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Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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geschlossen hatte, sackte ich erleichtert auf den Boden. Ich hatte es geschafft. Diese Respektlosigkeit hätte mein Todesurteil bedeuten können, aber nun hatte ich Amalia da, wo ich sie haben wollte.
    An diesem Abend konnte ich es kaum abwarten, bis Jasmin vom Hof der Königsfrauen zurückgekehrt war. Nachdem wir unsere Pflichten erledigt hatten, machten wir uns unverzüglich auf den Weg zu Anton Kribbes Haus. Es gab noch einige Details zu klären, bevor wir meinen Plan in Angriff nehmen konnten. Vor allem musste ich den anderen überhaupt mitteilen, dass Amalias Entführung unmittelbar bevorstand.
    Auf dem Hofplatz liefen wir Bernt von Zwolle über den Weg, der wissen wollte, warum wir um diese Zeit noch fortgingen. Ich speiste ihn mit einer recht simplen Ausrede ab und behauptete, wir würden uns in eines der Gemeinschaftshäuser begeben, um dort mit Freunden einer Predigt beizuwohnen. Der Küchenmeister legte skeptisch die Stirn in Falten, ließ uns aber ohne weitere Fragen von dannen ziehen.
    In der Neubrückenstraße zeigten sich unsere Gefährten dann sehr überrascht, als wir ohne Ankündigung nach Sonnenuntergang in Kribbes Haus auftauchten, doch als ich ihnen den Grund für diese späte Aufwartung verriet, atmeten Cort und Reynold erleichtert auf. Ihnen ging es wie Jasmin und mir. Jeder von uns wollte diese Stadt und die Täufer so schnell wie möglich hinter sich lassen.
    Wir setzten uns in der Stube zusammen, und hier erfuhr ich, dass Cort und Reynold sich den ganzengestrigen Tag über in Kribbes engem Vorratskeller verkrochen hatten. Sie hatten in ihrem Versteck nichts von den Vorfällen in der Stadt mitbekommen, und Reynold war noch immer erbost darüber, dass sie das opulente Festessen und das Besäufnis verpasst hatten, weil wir keine Entwarnung gegeben hatten.
    Reynolds Verdruss interessierte mich nicht. Stattdessen fragte ich Cort, ob er und Reynold in der Lage seien, die Ochsenhirten auszuschalten und uns mit dem Vieh aus der Stadt zu führen.
    »Wir haben uns heute nicht in den Ställen aufgehalten«, antwortete Cort. »Aber wir sind für den morgigen Tag eingeteilt. Dann werden sich wohl nur zwei oder drei von den anderen Hirten bei den Ochsen aufhalten. Die werden wir ohne große Mühe überwältigen können.«
    »Sehr gut«, sagte ich. »Morgen ist unser Tag. Eine bessere Gelegenheit werden wir nicht bekommen, um unseren Auftrag durchzuführen.«
    Es wurde Zeit, den Plan zu erläutern. »Morgen früh findet der Gerichtstag statt«, sagte ich. »Der königliche Hof wird mehrere Stunden lang so gut wie verlassen sein. Alle ziehen zum Domplatz. Amalia bleibt jedoch in ihrer Kammer.«
    »Woher willst du das wissen?«, unterbrach mich Jasmin.
    »Sie wird da sein«, erwiderte ich, ohne eine weitereErklärung dazu abzugeben. Jasmin wirkte skeptisch, und tatsächlich war dieser Punkt einer der Stolpersteine in meinem wohldurchdachten Vorhaben. Wenn Amalia sich entschloss – aus welchem Grund auch immer –, während des Gerichtstages nicht auf mich in ihrer Kammer zu warten, fiel unser gesamter Plan ins Wasser.
    »Jasmin und ich, wir befinden uns ohnehin am königlichen Hof«, fuhr ich fort. »Reynold wird zu uns stoßen und nach einem Handkarren suchen, während Cort sich zu den Ochsentreibern begibt und zunächst abwartet. In der Zwischenzeit werde ich Amalia dazu bringen, einen mit Opium versetzten Becher Wein zu sich zu nehmen, der sie in den Schlaf fallen lassen wird. Ich besorge einen Leinensack, der groß genug ist, um Amalia vor neugierigen Blicken zu schützen, wenn wir sie auf dem Handkarren in dieses Haus schaffen. Reynold wird sich mit dem übrigen Opium auf den Weg zu Cort machen und ihm die Nachricht überbringen, dass sich Amalia in unserer Gewalt befindet. Erst dann werdet ihr die Ochsentreiber ausschalten. Sei es mit dem Opium oder mit Gewalt. Wir werden bald darauf mit Amalia eintreffen. Zusammen begeben wir uns mit der Ochsenherde zum Stadttor, und da euch die Wachen dort kennen, wird man uns hoffentlich unbehelligt passieren lassen.«
    »Und dann?«, wollte Jasmin wissen. »Was geschieht, wenn wir die Stadt verlassen haben und uns auf freiem Feld befinden?«
    »Wir suchen Schutz in einem der trockenen Gräben, die die Bischöflichen im Niemandsland ausgehoben haben. Bis die Täufer bemerken, dass Amalia verschwunden ist und dass wir uns von der Ochsenherde entfernt haben, hocken wir schon in unserem Versteck. Ich bezweifle, dass Bockelsons Männer uns dorthin folgen werden.

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