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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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haben, dass ich seine Einladung nicht sofort angenommen hatte – das sagte mir sein eingefrorenes Lächeln. »Ich soll mich mit ihm duellieren, willst du das damit sagen?«
    Ich wollte Charlie Blackwells Gefühle nicht verletzen, deshalb versuchte ich, so aufrichtig wie möglich zu klingen, als ich antwortete: »Die nächsten Wochen habe ich leider ziemlich viel zu tun – Unterrichtspläne erstellen.«
    »Weißt du nichts Besseres mit deiner Zeit anzufangen? Unterrichtspläne im Juli, Himmel, das hat ja die Brisanz von Haarewaschen.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun«, sagte ich. »Wirklich nicht.« Wir standen ein paar Meter voneinander entfernt, und ich war versucht, mit meiner Hand seine Wange zu berühren. Er war verwundbarer, weniger blasiert, als ich zunächst angenommen hatte. Dann trat ich auf ihn zu, doch ich berührte nur seinen Ellbogen durch das rosafarbene Oxford-Hemd. Aus dieser Nähe konnte ich seine nach Reinigung und Seife riechende Wärme spüren, den Geruch von Bier und Sommer wahrnehmen. Ich neigte meinen Kopf zur Seite. »Gehen wir zurück zu den anderen?«
     
    Ich hatte vorgehabt, gleich nach dem Essen zu gehen, doch dann begannen wir, Scharade zu spielen, was einige Zeit dauerte und großen Spaß machte. Kurz bevor meine Mannschaft das letzte Mal an der Reihe war, drängte sich Dena an mich heran, presste die Lippen gegen mein Ohr und sagte: »Mir ist schlecht«, woraufhin ich ihren Arm um meinen Hals und meinen eigenen um ihre Taille legte und sie auf schnellstem Weg inRichtung Haus führte. Sie stolperte die beiden Stufen zur Terrasse hinauf, und ich hoffte inständig, dass die anderen Gäste in das Spiel vertieft waren. Es war schon nach neun, hatte noch immer über fünfundzwanzig Grad und begann gerade zu dämmern. Moskitos schwärmten aus, weshalb Kathleen Citronella-Kerzen angezündet hatte, die die Mücken jedoch nur mäßig beeindruckten.
    Wir erreichten das Bad im Erdgeschoss, und ich klappte die Klobrille hoch. »Beug dich drüber«, sagte ich zu Dena, die sich bereits rücklings, mit dem Kopf so weit wie möglich von der Schüssel entfernt, auf dem Boden ausgestreckt hatte. »Mach schon, Dena«, forderte ich sie auf. »Du musst mithelfen.«
    »Wie kann es sein, dass wir schon einunddreißig sind und keine von uns beiden einen Mann oder Kinder hat?«, lallte sie. »Ich sollte mittlerweile
drei
Kinder haben. Mindy, Alexander und … Wie wollte ich noch mal das dritte nennen?«
    »Weiß ich jetzt nicht«, sagte ich.
    »
Lüg
mich nicht an.« Sie war ähnlich gereizt wie meine Erst- oder Zweitklässler, wenn sie längere Zeit nichts zu essen bekommen hatten. »Du weißt es sehr wohl!«
    »Tracy?«, versuchte ich es.
    »Tracy ist viel zu gewöhnlich.«
    »Dena, wenn du dich übergeben musst, dann lehn dich über die Toilette. Du nimmst jetzt meine Hand, und ich helfe dir hoch, okay?« Sie hatte die letzten Runden bei Scharade ausgesetzt, aber trotzdem wunderte es mich, dass ich nicht schon draußen gemerkt hatte, wie betrunken sie war. Nachgiebig, was für sie völlig untypisch war, hob sie die Arme, und ich zog daran, bis sie endlich aufrecht saß. »Rutsch auf dem Hintern vorwärts«, sagte ich.
    »Du warst noch nicht mal verheiratet.«
    »Weißt du was, Dena? Das macht mir überhaupt nichts.«
    Sie sah mich aus glasigen Augen an. »Aber du warst mal schwanger. Hast du dir je gewünscht, das Baby behalten zu haben?« Erst vor ein paar Jahren hatte ich Dena, als erstem Menschen überhaupt, von meinem Schwangerschaftsabbruch erzählt, und sie schien der Sache weit weniger Bedeutungbeizumessen, als ich es tat. »Eine ehemalige Kollegin«, hatte sie gesagt, »hatte schon drei.«
    Im Bad der Hickens sagte ich: »Dena, willst du jetzt, dass ich dir hier helfe, oder nicht?«
    »Hab ich dir jemals gesagt, dass ich mir, als du mit Simon zusammen warst, immer vorgestellt habe, er hätte einen richtig langen, dünnen Penis? Weil er doch so ein langer, dünner Kerl war.«
    Auch wenn sie damit gar nicht falschlag, hatte ich nicht vor, ihr diese Genugtuung zu geben.
    »Ist dir mal aufgefallen«, fuhr sie fort, »dass Rose Trommler jedes Mal, wenn wir sie treffen, entweder zwanzig Pfund zu- oder abgenommen hat?«
    »Sie scheint etwas zugelegt zu haben«, gab ich zu.
    »Das ist wie bei Superman, wenn er in die Telefonzelle geht. Sie verlässt den Raum in Größe sechsunddreißig und betritt ihn wieder in zweiundvierzig.« Daraufhin rülpste Dena, und ich hockte dicht genug neben ihr, um ihren

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