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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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noch, wie ich am Sonntag im Stadion mit Zeke Langenbacher geredet habe? Also, Zeke hat mich auf einen Drink eingeladen. Das könnte eine einmalige Chance sein. Mehr kann ich jetzt wirklich nicht sagen, aber glaub mir, das ist eine ziemlich große Sache.«
    »Wirst du in seiner Firma arbeiten?«
    »Nein, das nicht. Hast du Shannons Nummer? Ich verspreche, dir alles zu erklären.«
    »Sie hängt am Kühlschrank. Aber warte, ruf sie nicht an. Ich steige jetzt sofort ins Auto. Wann triffst du dich mit Zeke?« Ich warf noch einen Blick auf die Uhr; es war zwanzig nach fünf, und ich würde fünfzig Minuten bis Maronee brauchen.
    »Um halb sieben«, sagte Charlie.
    »Dann passt es ja …«
    »Nein, wir treffen uns nicht im Country Club, sondern in Langenbachers Büro in der Innenstadt.«
    »Gut, aber lass Ella bitte nicht allein zu Hause. Wenn du los musst und ich noch nicht zurück bin, bring sie bei Jadey und Arthur vorbei.«
    »Ich schulde dir was«, sagte Charlie. »Hey, und wie sieht es bei euch aus?«
    »Hier ist alles in Ordnung.«
    »Bist du sauer?«
    »Ich muss jetzt los.«
    »Beeil dich, okay?«, sagte er. »Ich will mich nicht aufführen wie das letzte Charakterschwein, aber es ist wirklich wichtig.«
    »Ich komme, so schnell ich kann.« Ich hörte selbst die Anspannung in meiner Stimme, einen fast sarkastischen Ton, aber diesmal sagte Charlie nichts dazu.
    Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer nahm ich meine Handtasche aus der Küche mit, wo ich sie auf einen der Stühle gelegt hatte. »Ich mache mich jetzt auf den Weg«, sagte ich, und Lars fragte: »Ist an der Heimatfront alles klar?«
    »Charlie wollte wissen, ob ich den Rest des Nacho-Auflaufs aus dem Haus schmuggeln und nach Milwaukee mitbringen könnte«, sagte ich. »Er war überzeugt, dass ihr beiden es nicht merken würdet.« Lars lachte, aber meine Mutter blickte nur ernst vor sich hin. Die Atmosphäre im Raum hatte sich geändert, während ich in der Küche gewesen war. »Mom, ist alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Sie legte den Kopf schief. »Ich habe immer noch das Gefühl, sie sei nur kurz nach oben verschwunden, um zu lesen.«
    Das verstand ich sehr gut: Jetzt war es mit der Ablenkung vorbei, die die Vorbereitungen für das Begräbnis und die Anspannung der letzten Stunden mit sich gebracht hatten, und es blieb nur noch die lange Zukunft ohne meine Großmutter. Würde es wirklich reichen, wenn Lars das Haus mit Leben erfüllte und meiner Mutter Gesellschaft leistete?
    Mit mehr Zuversicht und Optimismus, als ich empfand, sagte ich: »Vielleicht ist sie das ja.«
     
    Unser Haus in Maronee war ein georgianischer Bau von 1922 mit blassgelber Holzverkleidung. Sie war weiß gewesen, als wir es gekauft hatten, aber wir hatten vor fünf Jahren die Fassade renoviert, und ich fand das Gelb weicher. Zwei ionische Säulen zu beiden Seiten der Tür stützten einen hoch aufragenden Ziergiebel. Meistens kam mir das Gebäude ganz normal vor, wenn ich in die Einfahrt einbog, es war einfach unser Haus, aber manchmal, wenn ich eine Zeitlang unterwegs gewesen war, und besonders wenn ich wie heute aus Riley zurückkam, fiel mir wieder auf, wie groß es eigentlich war, und das für nur drei Personen. Das Haus war von einem halben Hektar Rasenfläche umgeben, den die Gartenbaufirma Glienke & Söhne wöchentlich mähte, und darauf verteilten sich in unregelmäßigen Abständen hohe Eichen, Ulmen und Pappeln, die uns Schatten spendeten und unser Grundstück etwas von der Straße abschirmten. Die Einfahrt war asphaltiert und führte zu einer freistehenden, ebenfalls gelben Garage mit drei Stellplätzen; wir hatten zwar nur zwei Autos, hatten aber den dritten Stellplatz längst mit Fahrrädern, Rechen, einer Trittleiter und allem möglichen Hausrat gefüllt. An diesem Abend sah ich, als ich mich dem Grundstück näherte, Charlie und Ella vor dem Haus Frisbee spielen. Ella war barfuß, trug aber noch immer ihr schwarzes Kleid. Sobald ich in die Einfahrt einbog, hob Charlie den Arm in einer Geste, die halb wie ein Gruß und halb wie ein Haltesignal aussah, und Ella führte einen kleinen Tanz auf, den sie sich vermutlich soeben selbst ausgedacht hatte: Sie setzte sich die Hände auf den Kopf und streckte die Zeigefinger hoch wie Antennen, dann trippelte sie ein paarSchritte seitwärts. Das abendliche Sonnenlicht fiel in goldenen Strahlen durch die Bäume, und trotz meines Ärgers auf Charlie wurde mir bewusst, wie gut wir es hatten – so sehr, dass ich mich fragte, ob wir es

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