Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)
brummte ungehalten. »Mein Tag besteht nur mehr aus Plackerei, Gebeten und Predigten. Wie lange soll ich das noch aushalten?«
»Bring so viel wie möglich über Amalia in Erfahrung. Wo hält sie sich die meiste Zeit auf? Wer ist in ihrer Nähe? Wann und wo ist sie allein? Wenn wir darüber Gewissheit haben, kann ich einen Plan entwickeln, wie wir sie unbemerkt in unsere Gewalt bringen.«
Jasmin deutete auf meine Schaufel. »Schlag ihr die über den Schädel, leg sie dir über die Schulter und trag sie davon. Dann hat sich das alles hier erledigt.« Nach diesem wenig hilfreichen Vorschlag drehte sie sich um und stapfte zurück in das Gebäude.
Ich schob noch weitere sechs mit Exkrementen beladene Karren außer Reichweite der empfindlichen königlichen Nase, betrachtete daraufhin zufrieden die geleerte Grube und ging zum Brunnen. Hier legte ich mein Hemd ab und wusch meinen Oberkörper, an dem der Gestank regelrecht zu kleben schien.
»Du warst sehr fleißig, Emanuel«, rief plötzlich jemand hinter mir. Ich wandte mich um und sah Bernt von Zwolle, der mir einen Krug und eine Schale mit Apfelscheiben brachte. Er setzte sich auf eine Steinbank und winkte mich zu sich. Ich fragte mich, ob er mich wohl schon längere Zeit hier am Brunnen beobachtet hatte. Da ich nicht unhöflich sein wollte, setzte ich mich neben ihn. Er reichte mir die Apfelscheiben und bot mir einen Schluck Wein an. Während ich aß, blieben seine Augen auf mich gerichtet.
In seinem Blick erkannte ich eine verhaltene Begierde. Fast unmerklich rückte von Zwolle noch näher an mich heran, so dass sich unsere Arme berührten. Ich empfand seine Aufdringlichkeit als unangenehm, aber anstatt mich fortzusetzen, lächelte ich nur verlegen und gab Bernt von Zwolle damit das Gefühl, dass mir seine Annäherung gefiel. Was hatte ich schon von ihm zu befürchten? Ich glaubte nicht daran, dass er mir jemals ernsthaft zu Leibe rücken würde, denn damit würde er womöglich die Aufmerksamkeit der sittenstrengen Prädikanten auf sich ziehen.
In gewisser Weise bedauerte ich diesen Mann sogar, da er hin-und hergerissen sein musste zwischen seinem Glauben an die Täuferlehre und seiner heimlichen Zuneigung zum gleichen Geschlecht. Wie sehr mochte ihn dieser Konflikt belasten?
Der Küchenmeister nahm mir den Becher ab, trank ebenfalls daraus und fragte mich, ob Jasmin meine einzige Frau sei. Er zeigte sich äußerst erstaunt, als ich ihm das bestätigte. Von Zwolle verriet mir, dass er mit drei Frauen die Ehe geschlossen hatte. Zwei von ihnen verrichteten hier am königlichen Hof als Mägde ihren Dienst. Die dritte, die er eigentlich nicht leiden konnte, hatte er an den Hof der Königsfrauen abgeschoben, damit er sie nicht so häufig zu Gesicht bekam.
Er plauderte mit mir noch eine Weile über belanglose Dinge. Dann erhob er sich abrupt und ging davon. Ich blieb noch kurz auf der Bank sitzen, streifte mir mein Hemd wieder über und trank den restlichen Wein aus. Schließlich begab ich mich in den Gemeinschaftsraum, wo ich die Abendmahlzeit mit den übrigen Bediensteten einnahm.
Nach einem weiteren Gebet und der Anordnung des Küchenmeisters, dass wir uns alle am morgigen Gerichtstag auf dem Domplatz versammeln sollten, zog ich mich auf mein Lager in der Gesindekammer zurück. Obwohl ich auch an diesem Tag hart gearbeitet hatte, fiel es mir schwer, in den Schlaf zu finden. So war ich noch wach, als etwa eine Stunde darauf Jasmin hinter den Vorhang trat, sich bis auf ihr Unterhemd entkleidete und sich zu mir legte.
»Wie war dein Tag?«, fragte ich sie.
Ihre Antwort war nur ein übellauniges Brummen.
»Konntest du mehr über Amalia erfahren?«, wollte ich wissen.
»Nein.«
»Du solltest versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Finde eine Gelegenheit, sie anzusprechen und ihr vielleicht einen besonderen Dienst zu erweisen. Sorge dafür, dass sie dich mag.«
Jasmin richtete sich auf und antwortete gereizt: »Ich würde ja mit Amalia vertrauter werden, wennich die Zeit dazu hätte. Aber die eine Hälfte des Tages habe ich damit verbracht, Hühner zu rupfen, und in den übrigen Stunden habe ich schmutzige Töpfe gescheuert. Diese Aufgabe erwartet mich morgen erneut.« Mit einem Seufzen legte sie sich auf die Seite und ließ es zu, dass ich meinen Arm um ihre Hüfte legte. Auf eine weitere Annäherung verzichtete ich aber, da ich ihre Anspannung spürte und keinen Streit provozieren wollte.
»Du wirst gewiss noch Gelegenheit bekommen, mehr über Amalia
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