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Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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Männern aus Münster befreundet, die des Nachts in einer Bastion die Torwache halten. Die beiden folgen zwar der täuferischen Irrlehre, aber wir kennen uns seit unserer Kindheit. Für ein gutes Stück Fleisch oder einen Krug Wein sind die gerne bereit, mir eine Gefälligkeit zu erweisen. Mein Vater und ich haben aufdiese Weise viele Briefe ausgetauscht, und ab und an durfte ich sogar das Torhaus betreten, um ein kurzes Gespräch mit ihm zu führen.«
    »Und du glaubst, diese Torwächter würden uns in die Stadt hineinlassen?«
    »Wenn der Preis stimmt, ist das gut möglich. Ihr solltet auf jeden Fall noch eine weitere Börse mit Goldgulden bereithalten.«
    »Du wirst uns begleiten«, sagte Cort.
    »Natürlich. Ohne meine Empfehlung würden die euch wahrscheinlich sofort über den Haufen schießen.« Kribbe steckte die Münze ein. »Wie viele seid ihr überhaupt?«
    »Vier.«
    Er nickte. »Gut, das müsste gelingen. Kehrt heute Abend kurz vor Einsetzen der Dämmerung hierher zurück.«
    »Wir werden kommen«, bestätigte Cort.
    Kribbe reichte uns beiden die Hand. »Dann ist es abgemacht. Und vergesst die Münzen nicht.« Er wollte zurück an seine Arbeit gehen, wandte sich dann aber noch einmal um, zwinkerte und sagte: »Genießt diesen Tag. Morgen schon werdet ihr von Wölfen umgeben sein, die nur darauf warten, euch in Stücke zu reißen.«

KAPITEL 9
    Die Nachricht, dass wir diese Nacht aller Voraussicht nach bereits in Münster verbringen würden, stieß bei Reynold und Jasmin auf keine sonderlich große Begeisterung. Reynold versuchte gar, sich zu drücken, indem er vorschlug: »Jemand muss auf unser Quartier achtgeben. Sonst stehlen die Galgenstricke, die sich hier herumtreiben, womöglich unser Kochgeschirr und unsere Decken.«
    »Das alles werden wir nicht mehr brauchen, wenn wir Münster erst wieder verlassen haben und Amalia nach Osnabrück bringen«, sagte ich.
    »Ich könnte dafür Sorge tragen, dass unsere Pferde gut behandelt werden«, versuchte Reynold erneut, seinen Verbleib im Lager herbeizureden, doch ich wies dieses Vorhaben unmissverständlich ab.
    »Angenommen, wir gelangen tatsächlich hinter die Mauern Münsters«, meinte Jasmin, »wie sollen wir dann eigentlich aus der Stadt herauskommen, wenn wir Amalia gefunden haben?«
    »Wahrscheinlich auf dem gleichen Weg wie zuvor: Wir bestechen die Torwachen«, erwiderte ich.
    »Und wenn die nicht dazu bereit sind?«, krächzte Reynold und schaute mich trotzig an.
    »Dann lasse ich mir etwas anderes einfallen.« Ich glaubte nicht, dass Reynold sich davon überzeugenließ, und befürchtete schon, er würde einfach davonlaufen und uns im Stich lassen, doch zu meiner Erleichterung befand er sich noch immer an unserer Seite, als wir am Abend die Werkstätten der Steinmetze erreichten.
    Melchior Kribbe begrüßte uns dort wie alte Freunde, und seine Laune wurde noch besser, als Cort ihm ein Ledersäckchen zusteckte.
    »Zehn Gulden sofort. Den Rest bekommst du, wenn man uns Zutritt zur Stadt gewährt.«
    »So wird es geschehen«, rief Kribbe. Er ging zu einem Fass, wusch seine schmutzigen und staubbedeckten Arme und zeigte uns danach einen breiten silbernen Ring, den er an seiner rechten Hand trug. »Seht ihr den? Mein Vater hat mir diesen Ring vor langer Zeit überlassen. Und er hat ihn einst von seinem Vater geschenkt bekommen. Das Wappen Münsters ist darauf eingraviert. Diese Stadt bedeutet mir alles. Mehr als fünfzehn Jahre lang habe ich in Münster kunstvolle Statuen und andere Verzierungen für die Kirchen und die Patrizierhäuser angefertigt. Doch jetzt schlage ich seit Wochen nur noch Kanonenkugeln aus Steinquadern, und meine Werke werden von den Täufern aus den Gotteshäusern gerissen und vor die Stadttore geworfen, um die Bollwerke zu verstärken.« Er spuckte aus. »Gott soll jeden Einzelnen von ihnen dafür zerquetschen.«
    Er winkte uns mit sich. Cort trat neben Kribbe und fragte ihn: »Was hat dir dein Vater über Münster berichtet? Wie ist die Lage in der Stadt?«
    Kribbe lachte bitter. »In seiner letzten Nachricht hat er sich darüber ausgelassen, dass die Täufer sich wie Narren aufführen – wie gefährliche Narren. Es herrscht die Angst vor, dass der Zorn Gottes auch über sie kommen könnte, wenn die Gebote der Propheten nicht eingehalten werden. Jeden zweiten oder dritten Tag werden Hinrichtungen vollzogen. Männer und vor allem Frauen sterben wegen unbedeutender Vergehen.«
    »Worauf müssen wir achtgeben, wenn wir uns unter den

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