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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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lief das Baseballspiel, zu dem Charlie offenbar nicht hingegangen war. Auf dem Tisch davor standen eine angebrochene Tüte Maischips, eine halbleere Whiskeyflasche und ein Glas mit etwas goldgelber Flüssigkeit darin. Charlie setzte sich mitten auf die Couch, in einer raumgreifenden Pose, die nicht dazu einlud, sich dazuzusetzen. Ich entschied mich für einen der Sessel, die zu beiden Seiten der Couch standen.
    Mit einem Nicken wies ich auf die Chipstüte und sagte: »Hast du gesehen, dass es auch Marsala-Hühnchen gibt?«
    »Ich hatte ein Steak.«
    Er griff nach einem Sofakissen mit dunkelbraunem Cordbezug und umklammerte es mit einer so kindischen Geste, dass es amüsant oder rührend gewirkt hätte, wäre er nicht so maßlos wütend gewesen. Den Blick fest auf den Bildschirm geheftet, sagte er: »Elf Leute in Indianapolis haben sich nach einem Sportbankett am Montagabend die Seele aus dem Leib gekotzt, und was, glaubst du, war der erste Gang des Festmahls? Na? Wenn du jetzt sagst, Chili con Carne aus Blackwell-Hack, dann, Ding-Dong, herzlichen Glückwunsch, bist du die Gewinnerin des Abends! Das Landwirtschaftsministerium hat sich eingeschaltet, und John hat eine Rückrufaktion beschlossen – wir reden hier von mindestens ein paar hunderttausendPfund von dem Zeug in mindestens fünf Staaten –, und weißt du, was das Beste ist? Ich verwette meinen Arsch, dass das nicht unsere Schuld war. Nach allem, was wir wissen, haben diese Penner in Indiana abgelaufenes Fleisch gekauft, aber hey, wenn die große Firma oben in Milwaukee dafür gradestehen kann, warum eigentlich nicht?«
    »Charlie, das tut mir so leid.«
    Er hob den Kopf. »Mir auch, uns beiden. Ich habe heute Abend eine volle Stunde mit so einem Schwachkopf vom
Sentinel
telefoniert, obwohl mich das Ganze nicht die Bohne interessiert. Ich werde weiter Fleisch grillen und essen, und damit hat sich’s. Ich habe es satt, so zu tun, als könnte ich mich für die inneren Werte von Würstchen begeistern. Schließlich habe ich nicht Wirtschaft studiert, um in der Qualitätskontrolle zu landen.«
    »Wie kommen Arthur und John damit zurecht?«
    »Arthur und John können mich mal.«
    In dem Moment verfehlte ein Schlagmann der Brewers den Ball zum dritten Mal und beendete damit das Inning, und Charlie schleuderte das Kissen, das er immer noch umklammert hielt, Richtung Fernseher. Dann beugte er sich vor und stützte den Kopf in seine Hände. Ich setzte mich neben ihn und legte sanft meine Hand auf seinen Rücken.
    Das Gesicht in den Händen vergraben, sagte er: »Ich habe diesen ganzen Mist so satt.«
    »Ich weiß.« Ich streichelte ihn. »Das weiß ich doch.«
    »Ich bin
so
nah dran zu kündigen. Es reicht mir wirklich.«
    »Es ist in Ordnung, wenn du kündigst«, sagte ich, »ich denke nur, du solltest es so diplomatisch wie möglich tun.« Schon recht früh in unserer Ehe hatte ich zu meinem Befremden erfahren, dass Charlies Einkommen keinerlei Einfluss auf unseren Lebensstandard hatte. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren hatte er 700   000 Dollar geerbt, und er hatte zwar 1978 für den Wahlkampf 25   000 Dollar aus eigener Tasche gezahlt und 163   000 für unser Haus ausgegeben, aber ansonsten hatte er das Geld kaum angerührt und verdiente gut. Abgesehen von der Phase des Börsenkrachs im Oktober 1987, waren auch unsereAnlagen gut gediehen, und inzwischen besaßen wir, auf verschiedene Konten verteilt, mehr als eine Million Dollar. Dennoch erschien es mir wichtig, dass Charlie Arbeit hatte, für sein Selbstbewusstsein, damit er etwas erzählen konnte, wenn man ihn fragte, was er tat, und außerdem konnte ich mir kaum etwas Verheerenderes für unsere Ehe vorstellen, als wenn wir beide den ganzen Tag zu Hause verbringen müssten. Was genau er tat, war mir allerdings nicht wichtig, und ich war ebenso überzeugt wie er, dass es etwas Passenderes für ihn geben musste als die Fleischindustrie.
    Da ich selbst acht Monate nach unserer Heirat meine Stelle gekündigt hatte, hatte ich denkbar wenig zum Familieneinkommen beigetragen und blieb mir immer der Tatsache bewusst, dass
unser
Geld genaugenommen nicht unseres war. Allerdings war ich diejenige, die unsere Rechnungen bezahlte und die Übersicht über unsere Konten behielt. Inzwischen wusste ich, dass es Dinge gab, für die man Schecks mit vielen Nullen brauchte: für den Außenanstrich unseres Hauses, einen akzeptablen Beitrag zu der jährlichen Kollekte der Biddle Academy oder meinen Volvo Kombi, den wir auf einen

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