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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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denn, dass ich für den Kongress kandidiere? So werden Gerüchte in die Welt gesetzt, Schätzchen.« Er war absolut unbeschwert und gut gelaunt; wenn ich mit ihm sprach, schien das Leben gar nicht so kompliziert. »Ich verspreche dir, es ist keine Verabredung«, sagte er. »Die Hütte wird vollersiebzigjähriger Farmer sein, die allesamt als unsere Anstandsdamen fungieren werden.«
    »Sind Frauen dort überhaupt zugelassen?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen? Die Löwen lieben ihre Löwinnen. Ich muss schon früher dort sein und noch mit ein paar Leuten reden, also, wenn es dir nichts ausmacht, dass wir uns dort treffen … die Adresse ist 2726 Oak Street, direkt an der Hauptstraße. Um sieben geht’s los.« Ich konnte hören, wie er grinste. »Ohrstöpsel sind freiwillig.«
     
    Am Nachmittag ging ich in ein Geschäft in der Nähe des State Capitol, das neben altem Schmuck auch Antiquitäten verkaufte. Dort fühlte ich mich wohler als in dem Pfandhaus, doch der Verkäufer – ein schmächtiger, ungefähr sechzigjähriger Mann mit einem dünnen Schnurrbart und einer derart manierierten Sprechweise, dass ich mir beinahe sicher war, er war homosexuell – bot mir für die Brosche meiner Mutter nur fünfundsiebzig Dollar.
    »Aber sie ist doch echt, oder?«, fragte ich. Diesmal hatte ich weniger Hemmungen, meine Unkenntnis, was das Handeln mit Schmuck betraf, zu zeigen.
    »Sie hat vierzehn Karat«, sagte er. »Besteht mehr aus unedlem Metall als aus Gold. Ich schätze mal, sie ist viktorianisch.«
    Meine Erwartungen waren gering gewesen. Im Pfandhaus hatte mich noch ein unrealistischer Funken Hoffnung, gepaart mit meinem unbestätigten Verdacht, dass die Brosche das finanzielle Problem meiner Mutter nicht würde lösen können, verwundbar gemacht, doch diesmal war ich auf eine Enttäuschung vorbereitet. Ich würde nicht versuchen, den Mann von irgendwas zu überzeugen.
     
    Kurz nach dem Telefonat mit Charlie hatte ich Dena angerufen und gefragt, ob wir das Ratatouille auf den nächsten Abend verschieben könnten – ich hatte behauptet, meine Verabredung mit Rita Alwin vergessen zu haben –, und sie hatte geantwortet: »Okay, aber ich warne dich, die Aubergine hat ihre besten Tage schon hinter sich.« Ich versuchte, meine Lüge damitzu rechtfertigen, dass Dena mir bei unserem ersten Telefonat gar nicht die Möglichkeit gelassen hatte, zuzusagen. Doch es war eine schwache Ausrede, und während ich duschte, mir die Wimpern tuschte und die Lippen schminkte, plagte mich mein Gewissen. Im Wagen wurde es besser – Jimmy Buffett lief im Radio, und über den Feldern hing die goldene Abendsonne.
    Der Waupun Lions Club befand sich in einem niedrigen Backsteingebäude und teilte sich einen Parkplatz mit einer Versicherungsfirma. Als ich den Club kurz vor sieben betrat, waren von den etwa sechzig Sitzplätzen vierzig besetzt, wobei die meisten Zuhörer in den hinteren Reihen Platz genommen hatten. (Ich sollte schnell lernen, dass der Publikumserfolg stets eine Frage des Verhältnisses war: besser fünfundzwanzig Zuhörer und zwanzig Stühle als hundertfünfzig Zuhörer und sechshundert Stühle. Wobei ich heute gestehen muss, dass mich die Vorstellung von fünfundzwanzig oder hundertfünfzig Gästen geradezu nostalgisch werden lässt.) Ich setzte mich in eine der mittleren Reihen auf einen Platz am Gang, und als Charlie mich entdeckte – er stand vorne am Podium, trug ein blau-weißes Seersucker-Sakko, eine Khakihose, ein weißes Hemd mit breitem Kragen und eine breite rot-braun gestreifte Krawatte –, forderte er mich mit einer Geste auf, weiter nach vorn zu kommen. So unauffällig wie möglich schüttelte ich den Kopf. Er neigte den Kopf zur Seite –
Warum nicht?
–, und mir wurde schlagartig bewusst, wie wenig wir einander kannten. Sollte er mich für jemanden halten, der gern in der ersten Reihe saß oder, Gott bewahre, während einer Rede herausgehoben werden wollte, dann irrte er sich beträchtlich.
    Er wurde von einem Mann vorgestellt, der sich selbst als der Präsident des Clubs zu erkennen gab, und während ich Charlies Biographie zuhörte, wurde mir ein weiteres Mal bewusst, wie wenig ich ihn kannte. Der Redner sprach von Charlies Abschlüssen und Leistungen, und mir fiel auf, dass ich nicht im Entferntesten wusste, was er beruflich machte oder ob die Vorbereitungen auf eine Kongresskandidatur ein eigenständiger Job waren. Ich erfuhr, dass er 1968 seinen Abschluss an derPrinceton University gemacht hatte und

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