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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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warmen, sauren Atem mitten ins Gesicht zu kriegen.
    »Mensch, Dena! Jetzt reiß dich zusammen. Soll ich draußen auf dich warten?«
    »Mir kommt’s hoch«, sagte sie und beugte sich schließlich ordentlich über die Toilettenschüssel.
    Es verging etwa eine Minute, dann rief ich aus: »Theresa! So wolltest du deine andere Tochter nennen. Jetzt fällt’s mir ein.«
    Dena schien gerade antworten zu wollen, doch stattdessen rülpste sie ein zweites, nun leises Mal, was die Ankündigung eines weiteren widerlichen, bröckeligen Schwalls war, der sich aus ihrem Inneren ergoss. Ich hielt ihre Haare zurück und wandte mich ab, während sie weiter würgte. Durch die Arbeit mit Kindern war ich weniger empfindlich – permanent war man ihren schmutzigen Fingern ausgesetzt, passierte ihnen ein Missgeschick –, aber ab einem gewissen Punkt war widerlich einfach nur widerlich. Besonders wenn man eine erwachsene Frau vor sich hatte.
    Ich drückte die Toilettenspülung, und als das Wasser nachgelaufen war, spuckte Dena ein paarmal hinein. Sachlich, bereitsnüchterner, sagte sie: »Charlie Blackwell mag mich nicht.« Sie erhob sich, drehte den Wasserhahn auf, hielt eine Hand in den Strahl und führte sie zum Mund. Nachdem sie geschluckt hatte, sagte sie: »Er gleicht eher den Typen von der Ostküste, nicht denen von hier. Vollkommen von sich selbst eingenommen.«
    »Ich habe mich kurz mit ihm unterhalten«, sagte ich.
    »Wieder ein Samstagabend für’n Arsch, was?« Sie lächelte gequält.
    »Das ist weder der richtige Zeitpunkt noch der Ort, um dein Leben zu analysieren«, sagte ich. »Ich gehe mich eben bei den Hickens bedanken und fahre uns dann nach Hause.«
    »Ich muss mich hinlegen.« Sie öffnete die Tür, ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Das Kinderbuch lag noch auf dem Sofa, und ich legte es auf einen Sessel. Mir wäre es lieber gewesen, zusammen mit ihr zu gehen, statt zu warten, während sie im Tiefschlaf lag. Sicher würde das ein schlechtes Licht auf uns beide werfen.
    Doch Kathleen schien sich beinahe zu amüsieren, als ich sie in der Küche fand und ihr mitteilte, dass sich Dena nicht wohl fühlte und sich hingelegt hatte. »Wenn das kein Zeichen für eine gelungene Party ist«, sagte sie lachend.
    »Ich gebe ihr eine halbe Stunde.«
    »Oh, nicht doch, lass sie bis morgen früh dort liegen.« Kathleen machte eine abwinkende Handbewegung. »Du willst sie sicher nicht allein ins Bett schleppen.«
    »Wirklich?« Ich biss mir auf die Lippe. »Wenn es dir ehrlich nichts ausmacht, laufe ich heute Abend nach Hause und lasse ihre Autoschlüssel hier.«
    »Also, einen Wecker wird sie nicht brauchen.« Kathleen lächelte, während sie mit einem Lappen über den Tresen wischte. »Die Mädchen werden schon dafür sorgen, dass sie vor dem ersten Hahnenschrei wach ist.«
     
    Im Garten herrschte Aufbruchstimmung. Die meisten Gäste standen bereits, einige waren schon gegangen, und ich half den anderen Frauen beim Abräumen der mit Knochen beladenen Pappteller, der Chipsschüsseln, leeren Weingläser und Bierdosen.Dann ging ich zu Kathleen, um mich bei ihr zu bedanken, und sagte: »Und das mit Dena ist wirklich in Ordnung?«
    »Alice, mach dir keine Gedanken«, antwortete sie.
    Ich bedankte mich noch bei Cliff, holte meine Tasche, schaute nach Dena – sie lag schnarchend auf der Seite – und verließ das Haus durch die Vordertür; meine Wohnung lag etwa einen Kilometer westlich vom Haus der Hickens entfernt, und ich war ungefähr einen halben Block gegangen, als ich Laufschritte hinter mir hörte. Ich warf einen Blick über die Schulter und erkannte Charlie Blackwell.
    »Noch was Besseres vor heute Nacht?«, fragte er.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Party gerade aufgelöst hat«, sagte ich.
    »Na gut. Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?«
    Es war
verrückt
. Ich musterte ihn; im Schein der Straßenlaterne, die ein paar Meter entfernt stand, sah sein Gesicht rot und blass zugleich aus.
    »Wie viel hast du getrunken?«, fragte ich.
    »Du bist ziemlich direkt.«
    Seit der Highschool war ich bei niemandem mitgefahren, der auch nur angeheitert gewirkt hatte. »Weißt du was?«, sagte ich. »Ich laufe. Aber es hat mich gefreut, dich kennenzulernen.« Als ich mich umdrehte, blieb Charlie hinter mir.
    »Dann lass mich dich wenigstens begleiten. Noch mehr Zurückweisung erträgt ein Mann an einem einzigen Abend nicht, Alice.«
    Wir liefen weiter, und er fragte: »Ich nehme an, du hast keine Angst im Dunkeln?«
    Ich warf ihm

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