Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
Vom Netzwerk:
können zehn Jahre lang einen Anteil von Hos Gehalt einbehalten. Das Geld kann
    direkt von seinem Bankkonto abgebucht werden.« Er hoffte auf Mr. Qus Spieltrieb.
    Mr. Qu schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Was ist Ihnen das Wertvollste in Ihrem Leben, Mr. Lin?«
    Mr. Lin blickte zur Seite und sagte: »Meine Frau, sie ist mein Ein und Alles.«
    Auf dem Rückweg setzte Mrs. Lin sich auf halber Strecke hin, dort wo einst ihre Haustür gewesen war.
    Ihr Gesicht war gerötet, und sie sagte zu ihrem Mann: »Diese Schande, oh, diese Schande.«
    Mr. Lin zog die internationalen Postanweisung aus der Tasche und sagte: »Es war nur ein Geschäft.«
    Sie sagte: »Aber er hat uns gedemütigt.«
    »Wieso?«
    »Er hat uns keinen Tee angeboten.«

59
    Evas Ahornbaum war dicht belaubt und bot ein flirrendes limonengrünes Blätterdach zwischen dem Fenster und der Menschenmenge auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Eva konnte Sandy Lake zwar nicht sehen, doch sie hörte Tag und Nacht ihre verstörenden Botschaften. Laut gerichtlicher Anordnung musste Sandy mindestens 500 Meter Abstand zur Bowling Green Road 15 wahren. Doch sie verstieß regelmäßig gegen die Auflage und versuchte, ermutigt von der lahmen Reaktion der Polizei, ins Haus einzudringen und Alexander zu provozieren.
    Sie bedrängte und schubste ihn dann und schrie: »Aus dem Weg, Nigger! Ich muss mit Oberengel Eva sprechen!«
    Als Alexander auf Evas Drängen endlich Anzeige bei Wachtmeister Hawk erstattete, bagatellisierte der Polizist Sandys »Störwert«.
    Er sagte: »Ja, ja, sie ist ein bisschen überschwänglich, aber ich persönlich mag das bei Frauen. Ich bin schon mit Frauen ausgegangen, die nach den ersten Minuten praktisch gar nichts mehr gesagt haben.«
    Alexander erwiderte mit Nachdruck: »Dann laden Sie die Frau zu einer Pizza ein, und ich garantiere Ihnen, dass Sie nicht mal die Vorspeise überstehen. Sie ist psychisch schwer krank. Und Sie müssten wissen, wie viel Zündstoff das Wort ›Nigger‹ für einen Schwarzen hat. Mich stört das nicht mehr, aber wenn zufällig ein paar gelangweilte schwarze Jugendliche vorbeikommen, tragen Sie, Wachtmeister Hawk, die Verantwortung für die Ausschreitungen.«
    Wachtmeister Hawk sagte: »Nein, ich würde die Situation sofort entschärfen. Ich war bei einem Deeskalationstraining. Mr. Tate, warum versuchen Sie es nicht mit Humor? Nächstes Mal, wenn sie ›Nigger‹ sagt, kontern Sie einfach mit ›Fettkloß‹! Wenn sie sich näherkommen, wird Mrs. Lake begreifen, dass Sie auch nur ein Mensch sind, so wie sie. Sagen Sie ihr, dass auch in Ihren Adern rotes Blut fließt.«
    Alexander blickte in Wachtmeister Hawks unschuldiges und ignorantes Gesicht und begriff, dass nichts, was er sagte, Eindruck bei diesem Polizisten machen würde. Er hatte seinen Geist im Jugendalter verschlossen und in der Polizeischule zubetoniert. Er würde ihn nicht wieder öffnen.
    Eva lag auf dem Bett, den Blick zur Tür gewandt. Es war ein heißer Sommertag und die Hitze und das Surren der Fliegen nervten sie. Sie sehnte sich nach jemandem, der mit einem Tablett mit Essen und Trinken hereinkäme.
    Hunger löste bei ihr Panik aus. In letzter Zeit war sie mehrmals auf sich gestellt gewesen, wenn Alexander anderswo Jobs erledigte.
    Was würde sie tun, wenn eine Woche lang niemand kam? Würde sie aufstehen und nach unten in die Küche gehen oder würde sie liegen bleiben und sich gestatten zu verhungern – darauf zu warten, dass ihre Organe versagten, eines nach dem anderen, bis das Herz seufzend aufgab, das Gehirn nach ein paar letzten Signalen die Nervenbahnen kappte und das helle Licht am Ende des Tunnels erschien?
    Eva stellte sich das Innere ihres Körpers vor, die unzähligen Zellen, kleiner als ein menschliches Haar dick war. Das Immunsystem des Körpers, das bei drohender Krankheit die guten Abwehrzellen zu einer Krisensitzung einberief. Die Zellen, die einen Anführer wählten, der die Entscheidung traf, ob man die Krankheit willkommen hieß oder abwehrte. Wie eine Demokratie im antiken Athen.
    Sie fragte sich, ob wir unser eigenes Universum in uns tragen, ob wir die Götter sind.
    Alexander klopfte und kam mit einem DIN-A4-Zettel herein. Als er sah, wie erhitzt und erschöpft sie aussah, sagte er: »Bist du heute bereit dafür?«
    »Keine Ahnung. Wer ist draußen?«
    »Die üblichen Wirrköpfe. Die neuen stehen auf der Liste.« Er blickte auf den Zettel und versuchte, seine eigene Handschrift zu entziffern. »Ein

Weitere Kostenlose Bücher