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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Schlag bezahlten, da Charlie mit der Idee der Ratenzahlungen wenig anfangen konnte.
    Ich vermute, unsere Steuerzahlungen, die jedes Jahr im April höher ausfielen als mein früheres Lehrergehalt, selbst unter Berücksichtigung der Inflationsrate, überzeugten mich schließlich davon, dass es vertretbar war, einen Teil unseres Geldes für gute Zwecke einzusetzen. Ohne Charlie etwas davon zu sagen, spendete ich von Zeit zu Zeit kleinere Beträge an wohltätige Organisationen, die mir mehr zusagten, als es bei ihm der Fall gewesen wäre. Mal ging es um zwei- oder dreitausend, maximal um fünftausend Dollar: Wenn ich in der Zeitung etwas über eine Essensausgabe oder ein Alphabetisierungsprojekt las oder über ein Jugendzentrum in der Innenstadt, dem die Schließung drohte, während ich in der Küche unseres geräumigen Hauses am Maronee Drive saß, ergriff mich ein mir wohlbekanntes wachsendes Unbehagen. Dann stellte ich einen Scheck aus und schickte ihn ab, und für eine gewisse Zeit ließ das Unbehagenwieder nach – bis zum nächsten Mal. Obwohl Charlie sich nur einmal im Jahr mit unseren Finanzen beschäftigte, wenn die Steuern fällig wurden, setzte ich meine Spenden nicht auf die Ausgabenliste für unseren Steuerberater. Natürlich steht jeder, der einmal gespendet hat, bis auf weiteres im Postverteiler der entsprechenden Institution, und Charlie bemerkte tatsächlich einmal, als er die Post durchging: »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass die uns im Monatstakt irgendwelche Sachen schicken?«
    Im Fernsehzimmer richtete sich Charlie wieder auf, und ich ergriff die Gelegenheit, mich zu ihm hinüberzubeugen und ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Er drehte sich zu mir um und küsste mich auf den Mund, und als wir uns dann umarmten, verflog die Anspannung von unserer feindseligen Begegnung im Flur. »Wenn du aus der Firma aussteigst, was hast du dann stattdessen vor?«, fragte ich.
    »Ich werde First Baseman für die Brewers.« Er grinste.
    »Bestimmt habe ich das schon mal gesagt, aber ich bin sicher, du wärst ein wundervoller Highschool-Baseballtrainer. Du weißt so viel darüber, du wärst an der frischen Luft, und ich möchte wetten, die Kids würden sich sofort von deinem Enthusiasmus anstecken lassen.«
    Sein Grinsen gefror.
    »Nein, wirklich«, sagte ich. »Natürlich ist es nicht einfach, einen Job an der Highschool zu ergattern, aber du könntest auf dem Junior-High-Niveau anfangen – vielleicht gibt es ja sogar an der Biddle Academy offene Stellen – und dich dann hocharbeiten, und in ein paar Jahren …«
    »Herrgott, Alice! Ist das alles, was du mir zutraust?« Ich senkte meinen Blick, und er fuhr fort: »Ich will dich wirklich nicht verletzen, aber würdest du bitte dasselbe auch mit mir versuchen? Meine Güte, Baseballtrainer an der Highschool …«
    Ich sagte: »Ich fand die Arbeit an der Schule sehr erfüllend.«
    »Alice, ich war in
Princeton
. In
Wharton
. Ich habe für den
Kongress
kandidiert.«
    Ich schwieg.
    »Es ist nicht so, dass ich zu wenig Auswahl hätte. Das istnicht das Problem«, sagte er. »Dad würde sich freuen, wenn ich zu ihm in das RNC käme. Und Ed würde mich mit Kusshand als politischen Berater nehmen, ob hier oder in Washington. Die Frage ist nur: Welche Arbeit würde mir am meisten bedeuten? Was wäre am befriedigendsten für mich?«
Bitte sag es nicht
, dachte ich, und er sagte: »Was kann ich tun, damit ich ein Vermächtnis hinterlasse, auf das ich stolz sein kann?«
    »Ich stehe voll hinter der Idee, in Eds Zweigstelle zu arbeiten, aber du weißt, was ich von einem Umzug nach Washington halte.«
    »Soll das heißen, du würdest nicht umziehen?«
    Ich seufzte. »Nur ungern. Washington ist so weit von Riley entfernt, und ich finde, in ihrem Alter ist es besonders schön, dass Ella ihre Urgroßmutter noch hat.«
    »Aber dafür könnte sie Maj und Dad immer sehen. Das kommt doch aufs selbe raus, oder?«
    Der Meinung war ich durchaus nicht, aber ich sagte nur: »Deinen Eltern fällt es viel leichter zu reisen als meiner Großmutter.« Tatsächlich verließ sie das Haus in der Amity Lane gar nicht mehr, und meine Mutter hatte einen Treppenlift für sie einbauen lassen, damit sie nicht zu Fuß in den ersten Stock hochsteigen musste. Die Sitzfläche und die Lehne waren mit beigefarbenem Kunstleder bespannt, und manchmal winkte meine Großmutter wie die Königin von England, wenn sie damit nach oben fuhr. Ich hatte mich auch dafür eingesetzt, Ella nach ihr zu benennen,

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