Die Frau des Zeitreisenden
Runde Billard gespielt.«
Ben stößt erleichtert die Luft aus. »Danke.«
»Kein Problem.« In Bens Augen schimmern Tränen. Ich biete ihm mein Taschentuch an, und er nimmt es, gibt es dann aber unbenutzt zurück und entfernt sich auf der Suche nach dem Männerklo.
(19.04 Uhr)
Clare: Alle nehmen zum Essen Platz, nur Henry ist nirgends zu finden. Ich frage Gomez, ob er ihn gesehen hat, aber er bedenkt mich nur mit einem seiner typischen Gomez-Blicke und versichert mir, Henry werde jeden Augenblick hier sein. Kimy nähert sich uns, in ihrem rosa Seidenkleid sieht sie sehr zerbrechlich und besorgt aus. »Wo ist Henry?«, fragt sie mich.
»Ich weiß nicht, Kimy.«
Sie zieht mich zu sich und flüstert mir ins Ohr: »Ich habe gesehen, wie sein Freund Ben einen Stapel Kleider aus dem Salon gebracht hat.« Oh, nein. Wenn Henry wieder in seine Gegenwart zurückgereist ist, wird das schwer zu erklären sein. Vielleicht könnte ich sagen, dass ein Notfall dazwischengekommen ist? Irgendein Vorfall in der Bibliothek, der Henrys sofortige Anwesenheit erfordert hat. Aber seine Kollegen sind alle hier. Vielleicht könnte ich sagen, dass Henry an Gedächtnisschwund leidet und davongelaufen ist...
»Da ist er ja«, sagt Kimy und drückt meine Hand. Henry steht in der Tür und überfliegt die Menge. Als er uns sieht, kommt er herbeigerannt.
Ich küsse ihn. »Grüß dich, Fremder.« Er ist wieder in der Gegenwart, mein jüngerer Henry, mein Mann, der hierher gehört. Henry nimmt meinen Arm, dann Kimys Arm und führt uns zum Essen.
Kimy kichert und sagt etwas zu Henry, das ich nicht verstehe. »Was hat sie gesagt?«, frage ich, als wir Platz nehmen. »Sie wollte wissen, ob wir eine Ménage à trois in der Hochszeitsnacht planen.« Ich werde krebsrot. Kimy zwinkert mir zu.
(19.16 Uhr)
Henry: Ich hänge in der Clubbibliothek herum, esse Kanapees und lese in einer kostspielig gebundenen und vermutlich noch nie aufgeschlagenen ersten Ausgabe von Herz der Finsternis. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie der Clubmanager auf mich zusaust. Ich schließe das Buch und stelle es ins Regal zurück.
»Tut mir Leid, Sir, ich muss Sie leider bitten zu gehen.« Kein Hemd, keine Schuhe, kein Service.
»Gut.« Ich stehe auf, und als der Manager mir den Rücken zuwendet, schießt mir das Blut in den Kopf und ich verschwinde. Am 2. März 2002 komme ich zur mir, ich liege auf unserem Küchenboden und lache. Das wollte ich schon immer erleben.
(19.21 Uhr)
Clare: Gomez hält eine Rede:
»Liebe Clare, lieber Henry, Familie und Freunde, Mitglieder der Jury ... halt, das streichen wir. Meine teuren Geliebten, wir haben uns hier an diesem Abend an den Gestaden im Land des Singledaseins versammelt, um Clare und Henry unsere besten Wünsche für die Reise auf dem schönen Schiff der Ehe mitzugeben. Und auch wenn wir mit einem traurigen Auge sehen, wie sie den Freuden des Singledaseins Lebewohl sagen, sind wir guten Mutes, dass das viel gepriesene Land des ehelichen Glücks eine mehr als angemessene neue Adresse sein wird. Einige unter uns werden sich den beiden vielleicht sogar bald anschließen, es sei denn, uns fällt noch eine Möglichkeit ein, um dem zu entgehen. Und so lasst uns einen Toast ausbringen: Auf Clare Abshire DeTamble, eine wunderschöne Künstlerin, die jedes Quäntchen Glück verdient, das ihr in ihrer neuen Welt widerfahren möge. Und auf Henry DeTamble, einen verdammt feinen Kerl und absoluten Glückspilz: Möge sich das Meer des Lebens spiegelglatt vor euch ausbreiten, und möget ihr immer den Wind im Rücken haben. Auf das glückliche Paar!« Gomez beugt sich zu mir und küsst mich auf den Mund, und einen Augenblick lang erhasche ich seinen Blick, dann ist es auch schon vorbei.
(20.48 Uhr)
Henry: Wir haben die Hochzeitstorte angeschnitten und gegessen. Clare hat den Brautstrauß geworfen (Charisse fing ihn auf), und ich habe Clares Strumpfband geworfen (das ausgerechnet Ben in die Finger fiel). Die Band spielt Take theA Train, unsere Gäste tanzen. Ich habe mit Clare und Kimy, mit Alicia und Charisse getanzt; jetzt tanze ich mit Helen, die eine ziemlich heiße Nummer ist, und Clare mit Gomez. Ich wirble Helen lässig herum, als ich sehe, wie Celia Attley Gomez ablöst, der sich wiederum zwischen Helen und mich drängt und übernimmt. Während er mit ihr entschwebt, geselle ich mich zu den Leuten an der Bar und beobachte Clare und Celia beim Tanz. Ben kommt zu mir. Er trinkt Selter. Ich bestelle mir einen Gin Tonic.
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