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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Gesellschaft an. Bis wir die Firestone Library erreichten, hatte ich mich längst wieder beruhigt. Ich fragte ihn: »Hast du jemals Kokain genommen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich weiß, dass es in gewissen Kreisen Mode ist, aber ich … ich hätte nie gedacht …« Ungefähr mit Mitte zwanzig hatte Dena mir eröffnet, dass sie es in ihrer Zeit als Stewardess einpaarmal ausprobiert hatte, aber sie und vielleicht noch ihre Schwester Marjorie waren die Einzigen, von denen ich das wusste.
    »Würde ich dir zu nahetreten, wenn ich fragen würde, wie du darauf kommst?«, sagte Joe.
    Wir waren auf dem Weg von der Bibliothek zur Kapelle, einer imposanten gotischen Kathedrale, die im Dunkeln ein wenig gespenstisch aussah. Ich wies auf die Eingangstreppe. »Wollen wir uns setzen?« Wir hockten uns nebeneinander. Der Halbmond schien zwischen winzigen, weit entfernten Sternen auf uns herab. »Ich glaube, dass Charlie heute Abend high ist«, sagte ich, »dass er vielleicht … was geschnupft hat, so nennt man es doch?«
    »Das hängt von der Form des Kokains ab, würde ich sagen, aber: ja.« Falls es Joe überraschte, was ich ihm da gerade erzählt hatte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Denkst du, er könnte seine Gesundheit damit gefährden? Könnte er einen Herzinfarkt bekommen, muss ich einen Arzt rufen?«
    »So gut kenne ich mich damit auch nicht aus, fürchte ich.« Joe schlug die Beine übereinander. »Aber soweit ich weiß, liegt die hauptsächliche Gefahr darin, eine Überdosis zu nehmen, und wenn er auf den Beinen ist und in der Lage, sich zu unterhalten …«
    »Ich komme mir so albern vor«, sagte ich, und Joe antwortete nicht gleich.
    Nach einer Weile sagte er: »Ich finde es nicht albern, dass du dir Sorgen machst. Tut er das öfter?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es. Das heute Abend habe ich auch erst vor ein paar Minuten erfahren, und er war nicht derjenige, der es mir gesagt hat. Ich glaube nicht … verzeih mir, dass ich es ausgerechnet dir erzähle, Joe, aber ich glaube nicht, dass ich weiter bei ihm bleiben kann. Jeden Tag, alle paar Stunden schwanke ich hin und her, als wäre alles, was er sagt und tut, ein Grund, durchzuhalten oder meine Sachen zu packen. Wenn das so weitergeht, habe ich Angst, verrückt zu werden.«
    Wieder schwieg Joe eine Weile, bevor er antwortete: »Man weiß einfach nie, wie es in anderer Leute Ehen aussieht, oder? Ich habe immer geglaubt, dass ihr beiden euch wunderbar ergänzt. Aber ich will dir noch was anderes sagen: An dem Wochenende damals, als du dich mit Charlie verlobt hast, waren wir völlig verblüfft, meine Familie und ich. Wir hatten es gerade eben gehört und waren erst noch dabei, dich kennenzulernen, aber wir alle dachten: Dieses wundervolle, süße Geschöpf will
Charlie
heiraten?«
    Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel verzogen und meine Augen sich mit Tränen füllten, und wischte mir mit dem Handrücken über die Nase. »Wir haben uns nicht erst in Halcyon verlobt«, sagte ich. »Das waren wir schon vorher, aber wir hatten es noch niemandem erzählt.«
    »Weißt du noch, wie wir uns an ihrem Steg begegnet sind?«, fragte Joe. »Ich kam gerade mit Ed und John vom Angeln zurück, wir packten unsere Sachen zusammen, und du standest da in deinem gelben Kleid, und da dachte ich … Ich schätze, das verrate ich dir nur, weil es schon so lange her ist und weil ich schon mehr als genug Budweiser getrunken habe, aber ich dachte: Wer ist dieses umwerfende Mädchen? Ich war vollkommen sprachlos. Und dann nahm Charlie deine Hand.«
    Ehrlich gesagt, konnte ich mich nicht daran erinnern, Joe an dem Tag getroffen zu haben. Ich wusste noch, wie ich Charlies Eltern kennengelernt hatte, und später Jadey, als ich mich so leichtfertig betrunken hatte. Und ich erinnerte mich daran, wie wir uns später gelegentlich höflich unterhalten hatten, wie ich ihn gutaussehend, zurückhaltend und vielleicht eine Spur langweilig gefunden hatte und nie auf die Idee gekommen wäre, dass ich ihm mehr bedeuten könnte als die anderen Ehefrauen.
Hatte
ich ihm mehr bedeutet als die anderen?
    »Dieser Besuch damals war ziemlich überwältigend«, sagte ich. »Gott segne die Blackwells, aber … du weißt sicher, was ich meine. Das ist das Schöne daran, sich mit dir zu unterhalten, Joe, dass ich dir nichts erklären muss.«
    Er schüttelte den Kopf. »Jetzt sieh dir mal an, wie wir hier sitzen. Meinst du nicht auch, dass wir ein paar Studenten findensollten, um ihnen zu sagen, dass sie

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