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Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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tatsächlich dafür sorgte, dass Jasmin dort als Dienstmädchen beschäftigt wurde, durfte er mich für diese wichtige Gefälligkeit gerne anstarren und sich in seinen Phantasien verlieren – solange er nur seine Finger bei sich behielt.
    Meine Laune wurde noch besser, als Cort und Reynoldebenfalls erfreuliche Nachrichten vorweisen konnten.
    »Wir sind in der Nähe des Bispingtores auf die Ochsenhirten getroffen, die mit ihrer Herde durch das Tor auf die Wiesen vor die Stadt zogen«, berichtete Reynold. »Die vier Männer waren allesamt mit Armbrüsten bewaffnet, um die Tiere gegen einen Überfall der Bischöflichen zu schützen. Eigentlich wollten wir die Herde nur aus sicherer Entfernung betrachten, aber plötzlich brach eines der Tiere aus und stürmte genau auf uns zu.«
    »Und was geschah dann?«, wollte ich wissen.
    Reynold deutete auf Cort. »Ich bin so schnell wie möglich auf allen vieren unter einen Karren gekrochen. Cort hingegen stand da wie eine Säule, und als der Ochse auf ihn zulief, hat er ihn bei den Hörnern gepackt. Das Tier war kräftig, aber Cort hat ihn dennoch zu Boden gerungen.«
    Cort nickte. »Diese Tat hat mir den Respekt der Hirten eingebracht. Die schüttelten mir anerkennend die Hände und luden Reynold und mich zu einem Umtrunk ein, den wir natürlich nicht abgelehnt haben.«
    »Die Kerle erwiesen sich als äußerst redselig«, sagte Reynold. »Wir erfuhren, dass die Ochsen an jedem Tag um die Mittagszeit auf die Wiesen getrieben und etwa zwei Stunden später zurück in die Stadt gebrachtwerden. Dann betranken wir uns, und Cort unterbreitete in dieser weinseligen Stimmung den Vorschlag, dass wir die Hirten fortan bei ihrer Aufgabe unterstützen könnten.«
    »Haben die zugestimmt?«, fragte ich.
    »Natürlich«, antwortete Cort. »Die schüttelten mir die Hände, dankten mir noch einmal für meine Heldentat und sagten, sie würden sich darauf freuen, uns schon morgen in unsere Aufgaben einweisen zu dürfen.«
    »Ich hoffe nur, die lassen uns nicht in den Ställen den Mist schaufeln«, murrte Reynold.
    »Und wenn schon«, sagte ich zufrieden. »Wir sind am heutigen Tag unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. So langsam glaube ich daran, dass Everhard Clunsevoet seine Tochter tatsächlich bald in die Arme schließen kann.«
    Bis dahin lag allerdings noch viel Arbeit vor uns, und so machte ich mich mit Jasmin in der Frühe des nächsten Tages erneut auf zum königlichen Hof, wo mich Bernt von Zwolle herzlich in der weiträumigen Küche begrüßte. Jasmin wurde mit einem sparsamen Nicken bedacht. Immerhin drückte er ihr aber das versprochene Empfehlungsschreiben an den Küchenmeister Peter Symesen in die Hand und schickte sie mit einem Handwedeln an den Hof der Königsfrauen.
    Bernt von Zwolle nahm sich die Zeit, mich persönlich in die Räumlichkeiten einzuweisen. Er führte mich in der Küche herum, in der sich drei Kochstellen und mehrere große Tische befanden. Rund ein Dutzend Frauen verrichtete hier seine Arbeit. Ich folgte dem Küchenmeister auf den Hof zu den Viehställen, zur Abfallgrube, in die Speisekammer und in einen weitgestreckten Saal, in dem die Speisen eingenommen werden würden, wenn der König Gesellschaft um sich herum versammelte. Und das, so verkündete von Zwolle, würde gewiss an nahezu jedem Abend geschehen. Zu guter Letzt betraten wir die Gesindekammer. An der hinteren Wand wies mir von Zwolle eine nicht allzu breite Strohmatratze zu, die mir und Jasmin als Schlafplatz genügen musste. Von der Decke hing ein Leinentuch, das wir als Vorhang benutzen konnten, um in diesem Raum, in dem gewiss noch an die zwanzig weitere Bedienstete ihre Nächte verbringen würden, zumindest ein wenig ungestört sein zu können.
    Auch wenn mir der Küchenmeister sehr zugetan war, schonte er mich nicht bei der Verteilung der Arbeitspflichten.
    Bereits an meinem ersten Tag trug mir Bernt von Zwolle auf, einen mannshohen Stapel Holz zu hacken. Nach dieser Schufterei schickte er mich mit einem anderen Burschen und einer Karrette zumPrinzipalmarkt, von wo wir zwölf große Bierfässer zum Königshof schaffen sollten. Da auf der Karre nur ein Fass Platz fand, waren wir bis zum Abend damit beschäftigt, die schweren Behälter im Keller des Königshofes unterzubringen.
    Nachdem diese Aufgabe erledigt war, schmerzten meine Hände und Arme. Ich tröstete mich mit dem Wissen, dass ich diese Arbeiten nur verrichten würde, bis wir dazu in der Lage waren, Amalia in unsere Gewalt zu

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