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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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habe ich gedacht.«
    Fast alle Trauergäste hatten sich über das Wohnzimmer und das Esszimmer verteilt. Die Grablegung war eine kurze Zeremonie gewesen, und wir waren erst eine Viertelstunde zuvor zu Hause angekommen. Harold gesellte sich zu uns, stellte sich zwischen Charlie und mich und legte jedem von uns eine Hand auf den Rücken. (Mir war aufgefallen, dass die anderen Gäste, seit wir das Haus betreten hatten, Harolds Gegenwart bemerkten; sie stießen einander an und flüsterten:
Ich glaube, das ist Blackwell, der Gouverneur
. Aber Harold bemerkte es entweder gar nicht oder war so sehr daran gewöhnt, dass es ihn nicht störte.) »Alice«, sagte er, »im Namen der ganzen Familie möchte ich dir sagen, dass wir heute alle an dich und deine Großmutter denken.«
    »Danke, dass du gekommen bist«, sagte ich.
    »Was könnte an so einem Tag wichtiger sein? Es tut mir nur leid, dass ich jetzt gehen muss. Ich soll heute Abend in San Diego eine Rede halten. Du kannst dir sicher vorstellen, wie sehr Priscilla bedauert, dass sie nicht herkommen konnte.«
    Ich nickte. »Natürlich.«
    »Du ahnst gar nicht, wie sehr du uns ans Herz gewachsenbist«, sagte er, und als wir uns umarmten, wurde mir bewusst, dass ich nichts anrührender fand als Harolds sentimentale Ader. Ich fragte mich sogar, ob es noch mehr Politiker gab, über die ich mich so getäuscht hatte wie über ihn. Gab es Männer (denn um Männer ging es ja meistens), die, statt bei öffentlichen Auftritten Ehrbarkeit und Rechtschaffenheit zu heucheln, im Gegenteil vorgaben, grausam und gefühllos zu sein? Männer, bei denen die verzerrte Darstellung in den Medien und der Druck, sich auf bestimmte Weise zu verhalten, ihren Anstand und ihre Freundlichkeit verdeckten?
    Wir lösten uns aus der Umarmung, und Harold klopfte Charlie auf die Schultern. »Pass gut auf sie auf, mein Sohn«, sagte er, und Charlie sagte: »Hast du in deinem Batmobil vielleicht noch zwei Plätze frei?«
    »Liebling, du kannst gern bleiben«, sagte ich. »Du bist hier bestimmt nicht im Weg.«
    Charlie wich meinem Blick aus, als er antwortete: »Ja, weißt du, da hat sich was ergeben, das mit der Arbeit zu tun hat. Etwas ziemlich Wichtiges sogar, sonst würde ich es verschieben, das weißt du doch.«
    »Deine Brüder haben sicher Verständnis dafür, dass du heute hier bei Alice sein musst«, sagte Harold, und ich fragte: »Worum geht es denn?«
    Charlie zögerte. »Ich kann jetzt noch nichts Genaueres sagen. Aber ich gebe euch Bescheid, sobald ich kann, Ehrenwort. Lindy, wann wirst du zu Hause sein, vielleicht so gegen fünf, halb sechs?«
    »Bist du sicher, dass du mir nicht sagen kannst, worum es geht?«
    Er verzog den Mund zu einer entschuldigenden Grimasse. »Gib mir noch ein paar Tage Zeit, okay? Es hat sich ganz plötzlich ergeben, und ich will nicht zu viel drüber reden, bevor es unter Dach und Fach ist.« Zu seinem Vater sagte er: »Kann ich Ella holen, und dann treffen wir uns vorm Haus?« Er beugte sich vor, um mir einen Kuss zu geben. »Und wir sehen uns beim Abendessen?«
    Als Charlie gegangen war, spürte ich, dass Harold genausopeinlich berührt war wie ich. Ich bemühte mich, unbeschwert zu klingen, und sagte zu ihm: »Ich verlasse mich darauf, dass du es auf dem Rückweg aus ihm herausbringst und mir vollständigen Bericht erstattest!« Natürlich erwartete ich nichts dergleichen.
    »Das klingt ja wirklich sehr gemeinisvoll.« Harold schüttelte den Kopf. »Lass uns bitte wissen, wenn wir irgendetwas für dich tun können.«
     
    Eine der Letzten, die sich nach dem Empfang von uns verabschiedeten, war Lilian Janaszewski, Denas Mutter. Ich hatte schon begonnen, Teller und Gläser in die Küche zu tragen, als sie plötzlich vor mir stand. »Alice, du hast dir den ganzen Nachmittag über keine ruhige Minute gegönnt. Du bist genau wie Dorothy.«
    »Danke, dass du gekommen bist«, sagte ich, »es ist schön, dich zu sehen.« Diese Worte hatte ich, mit kleineren Variationen, den Tag über so oft wiederholt, dass sie mir automatisch über die Lippen kamen, genauso wie eine Kurzzusammenfassung meiner aktuellen Lebenssituation und die flüchtigen Gedanken an meine Großmutter:
Ja, Charlie und ich leben immer noch in Milwaukee. Ella ist jetzt neun, sie ist in der dritten Klasse. Da drüben ist sie, ja, genau, mit den langen Haaren.
Oder:
Sie ist gerade losgefahren – ich weiß, schade, dass ihr euch verpasst habt. Charlie und ich können uns wirklich glücklich schätzen.
Oder:
Ich

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