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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Wein einzuschenken, ginge es wohl mehr darum, mich freisprechen zu wollen. Während meine Gedanken zwischen Babar, Charlie und Dena hin- und hersprangen, klingelte das Telefon. Mein Herz machte einen kleinen Sprung (
Charlie?
), doch als ich den Hörer abnahm, meldete sich Dena: »Wenn du heute Abend zu mir rüberkommst, mache ich uns Ratatouille. Ich hab eine Aubergine, die sich nicht mehr lange hält.«
    »Soll ich was mitbringen?«
    »Zu einer Flasche Wein sag ich niemals nein. Scheiße, da kommt Kundschaft. Ich ruf dich gleich zurück.«
    Als das Telefon ein paar Minuten später wieder klingelte, nahm ich ab und sagte: »Rotwein passt besser zu Ratatouille, oder?«
    Es kam erst keine Antwort, dann hörte ich Charlie fragen: »Alice?«
    In mir stiegen Freude und Aufregung zugleich auf. »Entschuldige … ich hatte mit jemand anderem gerechnet.«
    »Soll ich später noch mal anrufen?«
    »Nein … nein, ich meine …« Ich zögerte. »Ich habe Zeit, wenn du welche hast.«
    »Na ja, ich habe dich angerufen.« Er schien sich zu amüsieren.
    Es entstand eine Pause, die wir beide zeitgleich durchbrachen.
    »Wie geht’s dir?«, fragte er, während ich im gleichen Moment zu sagen begann: »Ich arbeite gerade an Bab …« Dann schwiegen wir wieder beide, um dem anderen den Vortritt zu lassen.
    Schließlich machte er den Anfang. »Also, ich habe über unsere Pläne für heute Abend nachgedacht.«
    Wir hatten Pläne für heute Abend? Es
war
Dienstag, der Abend, den er zunächst vorgeschlagen hatte. Aber hatte ich seine Einladung nicht ausgeschlagen, und hatte er nicht versäumt, eine neue auszusprechen?
    »Ich dachte an das Gilded Rose«, fuhr er fort. »Ich muss vorher noch oben in Waupun eine Rede halten, also, wenn es dir nichts ausmacht, treffen wir uns etwas später. Wär dir halb neun recht?«
    Das Gilded Rose war das eleganteste Restaurant in Madison, sozusagen das einzige elegante Restaurant, und ich war noch nie dort gewesen; meine Freundin Rita war einmal von ihrem Neffen und seiner Frau dorthin eingeladen worden und hatte mir von einem Shrimpscocktail für fünf Dollar berichtet. »Charlie, ich kann nicht mit dir ausgehen«, sagte ich.
    »Hatten wir das nicht bereits?«
    »Ich habe noch mal in Ruhe darüber nachgedacht, und es ist nicht etwa so, dass ich dich nicht attraktiv fände oder dass ich mich nicht …« Ich zögerte, doch ich sah keinen Grund, nicht ehrlich zu ihm zu sein, besonders, da ich seine Gefühle nicht verletzen wollte. »Es liegt nicht daran, dass ich mich nicht zu dir hingezogen fühle, aber Dena ist meine beste Freundin, und es wäre ihr gegenüber nicht fair.«
    »Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe.«
    Ich hatte damit gerechnet, dass er einwilligen oder dass ihm die ganze Auseinandersetzung zu dumm sein würde. Ich mussteja wie eine Neurotikerin wirken, und warum sollte er an jemandem festhalten, der seine Neurosen so früh zeigte? Doch seine kategorische Zurückweisung meiner Bedenken kränkte mich nicht; im Gegenteil, sie beflügelte mich, ließ mich hoffen, dass er der Richtige sein könnte. Diese Hoffnung rang mit meiner Überzeugung, dass er es nicht war.
    »Ich habe deine Freundin vielleicht zehn Minuten vor dir kennengelernt«, sagte er. »Wenn sie denkt, sie hätte dadurch irgendwelche Ansprüche auf mich, ist sie verrückt, und wenn du ihr glaubst, bist du sogar noch verrückter.«
    »Charlie, indem du den Geisteszustand einer Frau in Frage stellst, wirst du sie kaum für dich gewinnen können«, entgegnete ich. Er gab ein peinlich berührtes Lachen von sich. »Aber ich bin mir sicher, dass sich unsere Wege wieder kreuzen werden«, fuhr ich fort, »also, was hältst du davon, wenn wir uns jetzt als Freunde voneinander verabschieden?«
    »Weißt du, wann ich das letzte Mal ein Mädchen ins Gilded Rose eingeladen habe?« Er klang noch immer nicht verärgert; er klang entschlossen. »Noch nie. Ich bin ein Geizkragen, aber da siehst du mal, wie verzweifelt ich versuche, dich rumzukriegen.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, Charlie, und würde wirklich …«
    »Okay, wie wär’s damit«, unterbrach er mich. »Vergiss das Abendessen. Komm zu meiner Rede. Das ist dann keine Verabredung, sondern vielmehr eine staatsbürgerliche Exkursion.«
    »Deine Rede heute Abend?«
    »Es ist einer dieser Auftritte im Lions Club. Hast du nicht gesagt, du hörst gern Menschen zu, die nichts zu sagen haben?«
    »Hat das etwas mit deiner Kandidatur für den Kongress zu tun?«
    »Wer sagt

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