluse mit V-Ausschnitt und Empire-Taille, der Rock wadenlang. Dazu trug ich meine weißen Pumps. (Als Priscilla einen Blick zu uns ins Zimmer warf, in dem ich mich fertig machte, rief sie aus: »Was für ein reizendes kleines Kleidchen! Du siehst aus wie ein Pionier, der sich bereit macht, die Great Plains zu durchwandern.«) Mein Brautstrauß war ein kleines Bukett aus fünf weißen Lilien; Charlie sowie sein Vater trugen eine einzelne weiße Lilie im Knopfloch; Mrs. Blackwell, meine Mutter und meine Großmutter bekamen Anstecksträußchen.
Ich schritt den Gang zwischen den Reihen aus weißen Holzklappstühlen allein entlang, die wir, wie sich herausstellte, nicht leihen mussten, da die Blackwells annähernd zweihundert dieser Stühle mit den dazugehörenden Klapptischen besaßen; aufbewahrt wurden sie stapelweise in deren riesigem, unfertigem Keller, von wo sie zu Partys und Wohltätigkeitsveranstaltungen von Helfern heraufgebracht wurden. Als ich Charlie neben Reverend Knull am Fuß der Treppe auf mich warten sah, überkam mich kein epochales Gefühl. Stattdessen machte es mich etwas verlegen, all die Aufmerksamkeit auf mich und auf die Liebe, die Charlie und ich füreinander empfanden, zu ziehen. Warum mussten wir uns diese Liebe in aller Öffentlichkeit erklären? Der Grund dafür waren gesellschaftliche Konventionen, und es gibt schlimmere Gründe. Ich erkannte, dass es für alle anderen unerlässlich war. Als ich an der vordersten Reihe vorbeiging, sah ich meine Mutter und Großmutter strahlen. Die Trauung selbst dauerte nicht lange; die später
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