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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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Gefrierpunkt sank. Er hatte ihn mit Petroleum aufgefüllt und etwas davon auf seine Hose und Schuhe gekleckert. Dann steckte er sich eine Zigarette an, ließ das Streichholz fallen und …« Brian versagte die Stimme. Zu ihrer Besorgnis standen ihm Tränen in den Augen.
    Eva sagte: »Du brauchst nicht …«
    »Das Haus roch noch jahrelang nach Sonntagsbraten«, sagte Brian. »Es war höchst befremdlich. Ich habe mich in meinen Büchern vergraben …«
    Eva sagte: »Mein Vater starb bei der Arbeit. Es ist niemandem aufgefallen, bis die Hühnerpasteten ohne die Pilze über das Fließband liefen.«
    Brian fragte: »War er Fabrikarbeiter bei Pukka Pies? Ich habe dort selbst ein paar Schichten geschoben, als ich Student war. Ich war für die Zwiebeln in der Rinderpastete zuständig.«
    »Ja«, sagte Eva. »Er war intelligent, hat aber mit vierzehn die Schule abgebrochen. Er hatte einen Bibliotheksausweis«, sagte sie zur Verteidigung ihres toten Vaters.
    Brian sagte: »Wir hatten Glück. Wir Babyboomer haben vom Sozialstaat profitiert. Kostenlose Ausgabe von Milch, Orangensaft, Penizillin, kostenlose medizinische Versorgung, kostenlose Bildung.«
    »Kostenloses Studium«, sagte Eva und fügte mit missglücktem Brooklyner Akzent hinzu: »Ich hätte was werden können, zumindest ein klasse Boxer.«
    Brian war verdutzt. Er kannte nicht viele Filme.
    Eva schob die Heirat mit Brian während der unendlichen drei Jahre ihrer Balz immer wieder auf, weil sie hoffte, er würde ihren sexuellen Funken zünden und ihr Verlangen wecken, doch das Brennholz war feucht und die Streichhölzer aufgebraucht. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, ihren Mädchennamen Eva Brown- Bird für Eva Biber aufzugeben. Sie hatte ihn bewundert und den Respekt genossen, den man ihr auf Universitätsfeiern entgegenbrachte, doch in dem Moment, als sie ihn vor dem Altar stehen sah, mit kurz geschorenem Haar und ohne Bart, war er ihr fremd.
    Als sie neben ihm stand, flüsterte jemand – eine weibliche Stimme – vernehmlich: »Sieht nicht nach einer heißen Hochzeitsnacht aus.«
    Notdürftig unterdrücktes Gelächter wogte durch die kalte Kirche.
    Eva fröstelte in ihrem weißen Spitzenhochzeitskleid, sie war wie gelähmt durch die Schrecklichkeit von Brians Frisur. Um Geld zu sparen, hatte er es selbst geschnitten, mit einem Schergerät mit Hinterkopfspiegel aus einem Katalog.
    Die Biber-Familie hatte die Kirchenbänke auf der rechten Seite belegt. Sie waren keine attraktive Sippe. Es wäre stark übertrieben gewesen, sie als biberartig zu bezeichnen, aber irgendetwas an ihren Vorderzähnen und dem glatten braunen Haar … Man konnte sich unschwer vorstellen, wie sie durchs Wasser wuselten und den Stamm einer jungen Weide anknabberten.
    Auf den Kirchenbänken linkerhand saßen die Brown-Birds. Es gab reichlich Dekolleté zu sehen, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Sie waren mit Pailletten, Federn, Rüschen und Edelsteinen geschmückt. Sie waren beschwingt, sie lachten und zappelten herum. Manche begutachteten die Bibel auf der Ablage vor sich, ein Buch, mit dem sie nicht vertraut waren. Die Raucher kramten in Hosen- und Handtaschen nach Kaugummi.
    Als Brian die Urkunde unterschrieb, sah Eva sein Haar aus einem anderen Blickwinkel. Dabei fiel ihr sein ungewöhnlicher Hals auf, wohl der dünnste Hals, der je außerhalb des thailändischen Padaung-Stammes gesichtet wurde. Während sie als Mann und Frau den Gang hinuntergingen, bemerkte sie seine winzigen Füße und sah, als er sein Jackett aufknöpfte, seine mit Raketen, Sputniks und Planeten verzierte Seidenweste. Sie mochte Pferde, aber sie wollte doch nicht, dass Bilder davon über ihr Hochzeitskleid galoppierten.
    Noch bevor sie das Kirchenportal erreichten, wo der Fotograf sie mit seinem Stativ erwartete, war jede Liebe, die Eva je für Brian empfunden hatte, verpufft.
    Da waren sie seit elf Minuten Mann und Frau.
    Nach Brians Rede an der Hochzeitsfrühstückstafel, in der er weder seiner Frau noch den Brautjungfern Komplimente machte, sondern die verdutzten Hochzeitsgäste stattdessen um volle Unterstützung für sein neues Weltraumprogramm bat, mochte Eva ihn nicht einmal mehr.
    Niemand wundert sich über die Tränen einer Braut – manche Frauen weinen vor Glück, manche vor Erleichterung –, doch wenn die Braut länger als eine Stunde schluchzt, ist ihr Mann zwangsläufig ein wenig irritiert. Und wenn er seine Frau nach dem Grund für die Tränen fragt und als Antwort erhält: »Du. Tut

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