Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
Vom Netzwerk:
außerhalb des Hauses mitbekommt, dass du den König verspottest, wirst du bald keinen Kopf mehr haben, auf den man dir eine Krone setzen könnte.«
    »Aber seine Vorstellung war unterhaltsam«, sagte Cort und klopfte Reynold auf die Schulter, als der von der Bank gehüpft war und seinen Umhang ablegte. »Du hast das Talent, deine Mimik und deinen Tonfall gekonnt einzusetzen. Wären deine Worte nun noch mit Sinn und Verstand erfüllt, wärest du der geborene Prediger.«
    Reynold rümpfte die Nase. »Meinen Worten fehlt der Verstand? Ergeben die Verkündigungen der Propheten denn mehr Sinn?«
    Ich nickte mit einem Schmunzeln und rief dann alle zusammen, damit wir uns in der Stube besprechen konnten. Anton Kribbe schenkte jedem von uns einen Becher Dünnbier ein, während ich davon berichtete, was ich gesehen hatte.
    »Damit wird es für uns nicht einfacher«, sagte Cort, und er klang dabei recht grimmig. »Bockelson wird seine Ehefrauen ebenfalls an seinem Hof unterbringen, und wenn er wie ein König leben will, heißt das, dass die Frauen den ganzen Tag über von Pagen,Dienstmädchen, Hofbeamten und wohl auch einer Leibwache umgeben sind. Das macht es schwierig, sich Amalia unbemerkt zu nähern.«
    »Mag sein«, erwiderte ich. »Aber der Königshof bietet uns gleichzeitig eine unerwartete Gelegenheit.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Cort.
    Ich zögerte kurz und sah vier neugierige Augenpaare auf mich gerichtet. Es war an der Zeit, meinen Gefährten den Plan darzulegen, den wir in den nächsten Tagen in Angriff nehmen würden.
    »Es ist eine Gelegenheit«, erläuterte ich, »weil es einigen von uns gelingen könnte, eine Anstellung am Hof des Königs zu erhalten. Jan Bockelson hat seinen Wohnsitz vergrößert, und er lässt ihn prächtig ausstaffieren. Das bedeutet, dass er Dutzende Pagen, Küchenhilfen und Mägde dort beschäftigen wird.«
    »Und du glaubst, die warten nur darauf, uns dahergelaufene Strolche am Hof arbeiten zu lassen?« Jasmin schien wenig zuversichtlich.
    »Wir werden diesen Versuch unternehmen«, sagte ich. »Du und ich werden uns dort als Eheleute ausgeben. Letztendlich wird aber alles von deinem Auftreten abhängen, Jasmin.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ist das so?«
    »Wenn wir dort bei einem Hof-oder einem Küchenmeister vorstellig werden, musst du diesen Mann für dich einnehmen. Du bist eine ansehnliche Frau.Ein verführerischer Blick oder ein kokettes Lächeln können in dessen Gegenwart gewiss Wunder bewirken. Sei liebreizend.«
    »Liebreizend?« Reynold kicherte heiser. »Ein Haufen Hundedreck ist liebreizender als sie.«
    »Ich stopf dir deinen liebreizenden Hundedreck ins Maul.« Jasmin strafte Reynold mit einem finsteren Blick.
    Ich hob beschwichtigend die Hände. »Jasmin wird daran noch ein wenig feilen müssen, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass sie jedem Mann den Kopf verdrehen kann, wenn sie sich bemüht.«
    »Ist das nicht gefährlich?«, meinte Cort. »Ihr wollt dort als Verheiratete auftreten, und gleichzeitig soll sie diesen Küchenmeister verführen. In dieser Stadt wird die Moral als das höchste Gut angesehen, und es käme einer Todsünde gleich, das Sakrament der Ehe zu beschmutzen.«
    »Sie soll es nicht beschmutzen«, erwiderte ich. »Jasmin wird mit diesem unschuldigen Geplänkel nur das Interesse des Küchenmeisters wecken. Wir könnten uns auch als Geschwister ausgeben. Dann aber würden wir Argwohn hervorrufen, weil wir ledig geblieben sind und uns zudem nicht ähnlicher sehen als eine Katze einem Vogel. Nein, wir werden dort als Verheiratete und überzeugte Anhänger der Täuferlehre auftreten.«
    »Ihr spielt mit eurem Leben«, sagte Anton Kribbe. »An Bockelsons Hof werden sich viele Prädikanten aufhalten, die mit Argusaugen das Geschehen dort verfolgen. Schon eine unbedachte Äußerung könnte Verdacht erregen. Vielleicht lauft ihr auch diesem Prädikanten Ollrich über den Weg, der eure Gesichter gewiss nicht vergessen hat, da ihr ihn im Torhaus überwältigt habt. Sollte jemand bemerken, dass ihr unlautere Absichten verfolgt, braucht es nicht einmal einen Prozess, um euch einen Kopf kürzer zu machen.«
    »Dann darf es halt niemand bemerken«, entgegnete ich.
    Kribbe verzog das Gesicht. »Du willst das Unmögliche.«
    »Ich glaube nicht an das Unmögliche.«
    Cort räusperte sich. »Und wenn es tatsächlich gelingen sollte, eine Anstellung am Hof zu erhalten … wie willst du Amalia von dort fortschaffen?«
    Ich hob die Schultern. »Das weiß ich noch

Weitere Kostenlose Bücher