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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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inmitten von Farnen, Stapeln von Handtüchern, einem Nachtstuhl und einer großen gerahmten Reproduktion von William Holman Hunts Erwachendem Gewissen. Das Fensterbrett befindet sich fünfzehn Zentimeter über dem Boden, und durch die zarten weißen Musselinvorhänge sehe ich die Maple Street in ihrer ganzen laublosen Pracht. Ein beiger Lincoln Continental rollt träge die Straße entlang. Ich lasse heißes Wasser in die Wanne ein, aber sie ist so groß, dass ich keine Lust habe zu warten, bis sie voll ist, und einfach hineinsteige. Ich vergnüge mich, indem ich mit der Duschvorrichtung im europäischen Stil herumspiele und die Deckel von ungefähr zehn Shampoos, Duschgels und Haarkuren abschraube und an allen rieche, beim fünften bekomme ich Kopfschmerzen. Ich singe Yellow Submarine. Im Umkreis von einem Meter wird alles nass.
(12.35 Uhr)
     
    Clare: Janice entlässt mich, und Mama eilt mit Etta zu mir. Etta sagt: »Oh, Clare, du siehst schön aus!« Mama sagt: »Das ist nicht die Frisur, auf die wir uns geeinigt hatten, Clare.« Mama staucht Janice ordentlich zusammen, bezahlt sie dann, und als Mama es nicht sieht, stecke ich Janice ihr Trinkgeld zu. Da ich mich in der Kirche anzie-hen soll, packen sie mich ins Auto, und wir fahren zur St. Basil.
(12.55 Uhr) (Henry ist 38)
     
    Henry: Ich gehe den Highway 12 entlang, ungefähr drei Kilometer südlich von South Haven. Wettermäßig ist es ein unglaublich scheußlicher Tag. Es ist Herbst und gießt in Strömen, zudem ist es kalt und windig. Ich habe nur eine Jeans an, bin barfuß und bis auf die Haut durchnässt. Mir fehlt jede Orientierung, in welcher Zeit ich mich befinde. Ich will nach Meadowlark, in der Hoffnung, im Leseraum trocken zu werden und vielleicht eine Kleinigkeit zu essen. Als ich die pinkfarbene Neonreklame einer Billigtankstelle sehe, halte ich, obwohl ich kein Geld bei mir habe, schnurstracks darauf zu. Ich gehe in die Tankstelle und bleibe einen Augenblick stehen, das Wasser strömt auf den Linoleumboden, ich schöpfe Atem.
    »Bei dem Wetter bleibt man am liebsten im Haus«, sagt der dünne ältere Herr hinter der Theke.
    »Ja«, antworte ich.
    »Autopanne?«
    »Nein, nein.« Er mustert mich eingehend, bemerkt die nackten Füße, die nicht der Jahreszeit entsprechende Kleidung. Ich denke nach, täusche Verlegenheit vor. »Meine Freundin hat mich rausgeworfen.«
    Er sagt etwas, das ich jedoch nicht höre, weil ich auf den South Haven Daily blicke. Heute ist Samstag, der 23. Oktober 1993. Unser Hochzeitstag. Die Uhr über dem Zigarettenständer zeigt 13.10 Uhr an.
    »Ich muss mich beeilen«, sage ich zu dem alten Mann und bin schon unterwegs.
(13.42 Uhr)
     
    Clare: Ich stehe in dem Klassenzimmer, in das ich in der Vierten ging, und trage mein Brautkleid. Es ist aus elfenbeinfarbener moirierter Seide, mit viel Spitze und Staubperlen. Mieder und Ärmel sind eng geschnitten, aber der Rock ist weit, reicht bis zum Boden und hat eine Schleppe aus zwanzig Metern Stoff. Ich könnte zehn Liliputaner darunter verstecken. Ich komme mir vor wie ein Festwagen bei einer Parade, und Mama nutzt die Situation voll aus; sie fummelt an mir herum, macht Fotos und will mich überreden, noch mehr Make-up aufzulegen. Alicia, Charisse, Helen und Ruth, die Brautjungfern, wuseln aufgeregt in gleichen türkisen Samtkleidern umher. Da Charisse und Ruth beide klein sind, Alicia und Helen hingegen groß, sehen sie aus wie seltsam zusammengewürfelte Pfadfinderinnen, aber wir haben uns darauf geeinigt, in Mamas Anwesenheit souverän damit umzugehen. Sie vergleichen ihre gefärbten Schuhe und können sich nicht einigen, wer den Brautstrauß fängt. Helen sagt: »Charisse, du bist schon verlobt, du solltest gar nicht erst versuchen, ihn zu fangen«, worauf Charisse die Achseln zuckt und entgegnet: »Nur zur Sicherheit. Bei Gomez weiß man nie.«
(13.48 Uhr)
     
    Henry: Ich sitze auf einem Heizkörper in einem muffigen Raum voll Schachteln mit Gebetbüchern. Gomez geht rauchend auf und ab. Er sieht blendend aus in seinem Frack. Ich komme mir vor wie der Gastgeber in einer Spieleshow. Im Gehen schnippt Gomez die Asche in eine Teetasse. Er macht mich noch nervöser, als ich ohnehin schon bin.
    »Hast du den Ring«, frage ich zum zigsten Mal.
    »Ja. Ich hab den Ring.«
    Einen Augenblick lang bleibt er stehen und sieht mich an. »Willst du einen Schluck trinken?«
    »Ja.« Gomez holt einen Flachmann hervor, reicht ihn mir. Ich drehe den Verschluss ab und nehme einen Schluck. Ein sehr

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