Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)
fortgeschickt.« Sie zog die Bänder an ihrem Ausschnitt zusammen. »Auch das war ohne Nutzen. Der Kerlhat meine Brüste ignoriert, als seien sie nur faule Äpfel.«
»Die hohe Moral der Täufer«, seufzte ich, doch dann verkniff ich mir jede weitere Bemerkung, denn der Küchenmeister Bernt von Zwolle hatte zu meiner Überraschung das Schreibpult verlassen und trat auf uns zu. Er musterte mich mit einem abschätzenden Blick, den ich nicht so recht zu deuten wusste, und fragte: »Bist du der Ehemann dieser Frau?«
»Das bin ich«, bestätigte ich.
Er machte noch einen kleinen Schritt auf mich zu und stand so nah vor mir, dass es mir fast ein wenig unangenehm war. Jasmin hingegen beachtete er nicht mehr als die Luft um ihn herum.
»Suchst du nach einer Aufgabe?«, wollte er wissen.
Ich nickte. »Hättet Ihr eine anzubieten?«
»Eine kräftige Hand kann ich in meiner Küche immer gebrauchen.«
»Es wäre mir eine Ehre, unserem neuen König zu dienen. Einen Platz zum Schlafen und gelegentliche Mahlzeiten wären mir dafür Lohn genug.«
»Das sollst du bekommen.«
Ich zog Jasmin zu mir heran. »Ich möchte Euch bitten, auch mein Weib in den Dienst zu nehmen. Sie ist durchaus geschickt in der Erledigung häuslicher Pflichten.«
Bernt von Zwolle rümpfte die Nase. »Noch eine Dienstmagd? Dafür gibt es hier keine Verwendung.«
Mich beschlich inzwischen eine Ahnung, warum dieser Küchenmeister so erpicht darauf war, dass ich und nicht Jasmin in dieser Küche arbeiten sollte, und darum ließ ich mich zu einer Geste hinreißen, die nicht ungefährlich wäre, wenn ich mich irren sollte.
Wie beiläufig strich ich mit meiner Hand über den Arm des Küchenmeisters, schenkte ihm ein Lächeln und sagte: »Es wäre mir sehr wichtig.«
Er atmete bei dieser Berührung angespannt ein, und ich hoffte, dass er mir für die Anzüglichkeit nicht im nächsten Moment eine Ohrfeige verpassen und mich hinauswerfen würde. Doch meine Vermutung hatte sich bestätigt. Bernt von Zwolle räusperte sich und erwiderte: »Also gut. Aber sie wird nicht hier beschäftigt sein.«
»Wo dann?«
»Ich werde sie Peter Symesen empfehlen, dem Küchenmeister am Hof der Königsfrauen.«
»Die Königsfrauen haben einen eigenen Hof?«
Er nickte. »Königin Divara und die anderen Frauen des Königs sind in der ehemaligen Domprobstei untergebracht. Der König lässt eine Pforte in die Mauer bauen, um die beiden Grundstücke miteinander zu verbinden. Deine Frau würde sich also weiterhin inder Nähe aufhalten, und ihr würdet ein gemeinsames Nachtlager in der Gesindekammer beziehen.«
»Das klingt nach einer guten Lösung.«
Er schaute mir noch einmal tief in die Augen und sagte dann: »Gut. Meldet euch morgen früh hier bei mir. Dann sehen wir weiter.«
Jasmin und ich verließen den Königshof. Auf der Straße angekommen, blieb mir Jasmins auffälliges Schmunzeln nicht verborgen.
»Was?«, fragte ich.
»Für einen Moment hatte ich befürchtet, er würde dir um den Hals fallen und dich küssen.« Sie gluckste.
»Das findest du lustig?«
»Immerhin hast du ihn ermutigt.«
»Weil es nötig war«, verteidigte ich mich. »Er wird mir schon nicht zu nahe kommen. Würde er seine Gelüste offen zeigen, könnte das sein Todesurteil bedeuten. Das zwingt ihn dazu, seine Finger bei sich zu behalten. Und wir haben erreicht, was wir wollten.«
»Das haben wir«, sagte Jasmin. Sie kicherte hämisch. »Und sollte er seine Hände doch nach dir ausstrecken, wird es ein notwendiges Opfer sein.«
KAPITEL 21
Nach unserer Rückkehr in die Neubrückenstraße verlor Jasmin keine Zeit, den Gefährten ausführlich unsere Begegnung mit dem Küchenmeister zu schildern. Für meinen Geschmack geriet ihr Bericht etwas zu farbig. Ihren Worten nach war Bernt von Zwolle vom ersten Moment an in mich vernarrt gewesen, und zudem behauptete sie, dass ihr eine deutliche Beule in der Hose des Küchenmeisters aufgefallen war, nachdem er sich in meine Nähe begeben hatte. Natürlich zog das reichlich Spott nach sich. Unter anderem spekulierte Reynold, ob es der Küchenmeister zur Bedingung gemacht habe, dass ich von nun an in seinem Bett schlafen müsse.
Doch Späße auf meine Kosten ließen mich kalt. Warum sollte ich mich darüber ärgern? Von Zwolles unerwartete Zuneigung verschaffte mir und vor allem Jasmin die Gelegenheit, in Amalias Nähe zu gelangen. Durch ihn hatten wir erfahren, dass die Frauen des Königs einen eigenen Hof unterhielten, und wenn der Küchenmeister
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