Die Frau des Zeitreisenden
Daddy es zur Arbeit trägt und eine Krawatte mit aufgedruckten Fischen und einen roten Pullover. Außerdem den gelben Bademantel den Daddy immer anhatte als ich klein war und er roch noch nach Daddy. Die Kleider packte ich in eine Tüte und die Tüte stellte ich in den Schrank im Vorraum. Mark sah mich als ich aus dem Vorraum kam und sagte Was machst du da, Arschloch ? Und ich sagte Nichts, Arschloch da zog er mich an den Haaren und ich trat ihn ganz fest auf den Fuß und schon fing er an zu heulen und wollte mich verpetzen. Ich ging nach oben in mein Zimmer und spielte Fernsehen mit Mr Bear und Jane, wo Jane ein Filmstar ist und Mr Bear sie fragt wie es ist wenn man ein Filmstar ist und sie antwortet eigentlich wäre sie viel lieber Tierärztin aber weil sie so unglaublich schön ist muss sie Schauspielerin sein und Mr Bear sagt Tierärztin könnte sie vielleicht noch sein wenn sie alt ist. Da klopfte Etta und sagte Warum trittst du Mark auf den Fuß? und ich sagte Weil Mark mich grundlos an den Haaren gezogen hat worauf Etta meinte Ihr zwei geht mir schwer auf die Nerven und damit marschierte sie ab und die Sache war erledigt. Abends aßen wir nur mit Etta weil Daddy und Mama zu einer Party gingen. Es gab Grillhähnchen mit Erbsen und Schokoladenkuchen und Mark bekam das größte Stück aber ich sagte nichts weil ich die Schneebesen abgeschleckt hatte. Nach dem Essen fragte ich Etta ob ich rausgehen darf und sie fragte ob ich Hausaufgaben hätte und ich antwortete Rechtschreibung und Blätter für den Kunstunterricht mitbringen und sie sagte Hauptsache du bist wieder da bevor es dunkel ist. Also holte ich meinen blauen Pullover mit den Zebras und die Tasche und ging hinaus und zur Lichtung. Aber der Mann war nicht da und ich setzte mich eine Weile auf den Stein und dann dachte ich mir vielleicht sollte ich lieber ein paar Blätter sammeln. Ich ging in den Garten zurück und suchte ein paar Blätter von Mamas kleinem Baum einem Ginkgo wie sie mir später sagte und noch ein paar Blätter vom Ahorn und der Eiche. Als ich dann wieder zur Lichtung zurückging war er immer noch nicht da und ich dachte mir Naja, wahrscheinlich hat er nur erfunden dass er kommen will und er wünscht sich gar nicht so dringend eine Hose. Ich dachte vielleicht hat Ruth ja Recht denn ich hatte ihr von dem Mann erzählt und sie sagte das würde ich mir nur ausdenken weil Leute im wirklichen Leben nicht verschwinden nur im Fernsehen. Vielleicht war es auch nur ein Traum so wie damals als Buster starb und ich geträumt habe es ginge ihm gut und er wäre in seinem Käfig aber dann wachte ich auf und kein Buster war da und Mama sagte Träume sind anders als das wirkliche Leben, aber genauso wichtig.
Langsam wurde es kalt und ich dachte vielleicht sollte ich die Tasche einfach dalassen und wenn der Mann kommt kann er seine Hose nehmen. Ich ging also wieder den Pfad zurück da hörte ich ein Geräusch und jemand sagte Aua. Verdammt, das war hart. Und dann hatte ich Angst.
Henry: Bei meiner Ankunft schlage ich mit voller Wucht gegen den Stein und schürfe mir die Knie auf. Ich bin auf der Lichtung, wo sich die Sonne wie in einem Gemälde von J. M. W. Turner in einem spektakulären Farbenrausch aus Rot und Orange hinter den Bäumen verabschiedet. Außer der Einkaufstüte mit den Kleidern ist niemand da, woraus ich blitzschnell folgere, dass Clare sie zurückgelassen hat und heute vermutlich ein Tag kurz nach unserem ersten Treffen ist. Clare ist nirgends zu sehen, und ich rufe leise ihren Namen. Keine Reaktion. Ich wühle die Kleidertüte durch. Da ist eine Hose aus kräftiger Baumwolle und eine herrliche braune Wollhose, eine grässliche, mit Forellen bedruckte Krawatte, ein Harvard-Pullover, ein weißes Hemd aus edlem Leinen mit Schmutzrand am Kragen und Schweißflecken unter den Armen, der feine seidene Bademantel mit Philips Monogramm und einem großen Riss über der Tasche. Alle Kleidungsstücke sind mir wohl vertraut, bis auf die Krawatte, und ich freue mich, sie wiederzusehen. Während ich die Baumwollhose und den Pullover anziehe, preise ich Clares angeborenen guten Geschmack und Verstand. Mir geht es blendend; bis auf die fehlenden Schuhe bin ich für meinen Aufenthalt in der Raum-Zeit-Welt bestens gewappnet. »Danke, Clare, gut gemacht«, rufe ich leise.
Erstaunt sehe ich sie am Eingang der Lichtung auftauchen. In der Dunkelheit, die jetzt schnell hereinbricht, wirkt Clare winzig und ängstlich.
»Hallo.«
»Hallo, Clare. Danke für
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