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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Entscheidung.
    Er küsste mich wieder, auf Wangen und Hals, und legte mir die Hände auf die Hüften, und ich begriff, er wollte Sex. Ich nickte in Richtung Zimmerwand. »Dahinter liegt Ella«, sagte ich.
    »Wir können ja leise sein. Das heißt,
dir
wird es vielleicht schwerfallen …« Er zog meine pfirsichfarbene Bluse (ein Zugeständnis an das allgemeine Orange, wenn auch nicht ganz der aggressive Originalton) aus der Hose und fuhr mit den Händen darunter. Dann legte er die Arme um mich, um meinen BH zu öffnen.
    Ich gab nach. Es war einfacher, als mit ihm zu reden, und nach den Zerwürfnissen dieses Wochenendes würde es sehr heilsam sein. Die Federkernmatratze quietschte, was ich störend fand, aber ich war ohnehin nicht bei der Sache. Charlie sah auf mich herunter, während er auf mir lag und in mich stieß, und sagte: »Du bist wunderschön, Lindy.« Er roch nach Schweiß und Bier und nach sich selbst; er hatte diesen unverwechselbaren Charliegeruch, der mir sehr vertraut war.
    Beim Gedanken daran, dass ich Joe Thayer geküsst hatte, schämte ich mich. Ich begann schon zu glauben, ich hätte es eher aus Mitleid als aus Zuneigung getan – als sei der Kuss eine Art Trostpreis gewesen, eine Möglichkeit, ihm die Scham darüber zu ersparen, dass er mir Gefühle gestanden hatte, die ich nicht erwiderte.
Wenn die Umstände nicht wären
, hätte ich ihm damit sagen wollen, und wenn das eine Lüge war, so doch immerhin eine Notlüge, ein Grenzfall von höflichem und rücksichtsvollem Verhalten. Aber vielleicht war das nur eine bequeme Ausrede. Vielleicht hatte ich ihn aus einem viel egoistischerenGrund geküsst, einfach weil ich es wollte, und als es dann nicht so angenehm war, wie ich es mir vorgestellt hatte, hatte ich es mir anders überlegt.
    Charlie atmete heftiger, dicht neben meinem Ohr, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, und dann wurde er langsamer und stöhnte leise. Er ließ sich auf mich herabsinken, und ich legte meine Arme um ihn. »Möchtest du, dass ich …?«, murmelte er (das bot er mir immer an, wenn ich nicht gekommen war, es mit der Hand nachzuholen), und ich schüttelte schweigend den Kopf. Ich hatte das Gefühl, ihn beschützen und mich selbst wappnen zu müssen angesichts der Zerstörung, von der er noch nicht ahnte, dass ich sie anrichten würde.
     
    Ich hatte beschlossen, nach Riley zu fahren, und Ella wollte ich mitnehmen. Aber es gab da noch eine Sache, die ich erledigen musste, bevor ich Milwaukee verließ, und dafür musste ich in meine Lieblingsbuchhandlung, einen kleinen Laden namens Thea’s. Die Besitzerin war ungefähr so alt wie ich, eine etwas gedrungene Person, die gern weite schwarze Hosen und Pullover mit Seidenschals oder schweren Türkishalsketten kombinierte. Ihr Geschäft lag in Mequon und ging über zwei Stockwerke, in denen sich die Regale so hoch auftürmten, dass man immer das Gefühl hatte, in Ruhe für sich herumstöbern zu können, obwohl der Laden nicht groß war. Es gab dort eine exzellente Auswahl von Büchern. Thea las sehr viel (es kam selten vor, dass ich ein Buch fand, das sie nicht kannte), und wenn ich einmal etwas suchte, was sie nicht vorrätig hatte, bestellte sie es mit großer Begeisterung und war genauso gespannt darauf wie ich selbst. Zeitschriften verkaufte sie auch, aber nichts von dem Ramsch, der heutzutage in Buchläden so unverzichtbar zu sein scheint: keine Becher, Bilderrahmen, Postkarten, Kühlschrankmagneten, Kalender oder teuren Schokoladen.
    Ich hatte mir vorgenommen, für Jessica Sutton drei Bücher mitzunehmen, aber als ich in der Jugendbuchabteilung vor dem Regal stand und mir die gesuchten Bände auf den Unterarm stapelte, beschloss ich, dass fünf durchaus angemessenwären, und kurz darauf balancierte ich einen Stapel von mehr als einem Dutzend Büchern, den ich mit dem Kinn festhalten musste, damit er nicht umkippte. Ich stellte sie alle nebeneinander mit dem Titel nach vorn ins Regal, um besser auswählen zu können:
Wer die Nachtigall stört
(das war unverzichtbar);
Deenie
(Jessica war zwölf, wie hätte ich ihr da nicht ein Buch von Judy Blume schenken können – und dieses war weniger umstritten als einige ihrer anderen Titel);
Donnergrollen, hör mein Schrei’n; Die Zeitfalte; Anastasia Krupnik
, oder ersatzweise Lois Lowrys anderen Roman
Herbststraße
, auch ein wundervolles Buch;
The Westing Game
(das würde sie bestimmt mögen, wenn sie gern Agatha Christie las);
Die Outsider; Ich weiß, warum der gefangene Vogel

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