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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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singt; Heimwärts
; und dann hatte ich noch zwei weitere Titel aus der Tillerman-Serie aus dem Regal geholt:
Wir Tillermans sind so
und
M wie Melody; Das Tagebuch der Anne Frank
und schließlich
Locked in Time
(während meiner Zeit in der Schulbibliothek hatte ich einige ältere Romane von Lois Duncan gelesen, aber dieser neue sah sehr vielversprechend aus). Abgesehen davon, dass das schon neun Bücher mehr waren, als ich ursprünglich zu kaufen geplant hatte, gab es noch mindestens eins, das ich aus der Erwachsenenabteilung holen wollte, Daphne du Mauriers
Rebecca
, und über
Stolz und Vorurteil
hatte ich auch nachgedacht. Ich stand da und versuchte mich zu entscheiden. Nach einiger Überlegung stellte ich Cynthia Voigts Tillerman-Bücher wieder zurück und entschied mich gegen
Stolz und Vorurteil
und
Herbststraße
(vielleicht konnte ich ihr die zu Weihnachten schenken?). Vielleicht war sie für
Donnergrollen, hör mein Schrei’n
schon zu alt? Aber es war so ein gutes Buch! Dann fiel mir auf, dass ich ganz vergessen hatte,
Ein Baum wächst in Brooklyn
aus dem Regal zu ziehen, das aber keinesfalls fehlen durfte. Schließlich trug ich zwölf Bücher zur Kasse hinüber. Thea warf einen Blick darauf und sagte: »Das ist ja anspruchsvolle Ferienlektüre für Ella!«
    »Nein, nein, die sind für eine Freundin der Familie, die jetzt in die siebte Klasse kommt.«
    »Soll ich sie Ihnen einpacken?«
    Ich verneinte, und sie stapelte die Bücher in eine große braune Papiertüte mit Kordelgriffen. Auf dem Parkplatz blieb ich noch eine Weile im Auto sitzen, befreite die Bücher von ihren Preisschildern – was eigentlich unsinnig war, weil die Preise auch auf die Rückseiten gedruckt waren, aber so war es eben üblich – und machte mich dann auf den Weg zu den Suttons. Jessica öffnete mir die Tür. Sie hielt Antoine auf dem Arm und trat einen Schritt zur Seite, um mich hereinzulassen. »Ich wollte nur etwas vorbeibringen«, sagte ich. »Jessica, als ehemalige Bibliothekarin betrachte ich es als meine Pflicht, dich mit ein paar anderen Autoren bekanntzumachen als V. C. Andrews. Die hier sind für dich, aber ich verspreche, dass niemand von dir erwartet, einen Aufsatz darüber zu schreiben.« Ich hielt ihr die Tragetasche hin und öffnete sie, damit sie einen Blick hineinwerfen konnte, und da sie Antoine im Arm hielt, stellte ich sie dann auf dem Flurteppich ab.
    »Wer ist es, Jessie?«, hörte ich Yvonne rufen, und Jessica rief zurück: »Die Mutter von Ella.« An mich gewandt, fragte sie: »Sind die für mich?«
    »Wir sind alle sehr stolz darauf, dass du so gut in der Schule bist. Und ich würde gern einmal mit dir über diese Bücher reden, aber wie gesagt, du musst sie natürlich nicht lesen. Falls du es aber möchtest, glaube ich, dass sie dir gefallen könnten.«
    »Das ist aber wirklich nett.« Jessica wirkte verwirrt, aber auch neugierig. »Möchten Sie reinkommen?«
    »Ich habe noch einiges zu erledigen.« Ich streckte eine Hand aus und streichelte Antoines nackten Unterschenkel; er trug einen kurzen gelben Frottee-Strampler. »Grüß bitte deine Mutter und deine Großmutter von mir.«
    Ich ging über die Betontreppe zum Auto zurück und bemerkte zwei Burschen, die vor dem Haus gegenüber auf der Veranda saßen – junge Männer, eher in Jessicas Alter als in meinem. Einer von ihnen trug ein ärmelloses schwarzes Netzhemd, und der andere, dessen Haare zu Rastazöpfen geflochten waren, hatte gar kein Hemd an. Sie beobachteten mich, und ich nickte ihnen auf dem Weg zum Auto (zu meinem auf Hochglanz polierten Weiße-Leute-Volvo aus der Vorstadt)schweigend zu. Als ich anfuhr, klickte die automatische Türverriegelung, und ich ertappte mich dabei, erleichtert aufzuatmen.
     
    An jenem Abend saß ich im Fernsehzimmer und wartete, während Charlie Ella gute Nacht sagte. Eine Ausgabe des
Economist
lag auf meinem Schoß, aber ich war zu nervös, um darin zu lesen. Als Charlie zurückkam, fragte er mich: »Haben wir noch Eis? Ich hab solchen Hunger auf Süßes.«
    »Von dem Karameleis ist noch was da«, sagte ich, aber als er sich umdrehte, um es sich aus der Küche zu holen, hielt ich ihn zurück. »Warte. Setz dich bitte.« Meine Stimme klang viel ernster, als ich gewollt hatte, aber es
war
mir ernst – vielleicht würde dies das ernsteste Gespräch werden, das wir überhaupt je geführt hatten. Er hockte sich auf eine Armlehne der Couch und sah mich erwartungsvoll an.
    Mir schlug das Herz bis zum Hals. Wann war ich zuletzt

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