Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
junior: »Die Banane hat Ethylen produziert und wird irgendwann oxidieren und zu einer neuen gasförmigen Verbindung abgebaut.«
Der Pastor sagte: »Danke für Ihren Beitrag«, und fuhr fort. »Irgendwann wird Yvonnes Körper zerfallen, doch ihre Seele wird im Reich Gottes ewiges Leben erlangen und in eurer Erinnerung weiterleben.«
Brian junior lachte.
Der Pastor bat die Gemeinde, erneut niederzuknien, während er ihnen einen Abschnitt der Auferstehungsgeschichte aus der King-James-Bibel vorlas. Nur Ruby blieb stehen. Sie deutete auf ihre Knie, formte mit den Lippen das Wort: »Knie!« und schüttelte den Kopf.
Als er fertig gelesen hatte, blickte der Pastor auf die Gemeinde. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, sah auf die Uhr und gähnte. Er fand, es war Zeit für den Abschiedssegen. Er räusperte sich, wandte sich zum Sarg und sagte: »Wir wollen nun Yvonne Primrose Biber der Gnade Gottes, unseres Schöpfers und Erlösers, anempfehlen.«
Brian junior sagte ziemlich laut: »Schöpfer? Wohl kaum.« Und als befände er sich in einem Seminar für Fortgeschrittene, fügte er hinzu. »Variation plus diffe- renzielle Fortpflanzung plus Vererbung gleich natürliche Selektion. Darwin – Gott, 1:0.«
Der Pastor sah Brian junior an und dachte: »Armer Kerl, Tourette ist eine grausame Krankheit.«
Alexander dachte: »Wann ist das hier endlich vorbei? Wie lang dauert diese triste Zeremonie noch?«
Bei der letzten Beerdigung, auf der er gewesen war, gab es einen Gospelchor, Steeldrums, und es wurde getanzt. Die Leute hatten die Hüften geschwungen und die Arme in die Luft geworfen, als wären sie tatsächlich froh, dass der Verstorbene sich bald bei Jesus befinden würde.
Als der Pastor die Worte sprach: »Wir vertrauen Yvonne deiner Gnade an, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, der tot war und lebendig ist und mit dir herrscht, jetzt und für immer«, sagte die Gemeinde: »Amen«, als wäre sie aufrichtig dankbar, dass die Zeremonie endlich vorbei war.
Vier Totengräber schritten feierlich den Gang hinauf, stemmten den Ökosarg auf die Schultern und marschierten den Gang zu den Klängen von »Rawhide« wieder hinunter, aus der Kirche hinaus und zum notdürftig ausgehobenen frischen Grab.
Die Trauernden folgten.
Brian sang leise mit Frankie Laine mit. Er ließ eine imaginäre Peitsche knallen und sah sich eine wilde Viehherde über die texanische Prärie treiben.
Während der Sarg zum Grab getragen wurde, schlossen sich einige der Engelsanbeter aus der Bowling Green Road dem Trauerzug an, allen voran Sandy Lake und ihr Anarchofreund William Wainwright.
Sandy trug eine einzelne Lilie, die sie in Mr. Barthis Laden gekauft hatte. Eigentlich hatte er den gebundenen Blumenstrauß aus sechs Stängeln nicht teilen wollen, aber sie war so penetrant, dass er schließlich klein beigab. Später erzählte er seiner Frau, dass er darüber nachdachte, den Laden aufzugeben und sich einen Job zu suchen, wo er nicht mit Menschen interagieren müsse.
Seine Frau hatte geschimpft: »Ha! Jetzt willst du also mit Robotern spielen? Du willst noch mal studieren und ein Diplom in Robotik machen? Bis dahin bist du siebzig, du fetter Esel! Und ich werde verhungert sein, und unsere Kinder werden in der Gosse landen!«
Während er sich Fertigreis auffüllte, wünschte Mr. Barthi zutiefst, er wäre nicht so offen zu seiner Frau gewesen. Es war sowieso schon ein trauriger Tag für ihn. Mrs. Yvonne Biber war eine gute Kundin und ein interessanter Gesprächspartner gewesen, im Gegensatz zu ihrem Sohn.
Außerdem vermisste er Mrs. Eva Biber. Er pflegte extra für sie eine Kiste Heinz-Tomatensuppe beim Großmarkt zu kaufen. Sie aß jeden Tag einen Teller zum Mittagessen. Niemand sonst in ihrer Familie mochte die Suppe, jeder hatte sein eigenes Lieblingsessen.
In der Bowling Green Road tauschten die gegnerischen Gruppen in der Menge Schreie und Beleidigungen aus. Die Vampir-Anhänger beschimpften die Harry-Potter- Fraktion.
In einem Versuch, den Lärm auszublenden, hatte Eva sich die Aufgabe gestellt, sich all ihre Lieblingslieder ins Gedächtnis zu rufen, von der Kindheit bis zum heutigen Tag. Angefangen hatte sie mit Max Bygraves »I’m A Pink Toothbrush«, dann mit den Walker Brothers, »The Sun Ain’t Gonna Shine (Anymore)«, weitergemacht und versuchte gerade, sich an Amy Winehouses »Back To Black« zu erinnern. Sie wusste, dass sie eine gute Stimme hatte – und ein absolutes Gehör. Es regte sie auf, wenn professionelle
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