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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Blackwell, du suhlst dich doch im Glück! Wenn du da draußen mit Paul Molitor ein paar Würfe trainierst, kannst du an arme Schweine wie mich denken, die gerade ihre Aktenstapel sortieren. Das wird dich dann schon über deinen Schmerz hinwegtrösten.« Ich fragte mich wieder, ob Charlie das Geschäft noch rechtzeitig eingefädelt hatte, um hier damit prahlen zu können, aber es war unwahrscheinlich, dass er den Zeitpunkt entscheidend hatte beeinflussen können. Es schien wirklich, wie so oft in Charlies Leben, das Schicksal gut mit ihm gemeint zu haben.
    Wir gingen auf unser Zimmer, um das Gepäck wegzubringen, und es entpuppte sich als eine kleine Suite, die rundum komfortabel ausgestattet war, mit der einzigen Ausnahme, dass das Badezimmer ein Stockwerk tiefer lag. Obwohl wir nur ein paar Minuten lang weg gewesen waren, schien das Zelt bei unserer Rückkehr schon doppelt so gut gefüllt zu sein. Ich half Ella dabei, etwas zu essen aufzutreiben. Kip Spencer und seine Frau Abigail hatten eine Tochter in ihrem Alter, Becky, und die beiden Mädchen taten sich zusammen und rannten bald darauf zu zweit durch das Getümmel. Als sie zum ersten Mal wieder auftauchten, hatten sie sich die Gesichter schminken lassen, und beim zweiten Mal war die Schminke verschmiert, und bis dahin hatte sich schon eine Gruppe von mindestens zehn Kindern gebildet, und Ella amüsierte sich offensichtlich prächtig.
    Es überraschte mich selbst, dass es mir gelang, mich zu entspannen und zu akklimatisieren. Überall um mich herum wurden die Männer in ihren albernen Kostümen immer betrunkener und fröhlicher, Charlie war bester Laune, und die anderen Ehefrauen und ich tauschten nachsichtige Blicke. Gegen vier Uhr kam mir der Gedanke, Charlie zu verlassen, weniger wie ein fester Plan vor als wie das verblassende Bruchstück eines schlechten Traums. Die Spannungen zwischen uns hatten sichgelöst, und wenn ich mich auch meist am Rand der Gesprächsrunden wiederfand, war das eine Tendenz, die mich noch nie gestört hatte; ich hatte mich schon immer gern mit lauten, fröhlichen Menschen umgeben. Wenn die Männer ihre Lokomotive skandierten oder Princeton mit einer Zeile aus dem Liedgut der Universität den »besten Ort auf Gottes weiter Erde« nannten, fand ich sie schrecklich süß. Charlie umsorgte mich, wie er es in letzter Zeit nur noch selten getan hatte; jedes Mal, wenn er sich ein neues Bier holte, fragte er mich, ob ich auch eins wollte. (Alle tranken aus Plastikbechern, die je nach Zelt unterschiedliche Tigerlogos trugen.)
    Zum Abendessen wurde ein angenehm bodenständiges Büfett aufgetragen, mit Huhn und Kartoffelgratin und Salat und Brownies, und danach begann eine Motown-Band aufzuspielen, die einfach großartig war – sieben schwarze Männer in aufeinander abgestimmten blassblauen Anzügen und eine schwarze Sängerin im weißen Trägerkleid. Sie spielten »I Heard It Through the Grapevine«, »Love Is Like a Heat Wave« und »Ain’t Too Proud to Beg«.
    Die Kinder waren die Ersten auf der Tanzfläche, Ella und Becky und all die anderen. Sie hüpften auf und ab und schwangen die Fäuste, nicht besonders rhythmisch, aber glücklich, und bald darauf machten auch die Erwachsenen mit. Charlie war ein wundervoller Tanzpartner; das hatte ich erst mehrere Monate nach unserer Hochzeit herausgefunden, auf dem fünfunddreißigsten Geburtstag seines Bruders John, der in Abendgarderobe im Clubhaus gefeiert worden war. Dabei war Charlie gar nicht unbedingt der beste Tänzer des Abends. Was es zu so einem besonderen Erlebnis machte, mit ihm zu tanzen oder ihm dabei zuzusehen, war eher, dass er so vollkommen ungehemmt war und das Ganze so offensichtlich genoss. Er war selbstsicher und machte sich zugleich bedenkenlos zum Affen. Bei »Ain’t No Mountain High Enough« tanzte er ein paar Meter von mir entfernt, drehte mir den Rücken zu, streckte mit einem Grinsen über die Schulter sein Hinterteil heraus und hüpfte rückwärts zu mir zurück, mit einem Hüpfer zu jeder Liedzeile: »Ain’t no mountain high enough / Ain’t novalley low enough / Ain’t no river wide enough …« Es dauerte nicht lange, bis ihm der Schweiß ausbrach. Dann tanzte er mit Pam Sheldon, der Frau seines Kommilitonen Theo, und ich mit Theo und danach Charlie und Theo miteinander, und Pam und ich standen dabei und lachten. Angesichts seiner Jahrgangskameraden fiel mir auf, wie sportlich und jung Charlie noch immer wirkte: Viele von ihnen hatten eine Glatze oder einen Bauch

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