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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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leidenschaftlicher Fan des Sports wie Charlie und war außerdem auf seine Anregung hin ebenfalls der Heavenly Rose Church beigetreten, wo sie 1990 ihre Wiedergeburt erlebte –, und als Charlie die Brewers verließ, war sie mit ihm gegangen. In dieser frühen Phase von Charlies politischem Aufstieg überraschte es mich immer wieder, wie bereitwillig, ja mit welchem Feuereifer ihm Menschen folgten. Weil seine Eltern, Brüder und Schwägerinnen ihm nicht besonders viel zutrauten, wie ich im Laufe der Jahre erfahren hatte, konnte ich selbst nicht umhin, seine Erfolgsaussichten in Frage zu stellen. Aber besonders während und nach seiner Zeit bei den Brewers nahmen andere eine idealisierte Version seiner Persönlichkeit wahr, als spielte Charlie die Hauptrolle in einem Film über sein eigenes Leben: Sie sahen ihn als gutaussehenden, humorvollen, herzensguten Menschen, der Abschlüsse an renommierten Universitäten gemacht und beruflich bedeutende Erfolge vorzuweisen hatte (ob er von Haus aus privilegiert war? Schon, aber mit seinem Engagement im Baseball war er eigene Wege gegangen, und wer ihn kennenlernte, sah sofort, wie unprätentiös er war – er fühlte sich in Imbissbuden wohler als in teuren Restaurants, alberte mit den Kindern seiner Gesprächspartner herum und machte in seiner schelmischen Art nicht viel Wind um sich selbst). Er war selbstsicher, sportlich und religiös, führte eine perfekte Ehe und hatte eine enge Beziehung zuseinem Kind. In dieser Version der Geschichte war er einer jener Männer, mit denen sich andere Männer gern anfreunden und bei denen Frauen sich wünschen, ihre Ehemänner wären so wie sie. Sicher trägt meine eigene Nähe zu Charlie entscheidend dazu bei, dass ich ihn weniger idealisiere, aber ich kann ehrlich sagen, dass das, was mich an meinen Erfahrungen mit dem Leben in der Politik immer am meisten schockiert hat, die Gutgläubigkeit der Menschen ist. Was für ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung selbst in unserem zynischen Zeitalter Dinge glaubt, nur weil man sie ihnen sagt – das ist einfach erschütternd. In gewisser Weise ist es auch rührend; es weckt in mir den Wunsch, die Leute zu beschützen. (Wie kann heutzutage jemand überleben, der im Fernsehen einen Wahlwerbespot sieht und für bare Münze nimmt, was darin erzählt wird? Wird man dann nicht täglich von den Bauernfängern betrogen, die an unsere Türen klopfen?)
    Ich hatte geglaubt, jeder, zumindest aber jeder Insider des politischen Apparats, empfände dieselbe Skepsis wie ich, besonders was die Diskrepanz zwischen den Worten und den Taten angeht, und es sei nur Höflichkeit, die uns dazu brächte, diese Skepsis zu verbergen, aber da lag ich falsch. Ich liebe Charlie genauso sehr wie Debbie und seine anderen Verehrer – oder noch mehr, hoffe ich –, aber ich liebe ihn anders, im vollen Bewusstsein seiner Schwächen. Ich glaube, dass er das Präsidentenamt angestrebt hat, weil es ihm eine Möglichkeit bot, mit seiner Angst vor der Dunkelheit fertig zu werden, und finde dieses Motiv an meinen wohlwollenderen Tagen liebenswürdig. Dagegen glaubt Debbie, dass er sich zur Wahl gestellt hat, weil Gott ihn dazu berufen hat, und betrachtet ihn als Helden.
    Als ich dort auf dem Weg nach Little Chute neben Charlie im Bus saß, lief im Radio nach »Friends in Low Paces« der Song »Achy Breaky Heart«. Er war im Laufe der Wahlkampftournee zu einem Running Gag geworden, weil keiner von uns zugab, ihn zu mögen, obwohl wir alle jede Zeile auswendig wussten und den Song immer und überall hörten, besonders in den entlegensten Ortschaften, wo das statische Rauschen ihn fast übertönte. Hank rief Kenny auf dem Fahrersitz zu, ersolle das Radio lauter stellen, und Debbie und er begannen ausgelassen mitzusingen. Ihr Streit über Garth Brook schien vergessen. Charlie saß dagegen still und ernst neben mir und sagte: »Du glaubst doch, dass ich es als Gouverneur schaffen kann, oder?«
    »Ich glaube, du wirst ein großartiger Gouverneur.« Das war nicht gelogen. Als Charlie sich über ein Jahr zuvor zur Kandidatur entschlossen hatte, hatte er kaum mehr über unseren Staat gewusst als das, was durch die Überlieferung seiner Familie oder durch seine Erfahrungen als Anwärter auf einen Abgeordnetenposten 1978 zu ihm durchgesickert war, aber seitdem hatte er sich gewissenhaft in die Geschichte und die Politik Wisconsins vertieft. Hank hatte Experten für Wirtschaft, Bildung und Gesundheitswesen angeheuert, die ihn vertraulich

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