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Die Frau des Seiltaenzers

Die Frau des Seiltaenzers

Titel: Die Frau des Seiltaenzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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stand sein Entschluss fest: »Wir müssen Magdalena suchen!«
    Xeranthe hob beide Hände: »Das würde ich nicht tun. Die Karten sagen mir, dass dann die letzte Hoffnung erlischt.«
    »Wir werden trotzdem nach ihr suchen. Jeweils zu viert erkunden wir eine Himmelsrichtung. Der Riese Leonhard begibt sich mit drei Fuhrknechten nach Norden in Richtung Freudenberg. Du, Quacksalber, nimmst zwei Fuhrknechte und die Zwergenkönigin zu Hilfe und suchst den Süden ab, wo sich ein kleines Flüsschen, Mud genannt, zum Main hin schlängelt. Der Marktschreier und Benjamino sollen mit Jadwiga und einem Fuhrknecht nach Westen ziehen. Ich selbst werde mit Melchior, einem Fuhrknecht und Xeranthe in östlicher Richtung zum Eichengrund gehen. Vor Sonnenuntergang treffen wir uns wieder, hier an dieser Stelle.«
    Der Quacksalber murrte über die schweißtreibende Hitze. Der Riese Leonhard gab zu bedenken, er müsse die Tiere versorgen. Am heftigsten erregte sich Xeranthe, die lieber mit dem Quacksalber den Süden erkundet hätte. Aber Rudolfo zischte mit gepresster Stimme: »Ich dulde keinen Widerspruch.« Da wussten die Gaukler, dass er es ernst meinte.
    Eine Weile gingen Rudolfo und Xeranthe schweigend nebeneinander her, gefolgt von Melchior und dem Fuhrknecht, die auch nicht sehr gesprächig waren. Sie hatten schon eine Meile hinter sich gebracht und den Waldsaum des Eichengrundes erreicht, als Rudolfo bei Xeranthe eine zunehmende Unruhe bemerkte. Wie von einer geheimnisvollen Kraft getrieben, versuchte sie ein ums andere Mal eine andere Richtung einzuschlagen als die, welche Rudolfo vorgab.
    Während sein Blick durch den lichten Laubwald schweifte, begann der Seiltänzer plötzlich zu reden: »Xeranthe, meinst du wirklich, ich hätte deiner Prophezeiung Glauben geschenkt?«
    Wie entgeistert blieb Xeranthe stehen. »Die Karten lügen nicht!«, rief sie so heftig erregt, dass es durch den Wald hallte.
    »Aber du lügst«, erwiderte Rudolfo mit gespielter Ruhe.
    »Warum sollte ich lügen?«
    »Weil Magdalena dir ein Dorn im Auge ist.«
    Schnippisch erwiderte Xeranthe: »Ach was, das glatzköpfige Frauenzimmer ist mir völlig egal.«
    »Dein Verhalten spricht aber eine andere Sprache.«
    »Ach, was du dir einbildest! Lass mich aus dem Spiel. Mit dem Verschwinden Magdalenas habe ich nichts zu tun!« Dabei wandte sie sich um und begann in die Richtung zu laufen, aus der sie gekommen waren.
    Mit ein paar Schritten holte Rudolfo sie ein. Aufgebracht packte er sie an den Schultern, als wollte er die Wahrheit aus ihr herausschütteln. Dabei rief er: »Du wirst uns jetzt sagen, was du mit Magdalena gemacht hast!«
    Als Xeranthe nicht antwortete, schleuderte er sie zu Boden. Gott weiß, ob er nicht wütend auf sie eingeschlagen hätte, wären nicht Melchior und der Fuhrknecht dazwischengegangen.
    Mit wirren Haaren und am ganzen Leibe zitternd, erhob sich Xeranthe und brach in Tränen aus. Schweigend zeigte sie in östlicher Richtung, wo der Eichenwald dichter und das einfallende Licht schwächer wurden.
    Rudolfo und Melchior beschleunigten ihre Schritte, gefolgt von dem Fuhrknecht, der Xeranthe vor sich herschubste, sobald sie versuchte stehen zu bleiben.
    »Hier muss es sein«, sagte Xeranthe gleichmütig, als ginge sie das alles nichts an, und zeigte auf ein dichtes Buschwerk, das nicht weit vor ihnen den Weg versperrte.
    Im selben Augenblick hallte ein Ruf durch den Wald: »Magdalena!«
    Rudolfo war ein Stück vorausgeeilt und hatte Magdalenas leblosen Körper auf dem Laub des Waldbodens entdeckt. Sie lag mitgeschlossenen Augen da, als wäre sie tot. Er hielt ihre Hand und drückte sie gegen seine Wange. Dabei rannen Tränen über sein Gesicht. Schließlich legte er seinen Kopf auf Magdalenas Brust. Auf einmal hielt er inne. Den Umstehenden gab er ein Zeichen, sich ruhig zu verhalten.
    »Ich glaube, ihr Herz schlägt«, sagte Rudolfo verunsichert.
    Melchior kam hinzu und presste seine Hand gegen Magdalenas Hals.
    »Sie lebt, Magdalena lebt!«, rief er erleichtert.
    Übermannt von Hoffnung und Bangen, atmete Rudolfo zitternd ein. Er schien wie von Sinnen, als Melchior ihm die Hand auf die Schulter legte und bedachtsam auf ihn einredete: »Wir sollten eilends eine Tragbahre flechten und Magdalena zum Lagerplatz schaffen!«
    Aus trockenen Ästen und dünnen Zweigen, mit denen sie das Astwerk verknüpften, fertigten Rudolfo und Melchior in kurzer Zeit eine Trage. Darauf legten sie Magdalena. So machten sie sich auf den Weg.
    Obwohl sich der Tag

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