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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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mit Marmelade, nicht alles zusammen! Wer isst denn alles drei zusammen?«
    Alexander sagte ruhig: »Jemand, der exzentrisch ist, vielleicht? Jemand, der nicht aufstehen kann oder will? Jemand, der von anderen Exzentrikern belagert wird?«
    Eva zog die Käsescheiben heraus und verschlang die Brote mit Marmelade, bis der Teller leer war. Sie leckte sich die klebrigen Finger sauber.
    Alexander sah zu.
    Er sagte: »Ich hol die Kinder von der Schule ab, dann fahr ich nach Hause. Ich wollte mich verabschieden.«
    Eva sagte: »Das klingt so endgültig.«
    »Ich kann das nicht, Eva. Es ist, als würde man sich um ein undankbares Baby kümmern.« Er bückte sich und küsste sie auf die Wange.
    Sie drehte ihm den Rücken zu. Sie hörte ihn gehen, seine Schritte im Flur, die Haustür, die Schreie und Pfiffe der Menge, als er daran vorbeiging, seinen Motor, die Gangschaltung, als er um die Ecke bog, und dann nichts mehr.
    Sie war allein.
    Sofort vermisste sie ihn.

60
    Brians Schuppen quoll von Titanias Habseligkeiten geradezu über. Er hatte ihr verboten, noch mehr aus jenem Haus anzuschleppen, das sie einst mit ihrem Mann geteilt hatte, doch es gab einige Dinge, ohne die sie nicht leben konnte: ihre Herbst- und Wintergarderobe, das walisische Spinnrad, das sie aus Florida mitgebracht hatte, die postmoderne Kuckucksuhr von Habitat, die viktorianische Chaiselongue, die sie für £50 bei einem Trödler gekauft hatte, den sie für naiv hielt (bis sie die Holzwürmer entdeckte und £500 plus Mehrwertsteuer für die Restaurierung zahlen musste).
    In dem Anbau, den sie Küche nannten, manövrierte Brian seinen massigen Körper zwischen Titanias Sachen hindurch. Gereizt blickte Titania von ihrem Buch auf, Hadronen und Quark-Gluon-Plasma. Gerade hatte sie an den Rand geschrieben: »Widerspruch zu Prof Yagi. Siehe sein Aufsatz in JCAP Vol.865, 2 (2010).«
    Sie sagte: »Brian, du echauffierst dich wie eine alte Frau. Ich weiß, meine Sachen sind dir im Weg, aber ich kann sie ja nicht einfach zurücklassen, oder? Schon gar nicht, seit er das Haus vermietet hat.«
    Brian bemühte sich, vernünftig zu klingen, und sagte: »Tit, ich gestehe, ich bin ein bisschen genervt, mein Haus mit dem Müll zu teilen, den du im Laufe der Jahre angesammelt hast, aber habe ich mich je beschwert? Nein. Bin ich froh, wenn er weg ist? Ja.«
    Titania sagte: »Bitte! Wenn du noch ein einziges Mal eine Frage stellst und sie selbst beantwortest, dreh ich dann durch und tu dir etwas an? Ja, das tue ich!«
    Sie verfielen in missmutiges Schweigen, denn beide wussten, wenn sie jetzt weiter machten, wäre es, als würde man die relative Sicherheit eines Schützengrabens bei Ypern verlassen und sich in das Gemetzel auf dem Schlachtfeld stürzen.
    Während der langen, angespannten Stille rekapitulierte Titania ihre Affäre. Es war mitunter recht spannend gewesen, und welcher andere Mann brachte schon Verständnis und Mitgefühl auf, wenn die Partikel ungezogen waren und sich nicht ihren Theorien entsprechend verhielten?
    Brian stieß sich den Knöchel am walisischen Spinnrad. Er schrie: »Scheißding!« und trat dagegen. Kräftig.
    Er konnte ja nicht wissen, dass das Spinnrad für Titanias Rückzug aufs Land stand – sie und Brian würden Hühner halten, und es gäbe einen gutmütigen Hund mit einem schwarzen Fleck am Auge. Sie würden mit Flecki zum Dorfladen gehen und die Natur und die Himmel und Teleskop holen. Sie würde säckeweise Wolle bei der Genossenschafts-Schaffarm kaufen, sie spinnen und Brian einen Pullover im Muster seiner Wahl stricken. Sie konnte weder stricken noch nähen, aber dafür gab es ja Kurse. So kompliziert konnte das ja nicht sein. Das Seeing würde im hügeligen Wales gut sein. Im Planetarium in Powys gab es einen winzigen Stützpunkt der Weltraumwacht. Sie würden sich mit den Wissenschaftlern dort vernetzen, und Brian würde als Berater tätig sein. Er war ein renommierter und angesehener Astronom. Die Stoßzeiten für Schulführungen konnten sie locker meiden.
    Titania sah das Spinnrad auf sich zurollen, die Holzspeichen klapperten. Sie kreischte, als wäre das Rad eine verirrte wärmegesteuerte Rakete. Sie schrie: »Mach nur weiter! Tritt ruhig meine ganzen Sachen kaputt! Du bist so ein Tyrann!«
    Brian schrie zurück: »Möbel kann man nicht tyrannisieren, Weib!«
    Titania brüllte: »Kein Wunder, dass Eva verrückt geworden ist und in einem Zimmer ohne Möbel wohnt. Du hast sie dazu getrieben!«
    Zu ihrer Verblüffung schlängelte sich

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