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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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einen Blick von der Seite zu. »Machst du Witze?«
    »Ich verrate dir ein Geheimnis, aber du musst versprechen, es nicht weiterzusagen. Versprochen?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Ich habe
schreckliche
Angst im Dunkeln. Fürchte mich zu Tode. Meine Eltern haben ein Anwesen oben in Door County, und ich würde mir eher die Hand abhacken, als dort allein die Nacht zu verbringen.«
    »Wovor hast du denn solche Angst?«
    »Es ist einfach so – man hat doch keine Ahnung, was dadraußen ist! Aber, hey, soll ich dir was sagen? Jetzt im Moment hab ich überhaupt keine Angst, und zwar, weil du bei mir bist. Du bist zwar zierlich, machst aber den Eindruck, es mit allem und jedem aufnehmen zu können. Sollte uns irgendetwas Schreckliches begegnen, du würdest die Sache regeln.«
    »Überhäufst du Frauen, die du kaum kennst, immer derart mit Komplimenten?«
    »Die ich kaum kenne? Grundgütiger, ich dachte, wir wären inzwischen gute Freunde.« Er griff sich an die Brust, als sei er verwundet, erholte sich aber sofort wieder. »Hier, was ich weiß: Erstens, du hast dir gerade allein ein Haus gekauft, was bedeutet, du bist unabhängig und stehst finanziell gut da. Zweitens, du erledigst deinen Schulkram, obwohl wir gerade mal Juli haben, was bedeutet, du bist verantwortungsbewusst. Oder eine Lügnerin, aber im Zweifel für den Angeklagten.« Für jeden Punkt hob er einen Finger. »Drittens, du bist der Knaller beim Scharadespielen.« Das stimmte so nicht, meine Darstellung der
Trapp-Familie
war unterirdisch gewesen. »Viertens, entweder du hast einen Freund und verschweigst ihn mir, da du von meinem Charme regelrecht überwältigt bist, oder du hast keinen Freund und verpasst mir leichtfertig eine kalte Dusche. Was auch immer es ist, ich bin bereit, die Herausforderung anzunehmen. Wie du siehst, weiß ich alles über dich.« Während wir nebeneinanderher liefen, konnte ich spüren, wie Charlie mich grinsend ansah. »Ich habe dich vollkommen durchschaut. Ich sehe eine lange und glückliche gemeinsame Zukunft vor uns liegen, und ich bin mir sicher, du tust es auch. Oh, aber du musst Baseball mögen – magst du Baseball?«
    »Ein eingefleischter Fan bin ich nicht gerade.«
    »Wirst du.« Charlie schwang einen unsichtbaren Schläger durch die Luft. »Die Brewers haben sich endlich aufgerappelt. Da sind einige junge Talente im Team, denk an meine Worte, diese Saison könnte siegreich werden.«
    »Um ehrlich zu sein, der einzige Grund, weshalb ich heute zu der Party bei den Hickens gegangen bin, war, Dena dabei zu unterstützen, dich für sie zu begeistern.«
    »Dena?« Er klang verwirrt. »Du meinst die Geschiedene?«
    »Von wem hast du das? Ach nein, vergiss es – du bist nicht besser als Rose und Jeanette. Dena ist ein ganz wundervoller Mensch. Sie war über fünf Jahre Stewardess und ist quer durchs ganze Land gereist.«
    »Trotzdem scheint sie noch immer nicht wirklich trinkfest zu sein.«
    »Sie hatte kaum etwas gegessen. Deshalb.«
    »Ich will dir was sagen«, holte er aus. »Man kann ihr vom Gesicht ablesen, dass sie ’ne Menge hinter sich hat, aber hey, ich kann es mir nicht erlauben, mit Steinen nach jemandem zu werfen. Sie scheint ein absolut nettes Mädchen zu sein. Aber für einen aufstrebenden Stern am republikanischen Himmel kommt sie als Heiratskandidatin nicht in Frage … wenn du verstehst, was ich meine.«
    Seine Arroganz war wirklich verblüffend; ich war belustigt und irritiert zugleich. »Ich bin registrierte Demokratin«, erwiderte ich. »Vielleicht möchtest du das noch in dein Dossier über mich aufnehmen. Und ich muss schon sagen, du bist ziemlich selbstsicher für jemanden, der gegen einen Mann antreten will, der seit vierzig Jahren im Amt ist.«
    Charlie schien begeistert statt gekränkt. »Es hat mir schon immer gefallen, wenn Leute ihre Hausaufgaben machen. Weißt du, wer die ideale Heiratskandidatin zu sein scheint?« Er deutete auf mich.
    »Das ist ja lächerlich«, gab ich zurück.
    »Wie kann es sein, dass eine derart …
bezaubernde
Frau wie du noch nicht weggeschnappt wurde?«
    »Vielleicht, weil ich nicht weggeschnappt werden möchte«, sagte ich. »Schon mal daran gedacht?« In Wahrheit wollte ich es mehr als alles andere: Ich wollte heiraten und nachts zusammen mit einem Mann im Bett schlafen, ich wollte Händchen haltend mit ihm durch die Innenstadt laufen, Gerichte für ihn kochen, die für eine Person zu aufwendig waren – Roastbeef oder Lasagne. Ich wollte Kinder, und

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